Die Fachweiterbildung Intensivpflege wie wie ein Meister im Handwerk, mit entsprechenden Kompetenzen. 
Foto: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
Die Fachweiterbildung Intensivpflege ist wie ein Meister im Handwerk, der Kompetenz-Sprung ist enorm.. 

Beruf und Karriere

Warum sich die Weiterbildung Intensivpflege lohnt

Auf den Intensivstationen haben nur 30 Prozent der Pflegekräfte eine Fachweiterbildung. Dabei bringt die Weiterbildung fachliche und finanzielle Vorteile mit sich – auch die Patienten profitieren. 7 FAQs 

 „Je besser das Pflegepersonal ausgebildet ist, desto höher sind die Überlebenschancen der Patienten“, bringt es Rolf Dubb auf den Punkt. Er ist Fachbereichsleiter Weiterbildung an den Kreiskliniken Reutlingen GmbH und stellvertretender Sprecher der Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität in der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

„Viele Kompetenzen, die man auf der Intensivstation benötigt, sind nicht Teil der Grundausbildung der Pflegeberufe“ ergänzt sein Kollege Arnold Kaltwasser, ebenfalls Fachbereichsleiter und in der DIVI engagiert. „Beispielsweise die Durchführung der Beatmungs- oder ECMO-Therapie oder einer Nieren-Ersatztherapie.“ Daher sei die Weiterbildung zum Fachpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege auch sehr anspruchsvoll. Arnold Kaltwasser: „Wenn man es mit anderen Berufen vergleicht, hat man mit der grundständigen Ausbildung ein Handwerk erlernt, mit der Fachweiterbildung ist man Meister mit den entsprechenden Handlungskompetenzen.“

1. Frage: Was sind die Inhalte der Weiterbildung Intensivpflege?

Laut der Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) beinhaltet die Weiterbildung zum Intensiv- und Anästhesiepfleger unter anderem folgende Themen:

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

  • Bewusstsein, Wahrnehmung, Schmerzen
  • Atmung und Beatmung
  • Herz-Kreislauf-System
  • Ernährung und Ausscheidung
  • Mobilisation, Positionierung, Lagerung
  • Patienten in ihrem sozialen Umfeld 

 Die Weiterbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegeberufe (WBVO-Pflege-NRW) gibt dazu einige konkrete Beispiele:

  • Zukünftige Intensivpfleger sollten in der Lage sein, Patienten aller Altersgruppen und ihre Angehörigen zu den notwendigen pflegerischen Vorgängen zu beraten, anzuleiten und zu unterstützen. Liegt eine eingeschränkte Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit des Patienten vor, sollten sie angemessen darauf eingehen können.
  • Ebenso sollten Sie Patienten und Angehörige dabei unterstützen können, Entscheidungen bei ethischen Problemen zu treffen, beispielsweise bei einer möglichen Therapiebegrenzung oder einem Therapieabbruch.

2. Frage: Welche Voraussetzungen brauche ich für die Weiterbildung Intensivpflege?

  • Die Teilnehmer sollten über eine abgeschlossene Ausbildung in einem Pflegeberuf verfügen. Je nach Bundesland benötigen sie ein (etwa Baden-Württemberg) bis zwei Jahre (etwa Nordrhein-Westfalen) Berufserfahrung, davon mindestens sechs Monate in der Intensivpflege oder Anästhesie.
  •  „Die physische und psychische Belastung ist auf den Intensivstationen nochmal höher als in manch anderen Bereichen. Da sollte man außerdem eine gewisse Resilienz mitbringen“, erläutert Mirko Klein, Mitarbeiter und Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie bei der DGGP (Deutsche Gesellschaft für Gesundheits- und Pflegewissenschaft mbH).
  • „Eine gewisse Technik-Affinität schadet auf der Intensivstation sicher auch nicht“, sagt Rolf Dubb. Schließlich gehöre die Bedienung vieler technischer Instrumente wie Überwachungs- und Beatmungsgeräten zum Alltag von Intensivpflegekräften. Vielleicht ist deshalb der Anteil männlicher Kollegen auf den Intensivstationen, sowie bei den entsprechenden Weiterbildungen, erfahrungsgemäß höher als in anderen Bereichen.

3. Frage: Wo kann ich die Weiterbildung machen?

„Es gibt entweder freie Träger, so wie wir das sind. Oder Anbieter die an eine Bildungseinrichtung innerhalb einer Klinik oder eines Klinikverbundes gebunden sind“, erklärt Mirko Klein. „In Nordrhein-Westfalen sind es rund 35 von den Bezirksregierungen zugelassene Standorte, die die Fachweiterbildung anbieten.“

4. Frage: Wie viel Zeit muss ich investieren?

Je nach Bundesland variiert die Stundenanzahl und Aufteilung der einzelnen Module leicht:

  • In Baden-Württemberg umfasst die Fachweiterbildung in der Intensivpflege und Anästhesie rund 720 Theoriestunden und 2350 Praxisstunden. Sie dauert zwei Jahre. Die Praxisstunden leistet man entweder an seiner Arbeitsstelle oder an einer Klinik der Verbunds Partner ab.
  • In Nordrhein-Westfalen beläuft sich der theoretische Unterricht ebenfalls auf insgesamt 720 Stunden, darunter 90 Präsenztage. Diese finden ganztägig als Blockveranstaltung oder Workshop statt. Für die Praxis müssen die Teilnehmer mindestens 2.100 Stunden absolvieren, davon 1.200 unter Anleitung.
  • In Bayern sind auch 720 Theoriestunden angesetzt. Dazu kommen mindestens 1.800 Stunden in der Praxis.

