Foto: Daniel Bergs
So schön kann Teamgeist sein. Doch klappt es meistens nicht von allein, die Strukturen müssen stimmen.

Teambuilding

Wenn Teamgeist schwindet – 5 Tipps zur Wiederbelebung

Gemeinsame Unternehmungen sind sicherlich eine Lösung. Ebenso wichtig aber sind organisatorische Veränderungen. Wir haben mit einer Bereichsleitung, einer Coachin und einer Pflegepädagogin gesprochen    

1. Gemeinsame Pausen ermöglichen

Die kurzen Zusammenkünfte im Pflegealltag sind sehr zweckorientiert: Es geht meistens um die Arbeit, um Patienten oder Bewohner oder Organisatorisches. Kein Wunder: Die Schichten überlappen sich meistens nur noch um eine halbe Stunde, die Besetzung ist auch nach der Pandemie extrem knapp (die Krankheitsausfälle sind immer noch hoch, weil inzwischen andere Infektionskrankheiten zu Corona hinzukommen). So gehen heute viele Kolleginnen und Kollegen allein in die Pause. Das beklagen gerade ältere Pflegende, die noch die Zeiten der gemeinsamen Tasse Kaffee kennen.

„Hier hilft es, ein Gespür für Situationen zu entwickeln“, sagt Susanne Vathke, die als Coach in der Altenpflege arbeitet. „Vielleicht gibt es doch Momente, in denen bei den meisten nichts wirklich Dringendes anliegt. Manchmal ist es doch auch Gewohnheit, immer weiter zu arbeiten, weil man das Viele, das noch zu tun ist, immer vor Augen hat. Da hilft es gelegentlich, sich zu sagen, dass der kurze gemeinsame Plausch mit Kollegen auch seinen Sinn hat, dass er der Atmosphäre guttut.“ Das wirke sich letztlich auch positiv auf Patienten oder Bewohner aus. „Allerdings gehört dazu auch eine Leitung, die das zulässt, und nicht immer nur auf offenkundige Effizienz dringt“, sagt Susanne Vathke, die auch ein Buch über das Thema geschrieben hat: „Mitarbeiterführung in der Altenpflege“.

2. Tägliches Reflektieren zu festen Zeiten

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Da hat eine Mitarbeiterin eine gute Idee für den Umgang mit schwierigen Besuchern; die Stationsleitung möchte den Kollegen für ihr Engagement danken. Doch schon schiebt sich eine umfangreichere Übergabe dazwischen. Damit die Dinge, die das gesamte Team eigentlich zufriedener machen könnten, auch gesagt werden, empfiehlt sich eine tägliche kurze und systematische Reflexion.

3. Kollegiale Beratung mit Supervisorin

Mit einer strukturierten Gesprächsrunde, einer Mischung aus Supervision, kollegialer Beratung und „einfach mal reden.“ hat das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende in der Pandemie gute Erfahrungen gemacht. Eine Personalreferentin, ausgebildete Supervisorin und Mediatorin, moderierte die freiwillige Gesprächsrunde, die einmal im Monat während der Arbeitszeit mit bis zu zwölf Teilnehmern stattfand. Gesprochen wurde über Arbeitsorganisation, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Selbstfürsorge und teamorientierte Kommunikation.

Die Runden hätten eine neue Vertrautheit geschaffen, berichtet die Moderatorin, auch das Verständnis füreinander bei der Arbeit sei gewachsen. Die Teilnehmer seien „mit einem Lächeln auf dem Gesicht" aus der Beratungsstunde gegangen und hätten „Das tut mir gut“ gesagt.

4. Belastende Situationen ansprechen

Wenn die kollegiale Beratung nicht möglich ist: Nora Wehrstedt, die die Weiterbildung „Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege“ am Klinikum Braunschweig leitet, rät Leitungskräften, aber auch Kolleginnen und Kollegen, belastende Situationen in einer ruhigen Minute (etwa nach der Übergabe oder der Teamsitzung) zu thematisieren. „Es hilft enorm, wenn wir fragen: Wie wurde die erfolglose Reanimation in der letzten Nacht erlebt? Oder: Wie wurde das aggressive Verhalten des Bewohners mit Demenz empfunden, der einen beschimpft, aber auch beißt und tritt? Solche Dinge werden nur selten strukturiert thematisiert, sodass man einen Mehrwert daraus zieht.“

Hinzu kommt, so Brigitte Gwisdorf-Menanteau, Bereichsleiterin im Krankenhaus Göttingen-Weende: „Man kann besser abschließen, wenn man die Situation hinterher bespricht.“ Das gemeinsame Aufarbeiten entlaste die einzelne Pflegekraft.

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5. Teams nicht auseinanderreißen

Nils Dehe sagt, das Management im Sana Klinikum Offenbach habe aus den Fehlern während der Corona-Pandemie gelernt: „Wir verändern dort, wo es räumlich möglich und vertretbar ist, eher Stationsgrößen, als Teams auseinanderzureißen. Es ist besser, dann personell zu unterstützen und darüber zu reden, ob das Team nicht lieber vorübergehend mehr Patientinnen und Patienten versorgt.“

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