Mehr als acht bis zehn Patienten mit ideopathischer Lungenfibrose pro Jahr sind es meistens nicht auf Station 144i. Und doch nehmen sie in unserem Arbeitsalltag viel Raum ein. Die Patienten bleiben lange, 90 Tage, vielleicht auch mehr. Die ideopathische Lungenfibrose gehört zu den seltenen Krankheiten, circa 14.000 Menschen sind in Deutschland betroffen. Das elastische Lungengewebe vernarbt bei ihnen immer mehr (warum weiß niemand genau, deshalb „ideopathisch“), die Lungenbläschen nehmen nur noch sehr schlecht Sauerstoff auf.
Irgendwann hilft nur noch die Lungentransplantation
Das Atmen fällt den Patienten zunehmend schwerer. Irgendwann steht das Thema Lungentransplantation im Raum. Doch die Wartelisten sind lang. Oft vergehen Monate, wenn nicht Jahre, bis es ein passendes Organ gibt. So verschlechtern die Patienten sich weiter. Für eine Transplantation müssen sie aber einen gewissen Grad an Fitness und Mobilität mitbringen. Um diesen aufzubauen, kommen sie auf unser Station der Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie – meistens in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin, wo Herz- und Lungen in Kooperation mit der Charité transplantiert werden. Es geht darum, die Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken.
Für die Lungenmaschine ist intensive Schulung nötig
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
Die ideopathische Lungenfibrose stellt auch für uns gestandene Intensivpflegekräfte eine Ausnahmesituation dar. Das fängt damit an, das die Patienten nicht beatmet werden können: Ihr Lungengewebe ist so zerstört, dass endotracheal zugeführter Sauerstoff ihnen nichts mehr nützt. Sie werden an die Lungenmaschine angeschlossen, die ihr Blut mit Sauerstoff anreichert und Kohlendioxid herausfiltert. Das bedeutet einen enormen Aufwand: Das Gerät muss vorbereitet, der Patient erstmals angeschlossen werden. Für dieses sogenannte Priming sind intensive Schulungen notwendig. Als wir vor zwei Jahren die ideopathische Lungenfibrose in unserem Behandlungsspektrum aufnahmen, gab es im Teamgroßes Interesse, aber auch Widerstände und Ängste.
Die Patienten können leicht verbluten
Das Priming ist nicht das einzige, das Respekt einflößt: Die gesamte Pflege wird durch das ständig laufende extrakorporale Verfahren heikel und komplex. Die Patienten erhalten Antikoagulanzien zur Blutverdünnung, damit sich während des extrakorporalen Verfahrens keine Blutgerinnsel bilden. Das bedeutet: Wir müssen extrem vorsichtig hantieren. Ein herausgerutschter oder -gerissener Schlauch kann bedeuten, dass der Patient verblutet. Den Patienten waschen? Das machen wir am liebsten zu dritt, damit einer immer die Schläuche im Blick behalten kann.
Vor allem die Mobilisation wird zu einer hochsensiblen Angelegenheit. Ich spreche mich für diese mit der Physiotherapeutin und Ärztin ab, gern auch noch mit einem weiteren Kollegen. Meistens verabreden wir uns in der Mittagszeit, wenn es insgesamt ruhiger ist. Wir gehen zum Patienten und gehen das Ganze ganz langsam in seinem Tempo an. Schnelligkeit wäre ohnehin nicht am Platze, da wir mit den Schläuchen ganz vorsichtig sein müssen. Man arbeitet unter großer Anspannung. So etwas machen wirklich nur die ganz Erfahrenen.
Bedrückend: Wenn die Mobilisation nicht klappt ...
Beim Mobilisieren heißt es, die richtige Balance finden zwischen gut zureden, ermuntern und vorbeugen von Überforderung. Die Patienten bekommen leicht Panikattacken, denn unter körperlicher Belastung wird die Sauerstoffnot ja noch größer. Sie werden delirant, fangen an, sich zu wehren. Andere signalisieren, dass sie nur noch schlafen möchten. Das ist bedrückend, denn der Aufenthalt bei uns ist ihre letzte Chance. Wenn es mit der Mobilisation nicht klappt, sinkt ihre Aussicht auf eine Transplantation.
Enge Bindung zu den Patienten
Da die Patienten oft sehr lange bleiben und wir sie so intensiv pflegen, wächst die Bindung. Doch da müssen wir aufpassen: Ich achte darauf, dass nicht immer dieselben die Pflege übernehmen. Andererseits: Bei den vielen Geräten, der Techniklastigkeit müssen wir aufpassen, hinter all den Schläuchen immer den Menschen zu sehen.
Protokoll: Kirsten Gaede