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#jensrennt

OP-Pfleger läuft 429 Kilometer durch Gebirge und Moor

Die Feiertage sind für Jens Wackerhagen aus Hannover Arbeitszeit. Einerseits steht der Pfleger an den Festtagen im Operationssaal, andererseits bereitet er sich auf den Montane® Spine® Race quer durch das winterliches England vor - einen Ultralauf, den er nicht allein aus Fitness-Gründen absolviert.

„Laufen ist ein Geschenk“, sagt der 40-jährige Wackerhagen. „Und das möchte ich auch Kindern ermöglichen, die in ihren Heimatländern keine Chance hätten, es jemals zu lernen.“ Denn diese Kinder sind mit Fehlstellungen – sogenannten Klumpfüßen – auf die Welt gekommen. Operative Korrekturen, hierzulande an der Tagesordnung, sind für sie nahezu ausgeschlossen.

Jeder Kilometer eine Spende

Während seiner Arbeit im Diakovere Henriettenstift kommt Jens Wackerhagen 2015 die Idee, seine Lauf-Passion mit diesem speziellen sozialen Projekt zu verbinden. Er initiiert #jensrennt: Mit jedem von ihm gelaufene Kilometer – und das sind bei diesen Extremläufen einige – wächst der Spendentopf. So konnten inzwischen in Kooperation mit dem Lukas Fonds des Henriettenstifts 16 Kinder erfolgreich operiert werden. Zu den Spendern zählen Familie, Freunde, Bekannte und Unternehmen.

Bis zu 700 Kilometer am Stück

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Jens Wackerhagen erlebt seine „Initialzündung“ für das Laufen 2011. Vorher schon recht sportlich beim Mountainbiken unterwegs, möchte er anfangs nur seine Kondition verbessern. Er mag das Laufen nicht mal besonders. Aber dann macht es Klick und er findet Gefallen an den sogenannten Ultramarathons, die auf der ganzen Welt stattfinden. Dabei werden Strecken von bis zu 700 Kilometer am Stück gelaufen – nur unterbrochen von kurzen Schlaf- und Ruheeinheiten. Doch damit nicht genug: Die Strecken liegen vielfach in unwegsamen Wüsten- oder Bergregionen mit extremen Witterungsverhältnissen. Oft führen sie querfeldein. Sie sind in jeglicher Hinsicht eine Herausforderung – sowohl für die Physis als auch die Psyche der Läufer.

Wackerhagen hat selbst ein Kind

„Die Vorbereitung auf die Rennen ist ein aufbauender Erfahrungsschatz, der über die Jahre gewachsen ist“, sagt Wackerhagen. Für ihn steht gerade der mentale Aspekt im Vordergrund. Die Motivation, Kindern mit seinem Engagement zu helfen, spielt dabei für ihn eine große Rolle. Selbst Vater eines Siebenjährigen, weiß er, wie viel Bewegungsdrang und -freude Kinder haben können. Und dazu sollten sie laufen können.

„Beim Laufen bekomme ich den Kopf frei“

Eine weitere Motivation ist für Wackerhagen das Erleben der Natur während der Läufe. „Rennen ist für mich eine spirituelle Reise“, sagt er nachdenklich. Natürlich will er auch ins Ziel kommen und kein DNF (Did not finish – also nicht ins Ziel kommen) kassieren, aber das ist für ihn zweitrangig. Mit der Natur zu verschmelzen, Jahreszeiten und Wetter unmittelbar zu erfahren, steht an erster Stelle: „Dabei bekomme ich den Kopf frei. Das hat was Meditatives“. So ist er bis heute auch kein einziges Straßenrennen gelaufen.

Bei den Kollegen ist Wackerhagen beliebt

Einen freien Kopf benötigt er auch für seine Arbeit als OP-Fachpfleger. Seitdem er läuft, wäre er nicht mehr so anfällig für Stress, resümiert Jens Wackerhagen. Auf die Frage, ob und welche Unterstützung er aus dem Kollegenkreis erfährt, lacht er herzlich: „Die meisten finden mein Engagement klasse. Viele meinen aber auch, dass ich spinne. Das Extreme meines Hobbys können sie nicht nachvollziehen.“

Wackerhagen sorgt für positive Stimmung

Der Anerkennung seiner Kolleginnen und Kollegen ist er sich trotzdem sicher. Nicht selten fungiert er daher für sein Team als inoffizieller Sprecher, wenn es dienstliche Dinge zu klären gibt. Er wäre eben kein Typ, der mit seiner Meinung hinterm Berg hält. Für ihn ist das absolut wichtig, denn die eigene Arbeit, der Job soll schließlich Spaß machen. Gerade für Pflegekräfte, von denen ja viele resigniert und frustriert sind, ist das ein wegweisender Aspekt – hin zu mehr Selbstbewusstsein und zum Arbeiten auf Augenhöhe.

Laufen bis zu den Highlands von Schottland

Selbstbewusst wird Jens Wackerhagen am 13. Januar 2019 zum Montane® Spine® Race an den Start gehen. Zum wiederholten Mal läuft er sieben Tage, 429 Kilometer, nahezu ohne Pause, quer durch das winterliche England bis in die Highlands von Schottland. Er hofft, dass er dabei nicht wie in der Vergangenheit hüfthohen Schneeverwehungen und eiskalten Blizzards mit 100 Kilometer pro Stunde trotzen muss. Anfang 2018 musste er beim gleichen Rennen kurz vor dem Ziel aus Sicherheitsgründen ausscheiden.

Eine "laufende" Rolle wird der OP-Pfleger und Ultraläufer Jens Wackerhagen übrigens auch beim Deutschen Pflegetag 2019 übernehmen. Mehr darüber erfahren Sie in den kommenden Wochen auf der Webseite des Deutschen Pflegetags. Folgen Sie uns auf Facebook oder Twitter

Autorin: Petra Heyde/KW

Foto (1): privat

Foto (2): Schlütersche

Nähere Informationen zum Projekt #jensrennt und zum bevorstehenden Montane® Spine® Race finden sich hier:

Page not found — The Spine Race

The Montane Spine Race is widely regarded as one of the world’s toughest endurance races
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