Die Mitteilung an Patienten und Besucher ist kurz und knapp: „Wir versorgen in unseren Kliniken Menschen mit einem geschwächten Gesundheitszustand und wollen diese schützen. Deshalb müssen Sie in der aktuellen Coronavirus-Situation in München auf Besuche ganz verzichten. Ausnahmen in besonderen Situationen sind in Absprache mit Medizin und Pflege möglich. Als Patient einer unserer Stationen sprechen Sie dazu bitte mit Ihrer Familie und mit anderen Menschen, die Sie besuchen wollen. Unterstützen Sie uns und schützen Sie sich selbst und andere Patient*innen. Bitte halten Sie stattdessen Kontakt zu Freunden und Familie bevorzugt über das Telefon, nutzen Sie Social Media oder andere Wege. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“
Ausnahmen für Schwerkranke und Kinder gibt es natürlich
So informiert ab 20. Oktober der Krankenhaus-Verbund München Klinik Patienten, Mitarbeiter und Besucher über die wieder verschärften Besuchsregelungen an den fünf Standorten des größten Klinik- und Gesundheitsversorgers in München. Immerhin: Ausnahmeregelungen sollen den Lockdown für einige Patientengruppen erträglich machen: So sei für „Menschen am Ende ihres Lebens, Partner*in rund um das Thema Geburt und Wochenbett“ und Kinder und Jugendliche der familiäre Beistand weiterhin möglich.
Quer durch die Republik schotten sich die Krankenhäuser wieder ab. Seit die Corona-Infektionen in die Höhe schießen und immer mehr Schwerkranke die Betten belegen, werden die Besucherregelungen ähnlich wie zur ersten Corona-Welle im März und April massiv verschärft.
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Sehr detaillierte Regeln im HGH Bingen
Allerdings hat fast jede Klinik eigene Regelungen. Während die meisten Krankenhäuser allgemeine Beschränkungen eingeführt haben, gehen andere ins Detail. So gilt für das HGH Bingen im Mainz-Bingen-Kreis seit Freitag 14 Uhr ein allgemeines Besuchsverbot, Ausnahmeregelungen sind genau festgeschrieben: „Von dieser Regelung ausgenommen sind: Kinder und Jugendliche können von einem Elternteil besucht werden. Während des Besuches darf das Zimmer aber nicht verlassen werden. Schwerkranke oder sterbende Patienten, können von einer Person pro Tag besucht werden. Hierfür muss sich der Besucher aber vorher telefonisch anmelden.“
FFP2-Masken für alle Mitarbeiter im Westpfalz-Klinikum
Auch das Westpfalz-Klinikum mit vier Standorten in Kaiserlautern hat seit dem Wochenende ein allgemeines Besuchsverbot mit Ausnahmeregelungen nach Absprache mit dem medizinischen Personal ausgesprochen. Darüber hinaus werden alle nicht medizinisch notwendigen Behandlungen ausgesetzt. Auch für die Beschäftigten der Klinik wurden die Regelungen verschärft, nachdem bei 16 Mitarbeitern der Corona-Virus nachgewiesen wurde. So ist nun das Tragen einer FFP2-Maske bis auf Weiteres Pflicht. Sollte sich die Corona-Krise weiter verschärfen, will Geschäftsführer Peter Förster bei den Regelungen nachlegen: „Wir werden die weitere Entwicklung sehr aufmerksam beobachten, die Lage täglich neu bewerten und dann unmittelbar reagieren.“
[Lesen Sie auch unseren Artikel über eine große Übersichtsstudie, die zu dem Ergebnis kommt, dass für Pflegekräfte im Krankenhaus FFP2-Masken die beste Lösung sind.]
Auch im lockeren Berlin gibt es strenge Krankenhäuser
Für die Berliner Krankenhäuser hat die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung am 13. Oktober eine Verordnung erlassen, die allgemeine Patientenbesuche nur einschränkt, aber nicht grundsätzlich verboten. So können in den Berliner Kliniken Patientinnen und Patienten einmal am Tag durch eine Person besucht werden, Schwerstkranke und Sterbende unterliegen keinen Beschränkungen. Und: Besuche durch mit der Seelsorge betraute Personen und durch „Urkundspersonen“ sind stets zulässig. Allerdings dürfen die Klinikleitungen nach Corona-Lage die Regelungen stärker einschränken oder auch allgemeine Besuchsverbote festlegen. Davon macht etwa Deutschlands größter kommunaler Klinikkonzern Vivantes in Berlin Gebrauch. Doch herrscht ein allgemeines Besuchsverbot, allerdings gibt es im Urbankrankenhaus - anders als noch im Frühjahr - keinen Wachschutz mehr, der das Besuchsvberbot kontrolliert.
Patienten sollen auch vor Influenza geschützt werden
Zurück nach München. Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, hat nicht nur die in München explodierenden Sars-CoV-2-Infektionszahlen im Blick: „Mit der Influenza hat jetzt eine weitere Infektionskrankheit Saison, die insbesondere bei Risikogruppen schwer verlaufen kann. Auch daher ist es wichtig, dass Patienten im Krankenhaus unter maximal möglichen Sicherheitsvorkehrungen genesen können.“
München Klinik testet auch alle Patienten auf Corona
Die München Klinik, wo im Frühjahr die ersten Covid-19-Patienten in Deutschland behandelt wurden, setzte damals schon lange bevor die Behörden Vorgaben machten, viele Sicherheitsmaßnahmen um, an die der Klinik-Verbund heute anknüpft: Strikte Trennung der Patientenströme, Testung aller Patienten auf Corona, Mitarbeiterschutz.
Besuchsverbot mit Wachschutz - Besucher zeigen Verständnis
Die Besucherströme werden weiterhin durch eine „Security“ kontrolliert, was von den Besuchern akzeptiert werde, sagt Pressesprecher Raphael Diecke: „Unsere Besucher*innen zeigen dafür größtenteils Verständnis. Damit entlasten wir auch die Kolleg*innen, damit diese die Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben haben.“
Nicht wieder wie im Frühjahr soll es diesmal einen Teil-Shutdown der medizinischen Versorgung geben: Das gesamte ambulante und stationäre Behandlungsspektrum steht Patienten weiterhin „vollumfänglich“ zur Verfügung.
Autor: Hans-Georg Sausse