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Krankenpflege

Warum Snoezelen auch auf Intensivstation funktioniert

Das ursprünglich für schwerstbehinderte Menschen konzipierte Konzept Snoezelen erobert nach der Altenhilfe jetzt auch die Intensivstationen. Damit fühlen sich nicht nur die Patienten wohl, berichtet Intensiv-Krankenschwester Nele Nissen in PFLEGEKAMMER interaktiv.

Immer wieder bekommt man im Gespräch den Eindruck, dass sich der Gedanke breitmacht, als Fachkraft in der Pflege könne man doch nicht „viel reißen“. Man sei ja nur der „Handlanger“, die Person, die nur „zuarbeitet“. Die eigene Arbeit sei nur wenig wertvoll im Vergleich zu den Tätigkeiten, die „wirklich heilen und helfen“.

Lieblingsmusik zur Mobilisation auf ITS

Die „heilsame Wirkung“ der Pflege wurde mir wieder ins Bewusstsein gerufen, als ein neues ganzheitliches Konzept auf unserer Intensivstation im Klinikum Mittelmosel eingeführt wurde. Es nennt sich „Snoezelen“. Hier wird mit Lichtern, Düften, Musik oder verschiedensten Materialien, die die Sinne anregen, eine entspannende Atmosphäre im Patientenzimmer geschaffen. Verwendet werden nur die Materialien, die der Patient sich selbst wünscht oder die er mitbringt: Alles kann, nichts muss! Sei es ein Hörbuch zum Einschlafen, der Duft von Lavendel zum Beruhigen oder die Lieblingsmusik zur morgendlichen Mobilisation. Dabei sind die Möglichkeiten breit gefächert.

Singen und Tanzen im Klinikum Mittelmosel

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Zu Beginn war es nicht einfach, dieses Konzept auf unserer Station einzuführen. „Wir haben keine Zeit für sowas, als hätten wir nicht genug zu tun!“, waren die ersten Reaktionen – verständlicherweise. Doch immer mehr Mitarbeiter wurden neugierig, fanden toll, was da im Zimmer vor sich ging, wollten mitmachen und sich beteiligen. So wurde das Snoezelen nach kurzer Zeit zum „Jahresziel“ ernannt. Plötzlich wurde gesungen bei der Waschung, ein Tänzchen gemacht statt der Mobilisation, aus den Zimmern strömte ein angenehmer Duft ätherischer Öle, und Sternenhimmellampen zierten als Einschlafhilfe im Nachtdienst die sonst so sterilen Zimmerdecken.

Wir machen den Alltag bunter

Snoezelen ist nicht per se wie eine Art Zaubermittel, das alles einfacher und überwindbarer macht, denn es ist nur eine Methode, eine Möglichkeit. Die Veränderung erfolgt durch uns selbst, die Pflege! Dadurch, dass wir den grauen Alltag wieder etwas „bunter“ erscheinen lassen, für unsere Patienten – und für uns!

Sie möchten Snoezelen auf Ihrer Station einführen?

Im ersten Schritt sollten Sie mit dem eigenen Team, mit der Stationsleitung und der Pflegedirektion besprechen, ob diese die Umsetzung des Konzepts befürworten. Gibt von diesen Seiten aus keinerlei Einwände, ist es ratsam, sich in jedem Fall in entsprechenden Fort- und Weiterbildungskursen zum Thema Snoezelen zu schulen und nicht einfach blind loszulegen.

Des Weiteren sollten inanzierungsmöglichkeiten geklärt werden. Dann werden Materialien organisiert, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist jedoch, auf folgende Dinge zu achten: Elektrische Gegenstände müssen erst von der Technik auf Sicherheit geprüft und abgesegnet werden. Aus hygienischen Gründen muss eine Reinigung der Materialien mit Desinfektionsmitteln möglich sein, und selbstverständlich darf es sich nicht um Gegenstände handeln, durch die sich der Patient verletzten könnte. Außerdem ist es ratsam, das Snoezelen zu dokumentieren.

Ist alles geklärt und vorbereitet, kann es nun losgehen! Natürlich nur – das ist die wichtigste Voraussetzung –, wenn der Patient auch möchte!

Foto: Klinikum Mittelmosel (Dernbacher Gruppe - Katharina Kasper)

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