„Diese Zeit ist sehr intensiv und anspruchsvoll, da der überwiegende Part der Teilnehmer die Weiterbildung berufsbegleitend absolviert“, berichtet Rolf Dubb. „Die meisten sind allerdings derart intrinsisch motiviert, dass sie das Pensum trotzdem gut schaffen.“ Arnold Kaltwasser ergänzt: „Es gibt wirklich nur sehr wenige, die mittendrin abbrechen.“

Der praktische Teil findet auf operativen und anästhesiologischen Intensivstationen, den Intensivstationen der medizinischen Fachbereiche, der Dialyseabteilung, in Operationssälen und im Aufwachraum statt. Gegebenenfalls sind auch Praxiseinheiten in der häuslichen Intensivpflege und Heimbeatmung möglich.

5. Frage: Wie ist der Bedarf an Fachpflegepersonen in der Intensivpflege und Anästhesie?

In Deutschland gibt es 34 Intensivbetten pro 100.000 Einwohnern, in den meisten andren Ländern sind es weniger, in Norwegen etwa nur 8,5, in Dänemark nur 7,8. Doch den deutschen Intensivstationen mangelt es an Fachpersonal. Laut einer Studie des Gesundheitssystemforschers Prof. Michael Simon fehlen dort aktuell bis zu 50.000 Vollzeitkräfte. Aufgrund des demografischen Wandels werden künftig eher noch mehr  Pflegekräfte mit Weiterbildung in der Intensivpflege gebraucht. 

„Wie überall in der Pflege übersteigt der Bedarf auch hier bei Weitem die vorhandenen Fachkräfte“, bestätigt auch Arnold Kaltwasser. „Das liegt zum einen am allgemeinen Personalmangel. Aber auch an den Arbeitgebern, die in einigen Fällen nicht in eine Fachweiterbildung investieren möchten oder können.“ Immerhin fehlten die Mitarbeiter während der Lernzeiten dann auch auf der Station.

Arnold Kaltwasser schätzt den Anteil der fachweitergebildeten Mitarbeiter auf den Intensivstationen auf durchschnittlich etwa 30 Prozent. Pflegekräfte mit dieser Weiterbildung seien nicht nur auf den Intensivstationen der Kliniken sehr begehrt, auch ambulante (Intensiv-) Pflegedienste, Facharztpraxen oder andere medizinische Einrichtungen schätzten die hohe Qualifikation.

6. Frage: Wo kann ich die Weiterbildung machen und was kostet sie?

Üblicherweise übernehmen die Arbeitgeber bis zu 95 Prozent der gesamten Kosten. Wie hoch diese sind, hängt stark vom Bundesland und Träger ab. Laut Mirko Klein variieren sie von etwa 4.000 bis zu 12.000 Euro für den theoretischen Unterricht.

Dabei fallen nicht nur die Kursgebühren ins Gewicht, sondern auch die Stunden, die der Arbeitgeber seine Mitarbeiter für die Weiterbildung freistellt. Mit Gehaltseinbußen müssen aber trotzdem die wenigsten rechnen. „Eine dauerhafte Stundenreduzierung mit resultierender Einkommensminderung ist eher unüblich“, erklärt Mirko Klein. 

Wie Sie Ihren Arbeitgeber von einer Weiterbildungsmaßnahme überzeugen können, lesen Sie hier:

Weitere Informationen:

7. Frage: Was bringt mir die Weiterbildung Intensivpflege?

„Hauptmotivation für unsere Teilnehmer ist tatsächlich die bessere Versorgung der Intensiv- und Anästhesiepatienten“, sagt Rolf Dubb. Trotzdem: Das Gehalt zieht spürbar an in Krankenhäusern, die nach Tarif zahlen – das sind vor allem kommunale Krankenhäuser, Unikliniken und Caritas-Krankenhäuser.  Das liegt unter anderem daran, dass sie in eine höhere Vergütungsgruppe aufsteigen: Examinierte Pflegekräfte, die ohne Weiterbildung auf der Intensivstation arbeiten, haben normalerweise die Gehaltsgruppe P8, Intensivpflegekräfte mit Weiterbildung werden in P9 eingruppiert – das bedeutet meistens gut 200 Euro mehr brutto.

Darüber hinaus gibt es dann oft noch spezielle Zulagen, wie bei Vivantes: Dort erhält jeder in der Eingruppierung P9 noch einmal eine Zulage von 150 Euro. Eine Pflegekraft erhält dort also nach absolvierter Weiterbildung (in Stufe 4) insgesamt 362 Euro mehr Grundgehalt als eine Kollegin ohne Weiterbildung. Das gesamte Brutto-Grundgehalt beträgt 3.810 Euro (in Stufe 4), dazu kommen fast immer noch rund 500 Euro weitere Zulagen für Wechselschichten, Nachtdienst und so weiter.                    

Autorinnen: Melanie Thalheim/kig

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