Auch wenn der Rollator eine große Hilfe ist: Das Sturzrisiko muss immer wieder evaluiert werden, denn es bleibt grundsätzlich bestehen.   
Foto: Andrea Wiedermann
Auch wenn der Rollator eine große Hilfe ist: Das Sturzrisiko muss immer wieder evaluiert werden, denn es bleibt grundsätzlich bestehen.   

Expertenstandard

Sturzprophylaxe – wichtige Tipps, häufige Fehler 

Expertenstandards entscheiden im Ernstfall über Erfolg oder Niedergang einer Einrichtung. Lesen Sie die wichtigsten Punkte zur Sturzprophylaxe, die besten Tipps und die häufigsten Fehler

Expertenstandards sollen die Pflegequalität sichern und Bewohner und Patienten vor Schaden bewahren. Deshalb sind die Expertenstandards auch obligater Bestandteil jeder MDK-Qualitätsprüfung. Allerdings sind die jeweils 200 Seiten dicken Abhandlungen des Deutschen Netzwerks zur Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) nicht für jedermann und -frau geschrieben.

Eine hilfreiche Kurzfassung gibt es nicht. Einziges Angebot des DNQP: Man kann von jeden Expertenstandard einen Auszug der ersten Seiten herunterladen. So etwas wie „Das Wichtigste in Kürze“ fehlt.

Hier möchten wir einspringen und Ihnen mit unserem Artikel einen kurzen Überblick bieten.

Expertenstandard Sturzprophylaxe

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

Ein Sturz bringt physische und psychische Folgen mit sich. Dementsprechend sollte jeder Patient mit erhöhtem Sturzrisiko zur Vermeidung und Vorsorge weiterer Stürze eine Sturzprophylaxe erhalten. (letzte Aktualisierung 2022)

Die wichtigsten Inhalte

  1. Am Anfang steht immer die Einschätzung der Risikofaktoren, die sehr unterschiedlich sein können: etwa körperliche Funktionseinbußen (beispielsweise Sehbeeinträchtigungen), Sturzvorgeschichte, glatte Schuhe, mangelnde Haltemöglichkeiten, bestimmte Medikamente.
  2. Die Pflegekraft berät die den Bewohner oder die Patientin über das Risiko und die Maßnahmen. Und stellt sicher, dass auch alle anderen an der Versorgung Beteiligten über das Sturzrisiko informiert sind.
  3. Jeder Sturz muss dokumentiert und analysiert werden. (Warum ist die Person gestürzt? Warum ist sie sturzgefährdet? Was kann getan werden, um einen neuerlichen Sturz oder Sturzverletzung zu vermeiden?) Die Einrichtung muss Zahlen zu Häufigkeit, Umständen und Folgen von Stürzen erheben.

Achtung, so geht es schief!

  1. Sie stellen beim initialen Screening kein Sturzrisiko fest. Nach und nach aber nimmt die Mobilität ab, das Sturzrisiko steigt schleichend - und unbemerkt.
  2. Sie haben die Flickenteppiche rausgeräumt und den Bewohner gut beraten, er trägt jetzt feste Schuhe, benutzt den Rollator. Sie schätzen ihn deshalb als nicht mehr sturzgefährdet ein. Dabei ist er es weiterhin, denn seine Gangunsicherheit oder sein Schwindel sind ja nicht weg. Die Maßnahmen kompensieren das nur.
  3. Sie fixieren einen Bewohner im Glauben, dass Sie ihn vor Stürzen schützen. Das Gegenteil ist der Fall, sagt der Expertenstandard: „Personen, die fixiert wurden, hatten nach Beendigung der Maßnahme ein etwa doppelt so hohes Risiko zu stürzen als solche, die nicht fixiert worden waren.“

[Sie legen Wert auf Exklusiv-Interviews und fundierte Recherche aus der Pflegebranche? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter, damit Sie keinen neuen Beitrag auf pflegen-online mehr verpassen!]

