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Foto: privat/Canva

Burnout-Prophylaxe

Was passiert in einer Mutter-Kind-Kur? Eine Mutter erzählt …

Sandra Brüggemann-Bernardo empfiehlt erschöpften Kolleginnen wärmstens eine Mutter-Kind-Kur. Die Krankenschwester weiß, wovon sie spricht: Die Mutter-Kind-Kur hat sie vor Depressionen bewahrt und ihre kleine Tochter reifen lassen     

Es gibt Momente, da wird einem klar, dass sich etwas ändern muss: „Ich fühlte mich nur noch erschöpft, wollte nur noch in der Ecke sitzen", sagt Sandra Brüggemann-Bernardo. Die Corona-Pandemie hatte die Krankenschwester an ihre Grenzen gebracht. Lockdown und die Kinder den ganzen Tag zu Hause. Dazu die anstrengende Arbeit auf einer Corona-Station. "Covid-19-Patienten brauchen eine viel stärkere Überwachung als andere Patienten, weil sie schwächer sind", berichtet die 41-Jährige. Und dann starb auch noch ihr Vater.

Alle vier Jahre können Eltern eine Mutter-Kind-Kur nehmen 

Was tun in solch einer Ausnahmesituation, in der alles zusammenkommt und das Funktionieren eben nicht mehr funktioniert? „Ich wollte zur Ruhe kommen und die Trauergefühle um meinen Vater zulassen können", sagt Sandra Brüggemann-Bernardo. Sie erinnerte sich, wie gut ihr eine frühere Mutter-Kind-Kur getan hatte, „Deshalb wollte ich gerne wieder eine Mutter-Kind-Kur machen." Aber die letzte war erst zwei Jahre her und eigentlich wird nur alle vier Jahre eine Mutter-Kind-Kur bewilligt. Ob ihr Antrag genehmigt würde? Ihr Mann und ihre Freundinnen waren skeptisch. Aber Sandra Brüggemann-Bernardo versuchte es trotzdem.

Mutter-Kind-Kur, um Depressionen vorzubeugen

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Unterstützung fand sie bei ihrer Ärztin – nicht zuletzt, weil Sandra Brüggemann-Bernardo in der Vergangenheit schon einmal eine Depression entwickelt hatte. Für die Medizinerin bestand kein Zweifel: Die berufstätige Mutter brauchte eine Auszeit. Und zwar jetzt – und nicht erst, wenn sie schon ernsthaft krank geworden ist. Genau hier setzen Mutter-Kind-Kuren an: Sie sollen vorsorgend wirken und verhindern, dass aus einem gesundheitlichen Problem eine Erkrankung wird.

Acht Wochen nach ihrem Kur-Antrag hielt Sandra Brüggemann-Bernardo ihre Bewilligung in Händen, und Mitte April diesen Jahres fuhr die Sauerländerin für drei Wochen nach Bad Salzungen in die Mutter-Kind-Klinik "Maria am See", einem kleinen Haus für maximal 30 Mütter mit ihren Nachwuchs. Ihre viereinhalbjährige Tochter Leni begleitete sie, ihr elf-jähriger Sohn blieb zu Hause beim Vater.

[Was tun, wenn der Antrag abgelehnt wir? Können auch Väter Mutter-Kind-Kuren beantragen? Antworten auf diese und andere Fragen, finden Sie in unserem Artikel Schlaflos, gereizt – wie wäre es mit einer Mutter-Kind-Kur?]

Typische Angebote: Wassergymnastik, Massage, Zumba-Fitness 

Der Tagesablauf in der Kur war klar geregelt: An den Wochenenden verbrachten Mutter und Tochter den Tag zusammen, unter der Woche hatte jede ihr eigenes Programm. Leni war von 8 Uhr bis 15 Uhr in der Kita, und ihre Mutter konnte entscheiden, was sie tun will: An einem der Angebote wie Massage, Wassergymnastik oder Zumba-Fitness teilnehmen oder einfach mal am See oder im Wald spazieren gehen. "Ich habe dieses Mal bewusst nicht so viele Angebote wahrgenommen wie in der vorherigen Mutter-Kind-Kur", sagt Sandra Brüggemann-Bernardo. "Ich wollte Zeit für mich haben, um zu sortieren, wo ich stehe und wohin ich will."

