Hier geht es zu den RKI-Empfehlungen für Pflegekräfte zum Maskentragen im Alltags (Seite 6). Der komplette Titel der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts vom 14. April lautet: Prävention und Management von COVID-19 in Alten- und Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Die Haltung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) ist laut aktueller Pressemitteilung eindeutig: „Jede Maske hat mehr Schutzwirkung für Träger und Gegenüber als keine Maske!“ Und: „Besser eine textile Maske aus Extraherstellung als überhaupt keine Maske“.
Stoffmasken auch in Uniklinik Münster und Vivantes-Krankenhäusern
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Bevor das Personal von Alten- und Pflegeheimen ohne ausreichen Schutz arbeite und den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) deshalb nicht folgen könne, sollten „alternative Masken“ verwendet werden, rät die DGKH. Selbst Kranekenhäuser greifen inzwischen auf Stoffmasken zurück - zumindest dort, wo es inzwischen Maskenpflicht für sämtliche Mitarbeiter gibt wie in der Uniklinik Münster und in den Häusern von Vivantes, den größten kommunalen Klinikverbund in Deutschland.
15.000 Stoffmasken in Essen
Die DGKH-Experten verweisen explizit auf jene Nähanleitung für einen „Behelfs-Mund-Nasen-Schutz“ (BMNS), die die Feuerwehr der Stadt Essen veröffentlicht hat. Die Ruhrmetropole lässt aktuell rund 15.000 Stoffmasken von verschiedenen kleinen Organisationen und einer Firma fertigen. Vor ihrem Ersteinsatz sollten die Masken allerdings desinfizierend gewaschen werden, betonen die Hygienefachleute von der DGKH.
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Masken nur personenbezogen verwenden
Die Stoff-MNS könnten gegebenenfalls auch – natürlich personenbezogen – länger getragen werden, etwa eine Schicht oder einen Tag lang. Dies gelte insbesondere für Kontakte mit geringem Übertragungsrisiko. Bei Wiederverwendung müssten die Masken – ebenfalls personenbezogen – gekennzeichnet sein, frei gelagert oder aufgehängt und also nicht in Behältern oder Säcken gelagert werden. „Sie sollen nicht mit Chemikalien desinfiziert werden“, warnen die Hygieneexperten. „Das kontaminationsfreie An- und Abziehen sollte individuell geübt werden. Vorher und nachher ist immer eine Händedesinfektion durchzuführen.“ Eine genaue Anleitung (pdf, Seite 2) bietet auch das Robert Koch-Institut in seiner Empfehlung zu ressourcenschonenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP-Masken.
Die meisten Stoffmasken haben nur zwei Schichten
Bei textilen Masken handelt es sich zwar nicht um Medizinprodukte im Sinne des Medizinprodukterechts. Diese unterliegen normalerweise einer europäischen Normierung. Zertifizierte MNS, auch OP-Masken genannt, bestehen aus mindestens drei Stoffschichten, wobei die mittlere die Filterwirkung hat und die äußere flüssigkeitsabweisend sein muss. Die meisten Schnittmuster, die nun kursieren – auch das Produkt, das der schwäbische Textilunternehmer Wolfgang Grupp auf der Homepage der Firma Trigema anbietet –, sehen aber nur zwei Schichten vor und weisen vor allem keine spezielle Filterschicht auf, heißt es in einem Investigativ-Bericht des SWR.
