Foto: Maren Schlenker
„Mit Nikotinersatzpräparaten hat man die körperliche Komponente im Griff und kann sich ganz auf die psychische Abhängigkeit konzentrieren“, sagt Suchtmediziner Rüther.

Rauchstopp

Warum Rauchstopp mit Nikotinpflaster besser klappt

„Mit dem Rauchen aufhören – das schaffe ich allein mit Willenskraft.“ So denkt mancher Raucher. Doch  Suchtmediziner wie Dr. Tobias Rüther von der LMU kommen zu einem anderen Schluss. Teil 5 unserer Rauchstopp-Serie  

Die Halbwertzeit von Nikotin ist so kurz, dass Raucher normalerweise 20-mal am Tag zur Zigarette greifen müssen, um sich eine schnelle Erleichterung zu verschaffen. „Dabei werden gleichzeitig aber auch über Jahre hinweg immer wieder Situationen mit dem Rauchen verknüpft – und diese Konditionierung zu verlernen, dauert ungefähr zwei Monate. Wir setzen die medikamentöse Behandlung und Nikotinersatzpräparate daher so lange ein, bis der Mensch sich wirklich an das rauchfreie Leben gewöhnt hat“, sagt Suchtmediziner Dr. Tobias Rüther, der die Tabakambulanz an der LMU-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in München leitet.

Nikotinpflaster mit Rauchfrei-Kurs kombinieren 

Mit der so genannten Silvestermethode, also dem Rauchstopp von einem Tag zum anderen, schafften es ungefähr fünf Prozent, nach einem Jahr noch rauchfrei zu sein, erklärt der Suchtmediziner. Eine ärztliche Beratung, beispielsweise beim Hausarzt, bringe schon zehn Prozent der Raucher zum Aufhören. Der Königsweg sei aber tatsächlich ein Rauchfrei-Kurs, kombiniert mit Nikotinsubstitution oder Medikamenten in den ersten zwei, drei Monaten. Auf diesem Weg bleiben bis zu 50 Prozent der Raucher dauerhaft abstinent.

Am besten Nikotinpflaster und Nikotinkaugummi

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

Eine große Auswertung der evidenzorientierten Cochrane Deutschland Stiftung von 63 Studien (insgesamt  41.509 Teilnehmer) zeigt außerdem: Gleichzeitig ein Nikotinpflaster und eine weitere Form von Nikotinersatztherapie (etwa Kaugummi, Lutschtabletten, Spray) anzuwenden, ist erfolgversprechender als nur ein Nikotinersatzprodukt zu nutzen. „Etwas mehr als 17 Prozent der Personen, die ein Pflaster mit einer anderen Maßnahme kombinierten, konnten mit dem Rauchen aufhören, verglichen mit etwa 14 Prozent derjenigen, die eine einzelne Form von Nikotinersatztherapie anwendeten“, heißt es in einer Mitteilung der Cochrane Stiftung von 2019. 

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Wichtig: hochdosierte Nikotinpräparate wählen

Vermutlich fördern auch höher dosierte Nikotinkaugummis (4 mg Nikotin) den Entzug besser als Kaugummis mit niedriger Dosierung (2 mg Nikotin). Das gleiche gilt für höher dosierte Nikotinpflaster (25 mg oder 21 mg Nikotin). So empfiehlt Tobias Rüther auch (ab einer mittleren Nikotinabhängigkeit), während der gesamten Entwöhnung konsequent Nikotinersatzpräparate zu nehmen. „Damit hat man die körperliche Komponente im Griff und kann sich ganz auf die psychische Abhängigkeit konzentrieren.“

Autorinnen: lin/kig

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