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Pflege als Beruf

Warum diese fünf Pflege-Azubis ihren Beruf lieben

Weit verbreitet sind die Klagen über hohe Abbrecherquoten, viel zu wenig wird aber auf die Auszubildenden geschaut, denen der Pflegeberuf gefällt 

Der Artikel ist zuerst im Magazin der Pflegekammer Rheinland-Pfalz erschienen (Ausgabe 29)

Oumaima Loubni (20), Ausbildungszentrum Gesundheit und Pflege der Universitätsmedizin Mainz (Foto links oben)

Seit September 2021 befinde ich mich in der Ausbildung zur Pflegefachfrau, zeitgleich absolviere ich den dualen Studiengang „Gesundheit & Pflege" an der katholischen Hochschule Mainz. Ich habe mich bewusst für diesen Beruf entschieden, da hier der Mensch, sein Wohlbefinden, im Mittelpunkt steht – und mich der Themenbereich Gesundheit immer schon interessiert. Mein erlerntes Wissen möchte ich nutzen, um zum einen Erleichterung in die Situation der Patienten und Angehörigen zu bringen und mich zum anderen auf persönlicher Ebene weiterzubilden.

Mir ist es wichtig, dass ich mit einem guten Gefühl zur Arbeit gehe und mit einem besseren Gefühl nach Hause komme, weil ich mit meiner Tätigkeit Menschen jeglichen Alters in erschwerter Lebenssituation helfen kann.

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Mein erster Monat in der Praxis war ziemlich wissens- und erfahrungsreich: Ich war in der Kardiologie eingesetzt und habe entsprechend viele Krankheitsbilder des Herzens konkret kennengelernt. Mir gefielen besonders die strukturierte Arbeitsweise und meine Begleitung durch das Personal vor Ort. Der nächste praktische Block führt mich in die ambulante Pflege – wieder ein neuer Bereich, auf den ich schon sehr neugierig bin.

Nikolina Uremovic (26), Rheinisches Bildungszentrum für Berufe im Gesundheitswesen der Marienhaus Kliniken, Neuwied (Foto ganz rechts)

Ich habe meine Ausbildung im September 2020 begonnen und finde es gut, dass die Generalistik uns einen Einblick in alle Bereiche ermöglicht. Mich zieht es von Kindesbeinen an zu den Älteren – das habe ich von meiner Mutter. Sie arbeitet in der Altenpflege, ist selbst Feuer und Flamme für den Beruf und nahm mich oft mit, als ich noch klein war. Für mich kam nie etwas anderes infrage.

Es geht nichts über die Bewohner. Ich setze mich zu ihnen und höre zu, so oft es geht – sogar meine Pausen verbringe ich mit ihnen. Mich interessiert, wie sie früher gelebt haben, was gut in ihrem Leben war und was sie vielleicht auch schlimm fanden – das unterscheidet sich ja oft wahnsinnig stark von unserer Zeit heute. Sie haben ganz einfach die besten Geschichten.

Eine 103-jährige Bewohnerin werde ich nie vergessen. Ich habe sie gepflegt und begleitet bis in ihren Tod. Sie bekam nie Besuch, aber wir waren eins, ein Team. Mit ihrem letzten Atemzug hat sie mir auf den Weg mitgegeben: Bleib stark; bleib, wie du bist. Sie hat mir gezeigt, dass ich mich auch auf mein Bauchgefühl verlassen kann – und mir geholfen, mit dem Sterben umzugehen.

Mein Team im Josef-Ecker-Stift unterstützt mich sehr, gerade auch, wenn es so nah geht. Und in der Schule können wir ebenfalls über alles sprechen – wir sind eine großartige Klasse. Nach meinem Abschluss möchte ich gern weiter auf der gerontopsychiatrischen Station arbeiten. Ich kläre heute schon Angehörige über Demenz auf, beispielsweise am Tag der offenen Tür im Heim. Wir wissen ja, dass demenzielle Erkrankungen aufgrund der steigenden Lebenserwartung noch zunehmen werden – und wir brauchen Menschen, die damit gut umgehen können.

Pia Schinzel (21), Pflegeschule am Klinikum Ludwigshafen (Foto links unten)

Menschen in allen Bereichen des Pflegeberufs sind von jeher Helden für mich. Aufgrund einer Erkrankung meiner Mutter war ich als Kind oft im Krankenhaus. Ich hatte nie Angst vor diesem Ort, war eher fasziniert – und habe schon damals viel nachgefragt. Mein Wunsch ist, Menschen bei ihrer Genesung zu unterstützen. Daher habe ich im Juni 2020 die Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen.