Es mache aber aus Sicht der DGKH nun „auch keinen Sinn, über eine eventuelle Zulassung textiler Masken als Medizinprodukte nachzudenken, da der Einsatz dieser Behelfsmasken kurz sein dürfte“. Selbstgenähte textile Masken sollten jedenfalls „nur dann zum Einsatz kommen, wenn tatsächlich in der Einrichtung des Gesundheitswesens keinerlei Einwegmasken mehr vorhanden sind.“
Masken statt Mode
Beate Stanek, gelernte PTA, und Meike Thoden, von Haus Bankkauffrau, entwerfen und schneidern eigentlich Kinderbekleidung und Damenmode. Vor zehn Jahren haben die beiden dreifachen Mütter ihre Firma „Bea & Mai“ im niedersächsischen Wilstedt gegründet. Da sie ihre Mode aktuell nicht auf Märkten verkaufen können, haben sie sich spontan auf das Schneidern von Stoffmasken verlegt. Schon am ersten Tag haben die vier Mitarbeiter in Heimarbeit 120 Stück Masken aus doppellagiger Gaze produziert. Profitiert haben zunächst die örtlichen Arztpraxen, aber es hätten sich schon weitere Interessenten wie häusliche Krankenpflege und Kindergärten gemeldet, berichtet Stanek. Auch die Hannoversche Lederdesignerin Petra Warneke (im Bild) hatte Mitte März begonnen, auf Wochenmärkten selbstgenähte Gesichtsmasken aus Baumwolle und Leinen gegen eine Spende anzubieten – Masken für den privaten Hausgebrauch, wie sie sagt. Trotzdem ist die Nachfrage inzwischen so groß, dass sie mit der Textildesignerin Orike Muth zusammenarbeitet und die Masken (siehe Bild oben) online verkauft.
Stoffmasken nicht mit nachhause nehmen!
Einrichtungen und Pflegedienste, die Stoffmasken einsetzen, sollten sich in jedem Fall „unbedingt“ mit der Frage befassen, wie diese gewaschen werden, betont Nora Roßner vom Referat Alter, Pflege, Behinderung des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg. „Man sollte sie immer bei 90 Grad mit einem desinfizierenden Waschmittel waschen. Auf gar keinen Fall sollte man die Masken mit nachhause nehmen, sondern nur zentral waschen.“
Industriell gefertigt besser als selbst genäht
Grundsätzlich vertraut Nora Roßner aber den „Firmen-Masken“ mehr als den selbst genähten: „Die Firmen-Masken halte ich für unbedenklich. Bei selbstgenähten Masken wäre ich vorsichtig, sie sollten mindestens drei-, besser vierlagig sein.“ Gerade bei patientenfernen Tätigkeiten, etwa beim Holen des Essenwagens oder bei der Reinigung, reichten einfache Masken aber wohl aus.
5 Hersteller, die ins MNS-Geschäft eingestiegen sind
Wer sich mit „Firmen-Masken“ eindecken will, kann inzwischen auf verschiedene Anbieter zurückgreifen. Neben den Textilfirmen Trigema, Eterna und Mey ist auch die Bremervörder Thomas Holding, unter deren Dach die weltbekannten Lattoflex-Betten gefertigt werden, mit der Produktion von Mundschutzmasken in zwei verschiedenen Varianten an den Start gegangen. Die Anregung dazu sei von den Mitarbeitern ausgegangen, berichtet Gesellschafter Gunnar Thomas.
Mundschutz aus Stoff mit speziellem Luftfilterfließ
Im Fränkischen haben sich die Firmen Dörr Luft-Technik aus Bürgstadt und Kuhn Maßkonfektion aus Schneeberg zusammengetan. Dörr beliefert Kuhn mit einem speziellen Luftfilterflies nach Ökotex 100 Standard aus recyceltem PET Material, das normalerweise seinen Einsatz im Arbeitsschutz findet. „Mit diesem Material als Inlay können wir eine dreilagige Mundschutzmaske produzieren, die aufgrund des Filtervlies deutlich wirksamer ist als ein einfacher oder auch doppellagiger Mundschutz nur aus Textil“, verspricht Michael Kuhn, Geschäftsführer in dritter Generation des Familienunternehmens.
Dreilagige Maske kann bei 95 Grad gewaschen werden
Als Oberstoff wird ein Stoff von einem portugiesischen Hemdenstoffproduzenten aus 96 Prozent Baumwolle und vier Prozent Elastan verwendet, der nicht nur dem Ökotex 100 entspricht, sondern auch BCI-zertifiziert ist („Better Cotton Initiative“ für nachhaltige Baumwolle). Die Masken sind bei 95 Grad waschbar und somit wiederverwendbar. Mit neun Euro liege der Preis „noch deutlich unter dem, was aktuell auf dem Markt selbst für viel einfachere Masken ohne Filter verlangt wird“, betont Kuhn. Alle öffentlichen und sozialen Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime oder Arztpraxen erhalten die Masken mit einem Rabatt von zehn Prozent.
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Autorin: Birgitta vom Lehn