Seit vier Jahren ist die inhabergeführte AdviCura GmbH als ambulanter Pflegedienst in Schöneiche bei Berlin aktiv. Die Leistungen umfassen neben der teilstationären Tagespflege (einschließlich Hol- und Bringdienst) vor allem die Hauskrankenpflege. Gestartet mit vier Mitarbeiterinnen, zählt AdviCura inzwischen 25 Mitarbeiterinnen und Pflegekräfte, die sich am Rande der Hauptstadt um rund 200 Kundinnen kümmern.
Gearbeitet und kommuniziert wird hier digital auf dem neuesten Stand: Zur Grundausstattung der Pflegekräfte gehören Tablets und Smartphones, die mit entsprechenden Software-Tools ausgestattet sind. Dazu zählen inzwischen Programme für Patientenakten, die Dienstplanung und die Dokumentation.
WhatsApp erfüllt nicht die Anforderungen von DGSVO und BDGS
Auch für die Kommunikation zwischen den Pflegekräften ist adviCura nun digital auf sicheren Wegen unterwegs. Der WhatsApp-Chatroom hat ausgedient. Vor anderthalb Jahren hat der Pflegedienst den Messenger-Dienst umgestellt. „Denn wir müssen ja datenschutzkonform arbeiten. Und da fällt WhatsApp durchs Raster“, sagt Daniel Mirke, der bei AdviCura für das Qualitätsmanagement verantwortlich ist.
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Das Raster sind die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Sie geben die Voraussetzungen vor, die bei der Erfassung, Speicherung und Übertragung von Daten erfüllt sein müssen. Zum Beispiel dürfen die sensiblen Gesundheitsdaten der Kundinnen und Kunden nicht auf Servern in den USA liegen – wie bei WhatsApp oder anderen privaten Instant-Messaging-Apps.
Neben dem Datenschutzaspekt als „wesentliches Anforderungskriterium“ gab es für Daniel Mirke , als er vor zwei Jahren den Markt der Messenger „checkte und durchtestete“, noch weitere Punkte, die die Messenger zu bestehen hatten. Erste Erkenntnis: „Alle haben ihre Vor- und Nachteile“.
4 Aspekte, die für adviCura wichtig waren
Wichtig bei der richtigen Auswahl waren für den adviCura-Qualitätsmanager:
- Benutzerfreundlichkeit: Der Messenger sollte ähnlich „wie Whatsapp funktionieren weil den Mitarbeiterinnen diese Benutzeroberfläche schon vertraut war. Man muss ja sehen, dass einige von unseren Pflegekräften nicht mehr die Jüngsten sind und sich mit den neuen Medien etwas schwerer tun.“
- Notfall-Kommunikation: Pflegekräfte, die in der häuslichen Krankenpflege ja meist immer allein unterwegs sind, sollten jederzeit einen Notruf absetzen und Unterstützung anfordern können. Dies kann zum Beispiel erforderlich sein, wenn eine Patientin oder ein Patient gestürzt ist und die Pflegekraft ihn nicht ohne Hilfe aufrichten kann. Oder wenn die Pflegekraft selbst verletzt wird. Der Notruf kommt dann mit einem speziellen Klingelton bei allen Pflegekräften an und ist im Messenger besonders hervorgehoben. Auch lässt sich direkt der Standort der hilfesuchenden Person mitteilen. Kolleginnen, die sich in der Nähe befinden, können rasch abschätzen, wie schnell sie am Einsatzort sein können. Und auch Geschäftsleitung und Assistenz wird informiert. Daniel Mirke: „Das war für uns ein ganz wichtiger Punkt bei der Entscheidung.“