FEM - Freiheitseinschränkende Maßnahmen

FEM – das lässt sich mit „freiheitseinschränkenden Maßnahmen“ genauso gut übersetzen wie mit „Freiheit eines Menschen“.
Artikel lesen

Diese Tipps helfen Ihnen im Alltag

  1. Binden Sie den Bewohner/Patienten in die Entscheidungsprozesse ein. Beraten Sie ihn, wie er selbst sein Sturzrisiko verringern kann. Stellen Sie ihm Möglichkeiten und Interventionen wahrheitsgemäß vor, erläutern Sie Vorteile, aber auch Nachteile. Für Menschen, die ihr Leben lang aktiv waren, ist es wichtig, dass sie das Sturzrisiko nicht als Einschränkung ihrer Unabhängigkeit wahrnehmen.
  2. Informieren Sie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus, die mit dem Bewohner zu tun haben, über das Sturzrisiko: Therapeuten, Ärzte, Hausmeister, Reinigungskräfte, Küchenpersonal. Steht ein Arzttermin an, informieren Sie auch die Praxis.
  3. Nutzen Sie auch Alltagshilfen wie lange Schuhlöffel, Strumpfanzieher, Greifzange, Schuhspikes bei Glatteis.

Mehr Informationen finden Sie auch unter www.dnqp.de

Aktualisierung Sturzprophylaxe 2022: Blick auf Strukturelles 

2022 wurde der Expertenstandard überarbeitet, es handelt sich um Ergänzungen, die vor allem Verantwortlichkeiten und den Umgang mit den Patienten betreffen. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Expertenstandard Sturzprophylaxe: 5 neue Punkte . 

Text: Hanna Lucassen

Expertenstandard Sturzprophylaxe: 5 neue Punkte

Der Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ ist in der zweiten aktualisierten Fassung erschienen. Worauf es jetzt für Pflegekräfte und Einrichtungen ankommt
Artikel lesen

10 Expertenstandards – wichtige Tipps, häufige Fehler 

Expertenstandards entscheiden im Ernstfall über Erfolg oder Niedergang einer Einrichtung. Lesen Sie die wichtigsten Punkte, die besten Tipps und die häufigsten Fehler zu jedem Expertenstandard
Artikel lesen

Wir haben noch mehr für Sie!

Antworten und Impulse für die Pflegeprofession gibt es auch direkt ins Postfach: praxisnah, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für den pflegebrief an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.

Expertenstandard

10 Expertenstandards – wichtige Tipps, häufige Fehler 

Expertenstandards entscheiden im Ernstfall über Erfolg oder Niedergang einer Einrichtung. Lesen Sie die wichtigsten Punkte, die besten Tipps und die häufigsten Fehler zu jedem Expertenstandard

    • Expertenstandard
Teppiche sind eine klassische Sturzquelle.  

Pflege und Praxis

Expertenstandard Sturzprophylaxe: 5 neue Punkte

Der Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ ist in der zweiten aktualisierten Fassung erschienen. Worauf es jetzt für Pflegekräfte und Einrichtungen ankommt

    • FEM, Pflege und Praxis, Pflege und Management, Sturzprophylaxe

Pflege und Praxis

Gute Sturzprophylaxe: Öfter auf dem Boden sitzen

Die Kinästhetik hat ungewöhnliche, aber sehr erprobte Methoden, um älteren Menschen die Angst vor Stürzen zu nehmen und ihre Bewegungsfähigkeit zu verbessern

    • Pflege und Praxis, Sturzprophylaxe
Gerade Pflegekräfte  können Brücken zum Miteinander, zur Gesellschaft bauen.

Deprivationsprophylaxe

Deprivationsprophylaxe: So wichtig wie Sturzprophylaxe 

Verlust von Mobilität, Sinneskraft und Orientierung (Deprivation) führt bei vielen Patienten und Bewohnern zu Depression. 6 Tipps, wie Pflegekräfte während der normalen Pflegearbeit vorbeugen können