Auch psychologische Gespräche stehen auf dem Programm

Das Mittagessen nahmen Mütter und Kinder in "Maria am See" getrennt, das Abendbrot gemeinsam ein. Die Klinikküche tischte gesunde, vollwertige Kost auf. Ungewohnt für manche Kurgäste. Das Essen habe nicht jeden Geschmack getroffen, erinnert sich Sandra Brüggemann-Bernardo. Wer etwas anderes wollte, habe sich aber selbst Lebensmittel mitbringen können. "Ich war dankbar, nicht kochen und keinen Haushalt versorgen zu müssen", sagt sie. Abends, wenn die Kinder im Bett waren, konnten die Mütter wieder eigene Wege gehen und etwa an Kursen und Vorträge im Haus teilnehmen.

Der Austausch mit anderen Müttern und psychologische Gespräche haben Sandra Brüggemann-Bernardo in der Kur gelehrt, auf das Positive zu schauen, also auf das, was gut in ihrem Alltag mit Kindern und Beruf klappt. Außerdem habe sie gelernt sich abzugrenzen und "die Ohren mal zuzuklappen". Denn "Krankenschwestern neigen dazu, die Ohren sehr weit aufgestellt zu haben", weiß sie aus eigener Erfahrung.

Lernen, sich nicht hetzen zu lassen

Nun, nach der Kur, geht es darum, das Gelernte zu Hause zu integrieren und nicht in alte Muster zurückzufallen. Das heißt: Auf ausreichend Entspannung zu achten, achtsamer mit sich und den Kindern umzugehen, sich nicht immer hetzen zu lassen, sondern lieber mal etwas spazieren zu gehen oder eine halbe Stunde zu meditieren. Ganz wichtig aber auch: Nicht zu streng mit sich sein und sich nicht rügen, wenn man mal etwas nicht hinbekommt!

Auch die kleine Leni hat von der Kur profitiert: "Es tat meiner Tochter gut, mehr Zeit mit mir allein zu haben", resümiert Sandra Brüggemann-Bernardo. "Sie hat sich verändert, ist weniger hibbelig und geistig reifer geworden." Der Umgang mit den anderen Kindern habe dazu beigetragen.

Mutter-Kind-Kur: „Fast besser als ein Urlaub“

Sandra Brüggemann-Bernardo hat die Mutter-Kind-Kur genossen: "Es ist kein Urlaub, aber trotzdem entspannend." Eigentlich sei es sogar besser als Urlaub, weil man so viele Impulse bekomme. Die Hygiene-Maßnahmen wegen Corona haben sie nicht gestört. Ihr Rat an andere Pflegekräfte: „Macht das, beantragt eine Mutter-Kind-Kur – auch wenn Kollegen auf der Station die Nase rümpfen!" Sandra Brüggemann-Bernardo hat jetzt wieder Kraft für ihren Alltag als Mutter und Krankenschwester.

Mutter-Kind-Kur in Kürze

Voraussetzungen: Gesundheitliche Beschwerden wie starke Erschöpfung, Rückenschmerzen, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, chronische Erkrankungen plus verstärkende familiäre Faktoren wie ein Trauerfall oder Erziehungsprobleme. Über 90 Prozent der Kur-Teilnehmer kommen zur Vorsorge in eine Klinik.

Test: Reif für die Kur? Online-Kur-Test des Muttergenesungswerks

Beantragung: Antrag, Attest vom Hausarzt und Selbstauskunft werden bei der gesetzlichen Krankenversicherung eingereicht. Alle nötigen Formulare – auch den Vordruck für das ärztliche Attest – gibt es bei Beratungsstellen. Hier geht es zur Beratungsstellensuche des Müttergenesungswerks: https://www.muettergenesungswerk.de/kur-fuer-mich/beratung

Bewilligung: Grundsätzlich hat jedes Elternteil alle vier Jahre Anspruch auf eine Kur, solange noch ein Kind jünger als 12 Jahre ist. Ausnahmen sind möglich. Zehn Prozent der Erstanträge von Müttern wurden 2020 abgelehnt, bei den Vätern waren es 16 Prozent. Mit Hilfe der Beratungsstellen waren 74 Prozent der Widersprüche in 2020 erfolgreich.

Dauer: In der Regel dauert eine Mutter-Kind-Kur drei Wochen.

Kosten: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Der Eigenanteil liegt bei 10 Euro pro Tag für Erwachsene, Kinder sind von der Zuzahlung befreit.

Kliniksuche: Hier geht’s zur Kliniksuche des Müttergenesungswerks

Autorin: Martina Janning

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