Die Landespflegekammer, die das Allensbach-Institut für Demoskopie beauftragt hat, und die Asklepios Kliniken (in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Schlesinger) nähern sich dem Thema Digitalisierung aus zwei Richtungen: Im Mittelpunkt der Mitgliederbefragung der Pflegekammer geht es primär um Digitalisierung, in der Asklepios-Umfrage um das Thema Bürokratie und Jobzufriedenheit. In beiden Umfragen äußern die Teilnehmer sich eher verhalten über die Digitalisierung.
Kai Hankeln: aufgeblähte Bürokratie durch mehr Dokumentation
Das Marktforschungsinstitut Schlesinger hat bundesweit 200 Pflegekräfte befragt, davon 100 aus Krankenhäusern sowie je 50 Mitarbeiter aus Pflegeheimen und ambulanter Versorgung ganz unterschiedlicher Träger. Zwei Drittel der Befragten stellten in den letzten fünf Jahren eine „deutliche Zunahme“ der Bürokratie für ihren Arbeitsbereich fest. Das sieht auch Kai Hankeln, Chief Executive Officer der Asklepios Kliniken, so: „Diverse Vorgaben und Dokumentationspflichten durch die Kostenträger haben die Bürokratie insbesondere für die Pflegekräfte in den letzten Jahren weiter aufgebläht.“
Nur jeder zehnte der befragten Mitarbeiter ist über das Ausmaß der Bürokratie nicht frustriert gewesen. Auch eine Gehaltssteigerung, die zwei Drittel der Pflegekräfte in den vergangenen drei Jahren erhalten haben, hat nicht wesentlich zur Zufriedenheit beigetragen: 17 Prozent zeigten sich weiterhin unzufrieden, die Mehrheit hat gemischte Gefühle. „Das sollte uns zu denken geben“, so Hankeln weiter. Insgesamt sieht er 90 Prozent der Mitarbeiter durch überbordende Bürokratie belastet.
Kammer-Mitglieder beklagen schlechte Hardware und Software
Eine hohe Belastung durch zunehmende Bürokratisierung verzeichnete auch das Allensbach-Institut, das sogar 1.253 Mitglieder der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz für eine Befragung gewinnen konnte. Durchschnittlich drei Viertel aller Befragten klagten über den hohen Verwaltungsaufwand; unter den in Krankenhäusern Beschäftigten waren es sogar 80 Prozent.
Zwar empfinden 63 Prozent der Befragten eine sehr starke oder starke Digitalisierung im Arbeitsalltag. Gleichzeitig wird jedoch die technische Ausstattung mehrheitlich als unzureichend oder sogar mangelhaft empfunden: Lediglich 15 Prozent beurteilten die Ausstattung mit Computern und anderen Geräten als gut, 47 Prozent finden sie als ausreichend. Ähnlich verteilt fallen die Umfrageergebnisse bei der Frage nach der Software aus.
Über ein schnelles Internet – gerade bei plattformunabhängigen und webbasierten Software-Systemen ein wichtiger Zeitfaktor – können sich in der Allensbach-Umfrage nur elf Prozent der Befragten freuen. 37 Prozent finden ihre Internetanbindung lediglich ausreichend, 35 Prozent sogar mangelhaft.
Allerdings zeigt sich, dass die Aussagen der Befragten auch davon abhängen, in welchem Bereich sie arbeiten. Am stärksten klagen Kammermitglieder in Krankenhäusern über die technische Ausstattung. In den Pflegeeinrichtungen hingegen scheint sich allmählich etwas zu bewegen: Immerhin 34 Prozent der Befragten sagen, die Ausstattung habe sich in den vergangenen zwei Jahren verbessert.
Grundsätzlich scheint die Bereitschaft der Pflegekräfte, sich digitalen Hilfsmitteln zu öffnen, zuzunehmen: Laut Studie bejahen etwa immer mehr Pflegende Online-Fortbildungsangebote.
Asklepios-Umfrage: 78 Prozent sind mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden
Für den scheinbaren Widerspruch, dass trotz zunehmender Digitalisierung der Verwaltungsaufwand wächst, hat Kai Hankeln eine ernüchternde Erklärung: „Da die Digitalisierung trotz einiger Fortschritte in Deutschland im internationalen Vergleich noch weit hinterherhinkt, kann sie die Belastung nicht auffangen oder gar vermindern.“
In der Asklepios-Umfrage gibt es allerdings auch ein Mut machendes Ergebnis: 78 Prozent der Befragten sind generell mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden, und 57 Prozent würden den Pflegeberuf wiederwählen.
Autor: Sven Hunger-Wieland/kig
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