Wenn es um Demenz geht, fallen immer wieder die Begriff Validation und Wertschätzung. Es geht - kurz zusammengefasst - darum, Menschen mit Demenz so zu begegnen, dass sie sich verstanden fühlen. Doch wie bewirkt man als Pflegekraft oder auch als Arzt oder Ärztin, dass sich Demenzkranke verstanden fühlen?
Ein Praxisleitfaden für Pflegekräfte und Ärzte
Es hat viel mit Freundlichkeit zu tun. Aber eben nicht nur. Ich kann sehr freundlich sehr komplexe Sätze sprechen - und das ist gerade nicht gefragt im Gespräch mit Demenzkranken. Pflegefachkräfte, Pflegewissenschaftler und Mediziner, die in der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG) seit den frühen 90er Jahren zusammenkommen, haben deshalb einen knappen Praxisleitfaden zusammengestellt, der sich an den aktuellen Stand der Wissenschaft orientiert.
Die 12 praktischen Tipps im Überblick
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
- Stellen Sie Fragen, die auf Details zielen: Was? Wer? Wann? oder auch Ja-Nein-Fragen, aber bitte keine Warum-Fragen - sie überfordern den Demenzkranken und werden leicht als Angriff empfunden.
- Sagen Sie in der Ich-Form, was sie gerade tun oder gleich tun werden, etwa bei der Pflege: Ich werde Sie jetzt in Ihr Zimmer bringen.
- Sprechen Sie in wenigen Worten und in kurzen Sätzen.
- Wiederholen Sie das Gesagte geduldig, wenn es weiterhilft.
- Vermeiden Sie Verneinungen, das verwirrt nur.
- Ersetzen Sie das Subjekt im Satz nicht durch Pronomen (zum Beispiel: er, sie, es), wenn Sie es erneut erwähnen: Der Baum sieht schön aus. Der Baum trägt viele Blätter.
- Sprechen Sie, wenn möglich, im Dialekt des Demenzkranken.
- Sprechen Sie eher ruhig und langsam und nicht in einer zu hohen Stimmlage.
- Lassen Sie der demenzkranken Person ausreichend Zeit zu antworten.
- Spiegeln Sie im eigenen Verhalten das Verhalten des Gegenübers: Wenn die Person steht, sollte auch die Pflegekraft stehen; beide Gesprächspartner reden also auf Augenhöhe miteinander (wörtlich und bildlich gesprochen). Außerdem: Sprechen Sie Demenzkranke immer von vorn, nie von hinten oder von der Seite an.
- Gehen Sie nie davon aus, dass der oder die Demenzkranke gar nichts mehr versteht, achten Sie also verstärkt auf nonverbale Signale und Gefühlsäußerungen [Lesen Sie dazu auch unseren Artikel Folgen Sie diesem Blick - mit Marte Meo verstehen Sie Demenzkranke noch besser]
- Tun nicht so, als ob sie etwas verstehen, wenn das nicht der Fall ist, vermeiden aber dennoch eine Konfrontation.
Neben der ausführlichen Broschüre gibt es noch eine doppelseitig bedruckte Karte als Taschenversion. Beide Varianten können Sie bei der GQMG bestellen (info@gqmg.de oder 02236-96 96 188)
Autor: Michael Handwerk