- Einbindendes System: Neben den internen Mitarbeiterinnen können auch Externe an den Messenger andocken. Zum Beispiel behandelnde Medizinerinnen. „Aktuell benutzen wir diese Möglichkeit beim Wundmanagement von Pflegebedürftigen mit dem behandelnden Arzt. Da kann man sich Fotos schnell hin und her schicken, wenn sich die Wunde verändert hat. Der kann dann Versorgungsanweisungen geben.“ Oder: Die Pflegekraft kann auch schnell Rezepte anfordern wenn es nötig ist.“
- Ausbaumöglichkeiten: Der Messenger sollte viele Erweiterungsmöglichkeiten bieten. So denkt Daniel Mirco darüber nach wie man die Angehörigen der zu Pflegenden einbinden kann. „Das wäre schön. Ist auch mit unserem Messenger möglich. Allerdings entstehen da weitere Lizenzgebühren, da muss man sehen, wie das finanziert wird. Aber das steht auf meinem Plan.“
Was er sich aber auch noch von „seinem“ Messenger ganz dringend wünscht, wäre die direkte Einbindung in die Dokumentationskommunikation. „Die läuft noch über unsere normale Unternehmenssoftware. Da muss noch etwas passieren.“
Entschieden hat sich adviCura nach einer Reihe von Tests für den Teamwire-Messenger. Begründung: „Er kann alles, was wir brauchen und das ohne Probleme zu bereiten“, so Daniel Mirke. „Ich musste als Administrator nur die Konten für die Mitarbeiterinnen einrichten, von da an lief das von ganz allein.“ Außerdem laufe die Software stabil. Probleme? „Naja, nur wenn mal wieder einen halben Lebenslauf in den Chat geschrieben hat. Das nervt dann die Kolleginnen.“
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7 wichtige Auswahlkriterien für den Messenger Dienst
Darauf sollten Pflegeeinrichtungen Daniel Mirke zufolge bei der Auswahl eines Messengers achten:
- Möglichst einen deutschen Messenger-Anbieter auswählen, der die Daten auf einer ausfallsicheren Serverinfrastruktur in zertifizierten Rechenzentrum hostet und vollständig verschlüsselt. Zudem sollten die Vorgaben der DSGVO und des BDSG sowie Anforderungen des IT-Grundschutzes erfüllt sein.
- Die bereitgestellten Funktionen sollten alle typischen Anwendungsfälle abdecken, wie etwa den fallspezifischen Austausch, das Erstellen von Verteilerlisten, den digitalen Austausch von Schichtplänen oder das Versenden von Alarmierungen.
- Die Apps sollten einfach und intuitiv zu nutzen sein, und insbesondere auf mobilen Endgeräten wie Smartphones den Pflegekräften eine schnelle und mühelose Zusammenarbeit ermöglichen.
- Den Austausch von Fotos, Videos, Dokumenten sowie Sprach- und Video-Calls unterstützt per Ad-hoc-Kommunikation unterstützen, und eine integrierte Bildbearbeitungsfunktion, wie etwa das Unschärfe-Werkzeug beinhalten, welche die die Anonymität von Patientendaten gewährleistet.
- Ein übersichtliches Administratorenportal bieten, über das zentral und einfach die Benutzerverwaltung und Rechteverteilung gemanagt werden kann.
- Auch wichtig: Die ausgetauschten Nachrichten sollten sich revisionssicher archivieren lassen.
- An die Zukunft denken: Mit einer offenen Programmierschnittstelle (API) lassen sich direkt oder zukünftig Drittsysteme wie die elektronische Patientenakte (ePA) anbinden, um Arbeitsprozesse noch einfacher zu gestalten und Informationsflüsse lückenlos zu gewährleisten.
Gut zu wissen: Derzeit durchlaufen eine Reihe von TI-Messengern Zertifizierungsprozesse bei der staatlichen gematik Gmbh – der Nationalen Agentur für Digitale Medizin. Dies geschieht anhand eines umfangreichen Spezifizierungskatalogs. Erste Zertifizierungen soll es noch im Laufe des Herbstes geben.
Autor: Hans-Georg Sausse