Beim ersten Praxisblock auf der Chirurgie habe ich bereits viel über den Pflegealltag gelernt. Derzeit bin ich auf der operativen Intensivstation. Hier gefällt es mir sehr, weil die Arbeit so abwechslungsreich ist. Ich kann mein theoretisches Wissen mit der Praxis verknüpfen, es anwenden – und mir wird natürlich auch bewusst, was ich noch lernen muss.

In der Intensivpflege nimmt man die körperlichen und psychischen Herausforderungen noch einmal ganz anders wahr. Doch das Team und die Praxisanleitung sind immer an meiner Seite, wenn ich an meine Grenze komme oder fachliche Unterstützung benötige. Die Versorgung einer offenen Fasziitis hat mich während meines Einsatzes auf der Station besonders beeindruckt.

Daniel Ray Langley (25), Pflegeschule am Klinikum Ludwigshafen (Foto Mitte, unten)

Bereits als Schulsanitäter half ich mit großer Freude meinen Mitschülern. Patienten zu begleiten, zu unterstützen und zu sehen, wie sie am Ende das Krankenhaus gesund und voller Glück verlassen, um wieder am Leben teilzuhaben – das ist heute einer der schönsten Momente meines Arbeitsalltags.

Im Juni 2020 ging meine Ausbildung zum Pflegefachmann los. Die ersten Tage in der Praxis waren die wohl aufregendsten meines Lebens – mit vielen neuen Eindrücken, aber auch vielen Möglichkeiten zu lernen. Im Fokus stand zunächst die Grundpflege: wie ich für den Patienten und auch für mich schonend arbeite, wie ich durch verschiedene Techniken die Lebensqualität eines Menschen verbessern und den Krankheitsverlauf beeinflussen kann. Viele Aufgaben, vor denen ich großen Respekt hatte, erwiesen sich als leichter, als ich dachte – etwa Zusammenhänge zu erkennen zwischen der Anatomie, pathologischen und physiologischen Eigenschaften und der Krankheit an sich. Und dabei immer zu bedenken, welche Auswirkungen selbst die kleinsten Handlungen haben können.

Alles in allem kann ich heute sagen, dass ich mich richtig entschieden habe. Ich möchte meinen Beruf auf bestmögliche Weise ausüben, um mit gutem Beispiel voranzugehen und ein Teil dessen zu sein, was unsere Generation in der Pflege bewirken kann und wird.           

Nicole Wendschuh (38), Diakonissen Pflegeschule Speyer (Foto Mitte oben)

Schon nach der Schulzeit wollte ich Krankenschwester werden. Da ich früh eingeschult wurde, hatte ich allerdings mit sechszehneinhalb bereits meinen Abschluss – und die Kliniken nahmen damals Auszubildende erst mit 18 Jahren an. Daher entschied ich mich stattdessen für die Ausbildung zur Kosmetikerin und Masseurin.

Der Corona-Lockdown brachte die Neuorientierung. Für die Branche waren es schwierige Zeiten – woraufhin meine Schwiegermutter, die in der Pflege arbeitet, sagte: Dann komm doch zu uns! Auch mein Mann bestärkte mich, die ganze Familie machte mir Mut. Dennoch habe ich lange überlegt – der Druck, es zu schaffen, ist hoch, wenn man bereits mitten im Leben steht. Ich hatte die Schule längst hinter mir, hatte seit Jahren nicht mehr solche Stoffmengen lernen müssen und fragte mich: Klappt das noch?

Im Oktober 2021 bin ich dann aber in die Ausbildung gestartet – und all meine Ängste haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. Die zweitälteste Auszubildende in meiner Klasse ist 24 – doch das Alter macht keinen Unterschied. Ich bin in der Schule wunderbar aufgenommen worden, und genauso in der Klinik. Dort beeindruckt mich besonders, wie gut die Pflegekräfte jederzeit das Wohl der Patienten im Blick haben.

Zurzeit bin ich auf der Unfallchirurgie im Einsatz. Hier schätze ich die enge Zusammenarbeit mit anderen Bereichen sehr, beispielsweise mit der Physiotherapie und dem Sozialdienst. Aufgrund meiner früheren Ausbildung habe ich auch keine Berührungsängste im Umgang mit den Patienten, und das Team traut mir schon großes Verantwortungsbewusstsein zu.

Ich freue mich jeden Tag, dass ich nun doch noch meinen Traumberuf verwirkliche. Nach dem Abschluss könnten Weiterbildungen in Wundmanagement und zur OP-Fachkraft nächste Ziele sein – beides interessiert mich sehr.

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