Foto: Maren Schlenker

MD-Prüfungen

Neue MDK-Prüfung: So vermeiden Sie 8 häufige Fehler

Wie kommen Pflegeheime mit dem neuen Prüfverfahren des Medizinischen Dienstes zurecht? Wir haben beim MD Bayern und MD Mecklenburg-Vorpommern nachgefragt

Seit 2019 müssen sich Kranken-, Senioren- und andere Pflegeeinrichtungen mit dem neuen Prüfverfahren des Medizinischen Dienstes (MD) auseinandersetzen. Allerdings haben sie erst jetzt richtig Gelegenheit, sich praktisch mit dem neuen Prüfverfahren vertraut zu machen. Wegen der Corona-Pandemie sind die Prüfungen bis zum Sommer dieses Jahres ausgefallen. Immerhin: Die meisten Pflegeheime haben das neue Prüfverfahren inzwischen einmal durchlaufen – und die Prüfer gleich Dutzende Male. Wir haben sie nach ihren ersten Eindrücken gefragt und welche Tipps sie Management und Pflegefachkräfte geben würden.

Unsere Gesprächspartner sind Ute Weber von der Externen Qualitätssicherung des Medizinischen Dienstes Bayern und Dominque Labouvie, der beim MD Bayern als Fachberater Grundsatzfragen Pflege und Mitglied der übergreifenden Projektgruppen fungiert. Außerdem haben wir mit Mirabell Kopitzki, Leiterin des Fachbereichs Externe Qualitätssicherung im Medizinischen Dienst Mecklenburg-Vorpommern gesprochen.

Die Pflegefachkräfte dürfen jetzt auch die Prüfer bewerten

Alle drei Prüf-Experten beurteilen das neue Prüfverfahren grundsätzlich als fairer und ergebnisorientierter. „So ist beispielsweise der Besuch zur Prüfung im Gegensatz zu vorher angemeldet. Zwar kann sich eine Einrichtung dadurch darauf einstellen, aber das ist für das Fachgespräch auch von zentraler Bedeutung“, sagt Dominque Labouvie. Auch wenn es den Prüfern bewusst sei, dass es sich letztlich um eine Prüfsituation handele, werde immer ein Gespräch auf Augenhöhe angestrebt. Die Prüfung sei alles andere als ein „One-Way“: „Auch wir als Prüfer dürfen bewertet werden. Das wird sehr gut angenommen“, meint Ute Weber. Auf diese neue Situation müssten sich auch die Prüfer erst einstellen.

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„Prüfer nicht als Gegner betrachten“ 

Auch wenn das Prüfverfahren grundsätzlich eben eine Prüfung ist, sollten Einrichtungen die Prüfer nicht als „Gegner“ betrachten, rät auch Mirabell Kopitzki vom Medizinischen Dienst Mecklenburg-Vorpommern: „Mit solch einer Haltung würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen mit völlig unnötiger Nervosität in das Fachgespräch gehen, das wesentlicher Teil der Prüfung ist. Unsere Prüferinnen und Prüfer und die Pflegefachkräfte haben doch ein gemeinsames Ziel: Es geht darum, gute Versorgungsqualität zu sichern.“

8 praktische Tipps für das neue Prüfverfahren

Doch was heißt das genau: Auf Augenhöhe gemeinsam die Versorgungsqualität sichern? Die MD-Prüfer können diese Frage mit 8 konkreten Tipps beantworten:

1. Die Stichprobenerhebung gut vorbereiten

Das bedeutet etwa: Die Listen, mit denen die als Code vorliegenden Patienten oder Bewohner entpseudonymisiert werden können, schnell zur Hand zu haben. Das spart viel Zeit.

2. Fachgespräch der Bezugspflegekraft überlassen

Je besser die Pflegekraft den jeweiligen Patienten oder Bewohner kennt, desto hochwertiger wird die Diskussion einsteigen.

3. Selbstbewusst ans Fachgespräch herangehen

Die Prüferin oder der Prüfer hat nicht immer recht. Besteht Uneinigkeit über das korrekte Vorgehen in einer bestimmten Pflegesituation, ist es möglich, die Differenz im Pflegebericht zu erwähnen.

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4. Den Medizinischen Dienst nicht als Feind begreifen

Idealerweise betrachten Management und Fachpflegekräfte den Medizinischen Dienst als Instrument, das beispielsweise vor Betriebsblindheit schützt und die Einrichtung qualitativ weiterbringt.

5. Der Prüferin wertschätzend entgegentreten 

Es ist kontraproduktiv, dem MD-Prüfer – wenn auch nur in Gedanken - negative Motive zu unterstellen. Arbeiten Sie bewusst gegen eine solche Haltung. Dann entsteht eine angenehme Grundatmosphäre, die die Prüfung erleichtert.

6. Die Pflegedokumentation nicht unterschätzen

Die Pflegedokumentation bleibt – auch wenn andere Aspekte jetzt mehr berücksichtigt werden – ein wesentliches Steuerinstrument. Die Daten-Triangulation ist entscheidend: Was steht in der Dokumentation? Was vermittelt die Pflegekraft? Wie äußert sich der Patient?

7. Ergebnisorientiert dokumentieren

Zwar prüfen die MD-Mitarbeiter nicht mehr zwingend die einzelnen Punkte der Dokumentation. Aber der MD legt jetzt mehr Wert auf die Pflege-Planung und die Frage, wie erfolgreich die Maßnahmen sind.

8. Das Dokumentieren im Pflegealltag nicht aufschieben

Es fällt auf, wenn Pflegeheime die wenigen Stunden zwischen Prüfanmeldung und Ankunft der Qualitätsprüfer nutzen, um die Pflegepläne nachzubessern. Die Dokumentation ist dann häufig nicht schlüssig, die Mitarbeiter verstricken sich in Widersprüche.

Autor: Sven Hunger-Weiland

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