In der legendären Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“ oder in modernen Krankenhaus-Seifernopern wie „Scrubs“ oder „Grey's Anatomy“ wird die Beziehung zwischen Arzt und Krankenschwester oder Altenpflegerin gern rosa gefärbt. Im wahren Leben kann es anders aussehen als in der Flimmerkiste. Im wahren Leben gibt es oft Frust und Ärger. Für die Qualität der Pflege und der medizinischen Versorgung ist die gute Beziehung zwischen dem Arzt und Ihnen als Pflegekraft von entscheidender Bedeutung.
Geben Sie dem Arzt Anerkennung!
Wie erreichen Sie das? Eine der besten Möglichkeiten ist, dem Arzt gegenüber ganz deutlich zu machen, dass Sie seine Kompetenzen anerkennen, ihn also wertschätzen. Das ist keine Bauchpinselei, sondern ein wertschätzender Umgang.
Hier ein Beispiel: In einer Notsituation bitten Sie den Arzt über Telefon um einen schnellen Besuch. „Altenheim zum Guten Hirten, Wohnbereich 3, Berta Schmidt. Herr Dr. Meyer, Sie waren letztes Mal so schnell bei uns, als es einen Notfall bei Frau Günther gab. Damit haben Sie unsere Arbeit sehr unterstützt. Jetzt hat Frau Günther innerhalb von drei Stunden hohes Fieber entwickelt, und sie hat sich heute Vormittag schon zwei Mal erbrochen. Ich bitte Sie, es möglich zu machen, dass Sie heute noch kurz bei ihr vorbeischauen. Wann passt es Ihnen? “
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Die Visite ist ebenfalls eine gute Gelegenheit für Komplimente, wie ein weiteres Beispiel verdeutlicht: „Frau Dr. Müller, bei Ihrem letzten Besuch haben Sie Frau Reisenberger so viel Vertrauen eingeflößt. Haben Sie das gemerkt? Sie war noch Stunden danach ganz beruhigt und hat gar nicht mehr von ihrer Verdauung gesprochen. Sie haben ein feines Händchen, wenn es darum geht, den alten Menschen ihre Angst zu nehmen.“
Wir sind es leider zu wenig gewohnt, Komplimente zu machen. Schade, oder? Denn sie öffnen Türen zwischen und Menschen. Da die Tür zum Hausarzt oft verschlossen ist, nutzen Sie einfach diesen Weg!
Und auf der anderen Seite machen sich Pflegekräfte oft vor den Ärzten klein. Natürlich haben Ärzte in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Status, höher als etwa der einer Pflegekraft. Sie haben auch mehr medizinisches Wissen – keine Frage, schließlich haben sie studiert. Aber: Sie sind beide, als Arzt und Pflegekraft, wesentliche Teile des interdisziplinären Teams Ihrer Klienten. Der eine kann nicht ohne den anderen.
Verdeutlichen Sie dem Arzt auch Ihre eigenen Kompetenzen!
Selbstverständlich ändern Menschen, auch Ärzte, nicht von heute auf morgen ihr Verhalten. Sie tun es noch weniger, wenn ihnen gar nicht bewusst ist, dass andere mit ihrem Verhalten möglicherweise nicht recht klarkommen. Betriebsblindheit kann man das nennen.
Was bleibt Ihnen anderes übrig, als Ihr eigenes Verhalten zu ändern? Eine wirksame Intervention ist hier die Begegnung auf Augenhöhe. Nennen Sie dem Arzt selbstbewusst Ihre Kompetenzen und Stärken. Dann erst kann er wissen, was Sie „alles drauf haben". Hier zwei Beispiele:
- „Guten Tag, Frau Dr. Müller. Ich möchte mich Ihnen vorstellen: Ich bin die frisch ausgebildete Wundmanagerin des Hauses und begleite meine Kollegen ab jetzt bei den Visiten, wenn es um Wunden geht. Ich freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Da wir den neuen Expertenstandard ,Pflege von Menschen mit chronischen Wunden' bei uns eingeführt haben, stelle ich Ihnen jetzt noch unsere Wunddokumentation vor. Wir wünschen uns, dass wir diese mit Ihnen gemeinsam durchführen.“
- - „Herr Dr. Müller, ich spreche mich ganz entschieden gegen die Verordnung der Zinksalbe bei Frau Schlüter als Dekubitusprophylaxe aus. Die Wirkung ist kontraproduktiv. Die Salbe verschließt die Haut und macht uns eine Hautbeobachtung schwer möglich. Die Dekubitusprophylaxe ist primär pflegerische Aufgabe, ich zeige Ihnen gerne, was wir derzeit als Prophylaxe durchführen.“
Lassen Sie sich nicht verschrecken und seien Sie stolz auf Ihr Wissen. Außerdem gibt es im Kontakt mit Ärzten immer einen gemeinsamen Nenner, nämlich den Klienten, setzen Sie diesen als „Joker“ ein.
Autorinnen: Sandra Masemann/Barbara Messer (Bearbeitung für pflegen-online: Michael Handwerk)