Lady Diana
Foto: Maren Schlenker
Lady Diana wollte immer "Königin der Herzen sein" - und war es wohl auch.

Aktvierung und Betreuung

Umgang mit Demenz - machen Sie's wie Lady Diana!

Fast alles über Lady Diana ist tausendfach beschrieben: ihr Charme, ihr Stil, ihre Ehe, ihr Tod. Dass sie eine besondere Art hatte, zu schutzbedürftigen Menschen Kontakt aufzunehmen, wird seltener thematisiert

Der Artikel erschien zuerst am 30. August 2019 und wurde am 28. August 2023 aktualisiert. 

Vor 26 Jahren starb Prinzessin Diana an den Folgen eines schweren Autounfalls in Paris. Heute beherrschen ihre beiden Söhne William und Harry mit familiären Streitigkeiten die Schlagzeilen. Lady Diana war ebenfalls mit ihren Eheproblemen in der Boulevardpresse allgegenwärtig, aber stets auch mit ihrem wohltätigen Engagement. Wir können bis heute viel von ihr lernen, wenn es um das Thema Demenz geht.

Erinnern Sie sich noch an die Bilder, die Prinzessin Diana im Gespräch mit Menschen zeigten? Den Kopf leicht vorgebeugt, ihre Augen auf ihr Gegenüber gerichtet, offensichtlich konzentriert und hochaufmerksam. Es war diese dem Menschen zugewandte Art, die ihr nach ihrem Tod den Titel „Königin der Herzen“ einbrachte. Was viele nicht wissen: „Diana hatte während ihrer Schulausbildung einen Kurs besucht, in dem es um die Kontaktaufnahme mit Behinderten ging“, so Hametner, Diplom-Pädagogin, Krankenschwester und Autorin des Buches „111 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz“.

Der „Diana-Effekt“ schaffte es ins Qualitätshandbuch

Was sie hier lernte – und was offensichtlich auch später ihren Kontakt mit Menschen prägte –, lässt sich auch auf den Umgang mit Demenzkranken übertragen. Psychologen sprechen heute vom „Diana-Effekt“ – das Kuratorium Deutsche Altershilfe hat das Phänomen sogar in seinem „Qualitätshandbuch Leben mit Demenz“ aufgegriffen. Und so geht’s:

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

  • Stellen Sie Augenkontakt her. Sitzt oder liegt Ihr Gegenüber oder ist um einiges kleiner als Sie? Dann gehen Sie in die Hocke, begeben Sie sich möglichst auf die gleiche Augenhöhe.
  • Sprechen Sie den Menschen bei seinem Nachnamen an und geben Sie zur Begrüßung die Hand; beobachten Sie, ob die Kontaktaufnahme gewünscht ist. Lesen Sie seine Zeichen, auch nonverbale: Erkennen Sie Freude oder Abneigung?
  • Bitte beachten Sie: Ist der Mensch an einer sehr schweren Form der Demenz erkrankt, wird er den Kontakt über den Händedruck vermutlich nicht mehr erkennen. Berühren Sie ihn stattdessen besser am Oberarm oder an der Schulter, um in den Kontakt zu gehen.

Führen Sie Ihre Gespräche klug und umsichtig!

  • Hören Sie dem Menschen zu. Es klingt so leicht und erfordert doch Übung und Konzentration: Richtiges Zuhören bedeutet, mit der ganzen Wahrnehmung bei dem Gesprächspartner zu sein, ihm möglichst durch Kopfnicken oder kleine Zwischentöne wie „Aja“ oder „Hm“ zu bestätigen, dass man seine Äußerungen gehört und verstanden hat. Wirklich aktiv wird dieses Zuhören, wenn man offene Gegenfragen stellt, den Gesprächspartner ermuntert, mehr zu erzählen.
  • Eine Steigerung ist das Paraphrasieren: Dabei wird Gehörte nochmal in eigenen Worten wiederholt. Klagt der Betroffene etwa, ihm täte „alles weh“, lässt sich entgegnen: „Sie haben also Schmerzen im ganzen Körper?“ Der Effekt: Der Gesprächspartner bekommt die Möglichkeit, das Gesagte nochmal aus anderer Sicht zu hören und kann dazu Stellung nehmen, korrigieren oder bestätigen (etwa: „Nein, nur im Bauch“).
  • Unterstützen können Sie die zugewandte Gesprächshaltung noch, indem Sie sich der Stimmungslage des Betroffenen anpassen, seine Mimik oder Gestik nachahmen, ihn also „spiegeln“.
  • Versuchen Sie gerade bei Menschen, die desorientiert sind, die Stimmung zu ermitteln. Dies aber bitte nicht durch Warum-Fragen, die Demenzkranke nur verunsichert, sondern durch einfache, offene Fragen.
  • Grundsätzlich gilt in Gesprächen mit Demenzkranken: Versuchen Sie, sich in sie einzufühlen, bringen Sie ihnen Wertschätzung entgegen, nehmen Sie eine positive Haltung ein. Hametner: „Eine solche Haltung lässt sich lernen.“

Und wenn im Zuge der Demenz die Sprache verloren gegangen ist?

Auch mit Menschen, die sich nicht mehr über Sprache ausdrücken können, ist eine Verständigung möglich. Grundlegend ist dabei, dass diese Menschen sich weiterhin wahrgenommen fühlen:

  • Achten Sie auf die Signale, die die Person sendet. Klopft eine Heimbewohnerin ständig mit dem leeren Glas auf den Tisch? Dann gehen Sie in Kontakt mit ihr, suchen Sie den Blickkontakt, sprechen Sie sie behutsam an. Lassen Sie sich und ihr dafür Zeit. Vielleicht entspannt allein schon diese Ansprache die unruhige Dame. Und dann kommen Sie dem Grund ihrer Nervösität auf die Spur: Hat sie Durst? Möchte sie woanders sitzen? Ist ihr langweilig? Reagieren Sie entsprechend!
  • Was im Gespräch gilt, gilt auch in der wortlosen Kommunikation: Spiegeln Sie den Kontaktpartner – was hier bedeutet: Lassen Sie sich auf die Klangwelt der Betroffenen ein, wiederholen Sie im Kontakt mit ihnen deren Laute oder Rhythmen.
  • Vertrauen Sie auf Gefühle, die über gemeinsame Aktivitäten wie Singen, Spazierengehen oder Tanzen erzeugt werden können. Auch Feiern, etwa von Geburtstagen oder jahreszeitlichen Festtagen, habe für alte Menschen eine große Bedeutung, erinnert Hametner. „Im heiteren, humorvollen Miteinander lassen sich schöne gemeinsame Stunden verbringen.“

Denn bitten bedenken Sie: Die Worte mögen diesen Menschen verloren gegangen sein, doch ihre Gefühle sind noch immer da, ihre Sinne noch immer aktiv. Und das sollte genutzt werden – für den Kontakt und für die gegenseitige Wahrnehmung. 

Diana wusste es zu nutzen. Wohl weil sie wie Hametner spürte: „In jedem wach gerufenen Sinneseindruck und in jedem wiederbelebten Gefühl steckt ein Stück Identität der Person.“ Und damit schließlich auch: ein großes Stück gelebtes und würdevolles Leben.

Autorin: Romy König

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