„Ich habe von Anfang an voll auf die Digitalisierung gesetzt“, sagt Dorothea Ullmann. „Bevor ich mich überhaupt mit meinem ambulanten Pflegedienst an den Start gegangen bin, habe ich mir erst einmal die digitale Pflegewelt erschlossen.“ Die Geschäftsführerin des ambulanten Pflegedienstes Ammersbek, am nördlichen Rand der Hansestadt Hamburg verankert, hat damit wohl alles richtig gemacht.
Das zeigt die Entwicklung ihres Pflegeunternehmens: Vor gerade mal vier Jahren mit zwei Pflegekräften gestartet, sind inzwischen 44 Mitarbeiterinnen für 170 Klientinnen und Klienten in Hamburg und Schleswig-Holstein unterwegs. Und weiteres Wachstum ist angepeilt, denn die schwungvolle Mitdreißigerin sucht weitere Mitarbeitende.
Digitalisierung macht Patienten-Betreuung sicherer
Zur Selbstständigkeit kam die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin nach einer längeren Karriere in fast allen Bereichen der Gesundheitsbranche. In Stichworten: zehn Jahre praktische Berufserfahrung in Krankenhäusern (Urologie, Onkologie, Neurologie), ambulanter Pflege sowie in der stationären Pflege als Fachkraft, stellvertretende Pflegedienstleitung, als Pflegedienstleitung sowie als Einrichtungsleitung. Sie arbeitete im Pflegemanagement, war Qualitätsbeauftragte, und beschäftigte sich schon zu Zeiten als die Digitalisierung im Gesundheitswesen noch in ihren Kinderschuhen steckte mit den Möglichkeiten und Chancen der digitalisierten Pflegewelt.
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Dabei geht es Dorothea Ullmann nicht allein darum, mit der Digitalisierung die Pflege-Abläufe möglichst effektiv zu dokumentieren. Natürlich: Tourenplanung, Leistungsnachweise, Patientenakten, Einsatzplanung digital zu gestalten, bedeuten erst einmal weniger Bürokratie, die immer Geld kostet. Aber weniger Büro bedeutet auch mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten, deren pflegerische und medizinische Betreuung durch das digitale Info-Management sicherer geworden ist.
Schluss mit Enträtseln von Geschmiere auf Leistungsnachweisen!
Auch ihre Pflegekräfte profitieren. Effektiverer Einsatz, weniger Büroarbeit, bessere Kommunikation – das trägt zur Arbeitszufriedenheit massiv bei. „Und wenn die tägliche Tour dann dank der perfekten Planung optimal gelaufen ist, dann können meine Pflegekräfte auch früher nach Hause.“
Eine Plage, die Dorothea Ullmann im Rückblick immer noch erschaudern lässt: „Das Geschmiere auf den Leistungsnachweisen muss ich nicht mehr enträtseln.“ Der nächste Schritt in ihrer Digitalisierung ist eine Angehörigen-App. „Das erleichtert die direkte und schnelle Kommunikation mit den Angehörigen. Und wenn dann auch die Leistungsnachweise elektronisch bestätigt werden können, ist das ein weiterer Sprung, um die Bürokratie abzubauen.“
Wobei vieles, was heute an digitalen möglich wäre, nur schleppend umgesetzt wird: die Einführung des E-Rezepts und E-Verordnungen etwa und auch über Telematik-Formate wird mehr gesprochen, als dass sie zu festen Bestandteilen des Alltags geworden sind. Hinzu kommt: Die Leistungsnachweise und Rechnungen zur Abrechnung mit den Kassen müssen weiterhin den analogen Weg gehen. „Wir übermitteln die Abrechnung zwar elektronisch, aber zusätzlich auch auf Papier“ sagt Dorothea Ullmann und schüttelt ungläubig den Kopf: „Das ist jeden Monat ein Baum.“ Die nichts wirklich erklärende Begründung der Kassen: Sie bräuchten derzeit noch die Abrechnungen in Papierform.
Dorothea Ullmann hat alle Förderungsmöglichkeiten ausgeschöpft
Auf Innovationen setzt die Pflegedienst-Betreiberin übrigens auch bei ihrem Fuhrpark: Zwei der 14 Autos sind E-Autos, eine Wallbox wird demnächst installiert. Fahrräder und E-Bikes gehören auch zur mobilen Ausstattung und werden von ihren Pflegekräften ausgiebig genutzt.
Knapp 40.000 Euro hat Dorothea Ullmann bisher in Soft- und Hardware investiert und dabei „alle Förderungsmöglichkeiten“ ausgeschöpft. Geholfen hat ihr dabei der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK): Er hat Wege durch den Dschungel der Förderungsmöglichkeiten aufgezeigt. Denn förderungsfähig sind nicht nur die Investitionen für die digitale Ausrüstung sondern auch damit verbundene Schulungen. „Das muss man aber auch erst mal wissen“, sagt Dorothea Ullmann.
Bis zu 12.000 Euro Förderung ist möglich
Gefördert werden von Staat, Ländern und auch einigen Städten bis zu 40 Prozent der durch die Pflegeeinrichtung ausgegebenen Mittel. Pro Pflegeeinrichtung sind Zuschüsse bis zu 12.000 Euro möglich. Einen guten Überblick über die Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Seite der AOK.
Natürlich lief nicht immer alles glatt. Auch negative Erfahrungen musste Dorothea Ullmann machen. „Ich hatte mich zuerst auf eine preiswerte Software eingelassen. Das war ein Fehler, das kostet im Endeffekt mehr als man spart.“ Nun setzt sie auf die teurere Alternative, „wo alle Prozesse eingebunden sind und die permanent optimiert wird“. Dafür zahlt sie rund 4.000 Euro als jährliche Gebühr.
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3 Tipps für den Software-Kauf
Bei der Auswahl der richtigen Software empfiehlt sie auf diese Punkte zu achten:
- Entscheiden Sie sich für eine Basis-Software, die möglichst umfassend ist und regelmäßig aktualisiert wird
- Behalten Sie bei bei den Erweiterungen der Basis-Software von vornherein die Kosten im Blick, um sich vor überhöhten Preisen zu schützen.
- Versichern Sie sich, dass die Hotline mindestens während der Wochentage zu den allgemeinen Arbeitszeiten erreichbar ist und über eine E-Ticket-Funktion per Mail verfügt.
Ihre vier Jahre Erfahrung als Pflege-Geschäftsführerin fasst sie so zusammen: „Wer heute mit einem ambulanten Pflegedienst erfolgreich sein will, muss die Digitalisierung aller Abläufe in den Mittelpunkt stellen. Wer da nicht mitmacht, hat schon verloren.“
Autor: Hans-Georg Sausse