Stellen Sie sich das vor: Sie haben morgen frei, wollen ausschlafen und sich später mit einem alten Freund treffen. Plötzlich, am nächsten Morgen, reißt Sie das Telefon aus einem süßen Traum. Ihre Wohnbereichsleitung ist am Apparat: „Könntest Du heute einspringen? Markus und Luise haben sich krank gemeldet. Ich weiß nicht, wie ich den Dienst abdecken soll!“
Aus der Traum? Selbstverständlich wissen Sie, wie es ist, mit zu wenig Personal Klienten versorgen zu müssen. Das bedeutet jede Menge Stress, den Sie Ihren Kollegen nicht antun wollen. Außerdem wissen Sie, dass andere Kollegen auch oft eingesprungen sind. Was ist, wenn Sie selbst demnächst krank sind und keiner einspringen will? Außerdem könnte Ihr Einspringen ein Trumpf sein, denn Sie wollten bald Ihren Urlaubsantrag für den Sommer einreichen.
Wollen Sie wirklich einspringen?
Aber wollen Sie wirklich auf den freien Tag verzichten? Sie haben sich seit Tagen darauf gefreut und ärgern sich, dass Sie überhaupt ans Telefon gegangen sind. Ein innerliches „Nein“ wird schnell zum „Jain“ und kommt am anderen Ende als „Ja“ an. „Na gut, ich komme!“
Sie gehen zum Dienst, haben schlechte Laune, und die Kollegen, Klienten und Angehörigen spüren das genau. „Was für ein Sch...tag“, grummeln Sie vor sich hin.
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Ein Jain macht unzufrieden
Warum ist es ein Sch...tag? Sie haben sich nicht klar entschieden. Weder für ein ehrliches „Ja“ noch für ein ehrliches „Nein“. Sie machen Ihren Dienst mit einem inneren „Nein“. Ein ehrliches „Nein“ wäre gewesen: „Ich habe mich auf diesen Tag unglaublich gefreut und brauche Ihn, um Energie zu tanken. Gerne springe ich beim nächsten Mal wieder ein, heute nicht.“ Punkt.
Ein ehrliches „Ja“ könnte so klingen: „Ich hatte etwas anderes vor, aber das ist nicht so schlimm. Das kann ich verschieben. Ich will die anderen nicht hängen lassen und bin mit guter Stimmung da.“ Und dann sind Sie wirklich gut gelaunt.
Vorgesetzte mögen Mitarbeiter mit Haltung
Die Entscheidung für ein Ja oder Nein liegt bei Ihnen selbst, ebenso die Verantwortung für die Konsequenzen. Wenn Ihnen das bewusst ist, müssen Sie wählen: Können Sie mit der möglichen Konsequenz eines „Neins“ leben? Wenn nicht, dann entscheiden Sie sich lieber für ein „Ja“, aber ganz und gar.
Für Vorgesetzte ist ein „Nein“ im ersten Moment oft unbequem. Langfristig brauchen sie allerdings Mitarbeiter, auf die sie sich verlassen können und die sie beim Wort nehmen können. Sie müssen wissen, was ihre Mitarbeiter können, was sie sich zutrauen, was sie wollen und was nicht, um die Kompetenzen aller Mitarbeiter möglichst gut einzubinden.
Manchmal ist eine taktische Antwort das Beste
Manchmal gibt es vor dem „Ja“ noch einen Wunsch, ein Bedürfnis auf Ihrer Seite. Lassen Sie dies Ihre Vorgesetzte wissen. In Ihrem Unternehmen wird vielleicht eine neue Pflegedienstleitung gesucht und die Heimleitung fragt Sie, ob Sie die Position besetzen möchten. Das würden Sie gern, Sie spüren aber, dass Sie noch Input brauchen, um die Aufgabe verantwortungsvoll zu erfüllen. Dies könnte eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung, eine Fortbildung zum Thema „Führungsverhalten“ oder zum Thema „Schreiben von Pflegeplanung“ oder was auch immer sein. Lassen Sie Ihren Vorgesetzten wissen, unter welchen Bedingungen Sie ein ehrliches „Ja“ sagen können.
Autorinnen: Sandra Masemann/Barbara Messer (Bearbeitung für pflegen-online: Michael Handwerk)