„Wenn Menschen miteinander schaffen, haben sie miteinander zu schaffen.” Dieses geflügelte Sprichwort aus dem Konfliktmanagement macht deutlich, dass es normal ist, sich bei der Arbeit und im Team zu streiten. Pflegeteams sind enormen Anforderungen ausgesetzt: versetzte Dienstzeiten, häufig hohe Krankenstände, Arbeiten unter Zeitdruck, Spagat zwischen Klienten und Angehörigen, Begleitung von Menschen in Krisen (Krankheit, Sterben) oder mit speziellen Krankheitsbildern (etwa Demenz), sprachliche Probleme wegen unterschiedlicher Muttersprachen, oftmals schlechte Bezahlung und, und, und ...
Setzen Sie Konflikte auf die Tagesordnung
Je nach Härte des Konflikts sollten Sie ihn gleich in der Dienstbesprechung angehen oder ein spezielles Teamcoaching dafür vorbereiten. In Dienstbesprechungen können Sie Konflikte vorab auf die Tagesordnung setzen. Neben all den pflegerischen Belangen ist das Arbeitsklima mindestens genauso wichtig und sollte Platz in der Dienstbesprechung bekommen. Der Konflikt ist immer dann ein Tagesordnungpunkt, wenn er sich zwischen Kolleginnen oder Mitarbeiterinnen nicht direkt klären lässt und mehr als zwei Personen betrifft.
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Dienstbesprechungen haben einen erheblichen Vorteil: Alle sitzen an einem Tisch und können mit deutlich mehr Ruhe diskutieren und gemeinsam Ideen entwickeln. Es ist hilfreich, wenn wirklich alle mittelbar und unmittelbar Betroffenen anwesend sind.
Betroffene Abteilungen müssen vertreten sein
Sind mehrere Abteilungen betroffen, sollte jeweils ein Vertreter anwesend sein. Gibt es einen offenen Streitpunkt zwischen Pflege und Hauswirtschaft, sollte mindestens eine Vertreterin der Hauswirtschaft dabei sein. Gleiches gilt für Küche, Verwaltung, begleitenden Dienst, Hausmeister oder Heimleitung.
Ist das Thema „sehr heiß” und konfliktgeladen, sollte eine geeignete Person die Gesprächsführung übernehmen. Beachten Sie in disen Fällen: Unterstellen Sie allen Konfliktpartnern eine positive Absicht. Sollten Sie diese
nicht erkennen, fragen Sie nach.Nicht immer lassen sich sofort alle Sichtweisen klären, eine Lösung ist nicht immer gleich in Sichtweite. Vertrauen Sie darauf, dass allein durch das Ansprechen ein Prozess in Gang kommt, der in naher Zukunft zu einer Lösung führen wird.
Verschleppte Konflikte verschärfen sich im Lauf der Zeit
Viele Streitereien beruhen auf Überforderung, Missverständnissen oder einfach nur auf schlechter Laune. Sie lassen sich in einem ruhigen Moment oder in der Dienstbesprechung klären. Manche dagegen wiegen schwerer und wirken – selbst wenn sie oberflächlich bereinigt scheinen – unter der Oberfläche weiter und richten menschlichen und wirtschaftlichen Schaden an.
Es ist wichtig, das Sie als Führungskraft für solche tiefgreifenden Konflikte ein Gespür entwickeln. Es gibt eine Reihe von Anzeichen: Anzeichen für tiefer gehende Konflikte im Team wahr: Mitarbeiter sprechen nicht aufrichtig miteinander, die Atmosphäre ist eisig, der Krankenstand und die Mitarbeiterfluktuation sind unverhältnismäßig hoch. Die pflegerische Versorgungsqualität lässt deutlich nach, die Klienten werden schwieriger, zum Beispiel werden demente Bewohner eines Wohnbereiches unruhiger, weil sie die schlechte Stimmung wahrnehmen.
Greift die Führungskraft diese Streitpunkte nicht auf, können Teamkonflikte ganze Wellen von Mitarbeiterkündigungen und langfristig schrumpfende Klientenzahlen nach sich ziehen. Spätestens dann ist es höchste Zeit für ein Teamcoaching.
Teamcoachings sind ein Zeichen der Stärke
Externe Fachleute, wie etwa Coaches, Trainerinnen oder Beraterinnen, können Ihr Team dabei unterstützen, wieder Durchblick zu gewinnen, Unausgesprochenes auf den Tisch zu bringen, wieder Vertrauen und Freude an der gemeinsamen Arbeit zu finden.
Scheuen Sie sich nicht, ein Teamcoaching in Form von Teamtrainings oder Supervision in Anspruch zu nehmen!
Coachings sind kein Zeichen der Schwäche, sondern der Stärke. Der Stärke nämlich, sich Herausforderungen verantwortlich zu stellen und aktiv nach Lösungen zu suchen. Nebenbei tut es Teams auch einfach gut, Zeit außerhalb der Pflege miteinander zu verbringen und sich auf einer anderen, zutiefst menschlichen Ebene zu begegnen.
Checkliste für die Auswahl des Trainers
Wählen Sie externe Fachleute bewusst aus: Die Trainer sollten sich wirklich auskennen mit den Anforderungen in Pflegeteams, ausreichend ausgebildet sein und zu den Werten Ihres Hauses passen.
Nutzen Sie Kongresse oder Tagungen, um Spezialisten und deren Arbeitsweise für den Bereich Teamcoaching kennenzulernen.
Greifen Sie auf Empfehlungen zurück. Denn: Ein schlechtes Teamcoaching kann die Probleme verschlimmern.
Teamcoachings sind auch ohne aktuellen Anlass sinnvoll
Gönnen Sie Ihren Teams regelmäßige Teamtage, auch ohne dass es Probleme gibt. Wenn Mitarbeiter es gewohnt sind, in guten Zeiten miteinander zu sprechen und einander zu vertrauen, greifen sie darauf in herausfordernden Zeiten zurück.
Sind Sie Pflegedienstleitung oder Wohnbereichsleitung? Seien Sie nah dran. Fragen Sie nach, erkundigen Sie sich nach den Mitarbeitern. Stellen Sie bewusst Kontakt zu Fachleuten her, wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas nicht stimmt. Ein Anruf oder eine E-Mail kostet Sie nichts. Aber schieben Sie es nicht auf die lange Bank.
Autorinnen: Sandra Masemann/Barbara Messer (Bearbeitung für pflegen-online: Michael Handwerk)
Illustration: Andrea Wiedermann