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Dekubitusprophylaxe

Mobilisation: In den Stuhl setzen reicht nicht!

Es ist Zeit umzudenken: Stundenlanges Sitzen in einer Position ist für pflegebedürftige Menschen im Grunde nicht besser als Bettlägerigkeit.

Eines steht für die Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin fest: „Eigentlich ist das Dulden von Bettlägrigkeit ein gesellschaftlicher Skandal“. Mobilisation ist angezeigt und steht etwa bei der Dekubitusprophylaxe auch beim aktualisierten Expertenstandard Dekubitus ganz oben. Allerdings reicht der Professorin, die bis 2015 an der Universität Witten/Herdecke arbeitete, ein einfaches „raus aus dem Bett“ nicht.

Stuhl, Sessel, Sofa - einmal stündlich wechseln

Neuere Bewegungsforschungen haben nämlich gezeigt: Stundenlang im Sessel sitzen (eben das „aus dem Bett holen“), erhöht sogar das Risiko, etwa eine Thrombose oder einen Dekubitus zu entwickeln:

  • Dekubitus: Das Gewicht ist auf weniger Körperpunkte stärker verteilt.
  • Thrombose: Die Gefäße sind an einigen Stellen (zum Beispiel durch gebeugte Gelenke) abgeknickt und der Blutfluss gehindert.
  •  

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Rollstühle individuell anpassen

Hinzu komme, „dass viele Sitzmöbel, auch Rollstühle, nicht an die individuellen Körperformen angepasst sind“, erklärt Pflegeberater Siegfried Huhn. Das führe etwa zu einseitig belasteten Gelenken und falsch oder zu stark abgeknickten Gelenken.

Gute Gelegenheiten für einen Stuhlwechsel

„Eigentlich sollten Menschen nicht länger als eine Stunde in einer Position verharren“, sagt Huhn. Wichtig sei auch, immer wieder andere Sitzmöbel anzubieten – Stuhl, Sessel, Sofa. Ein Wechsel des Sitzmöbels sei leicht etwa

  • bei einem Vorlagenwechsel
  • wenn der Bewohner für die Mahlzeit aus dem Rollstuhl auf den „normalen“ Stuhl umsteigt.

Bewegung in den Alltag integrieren

Es gibt viele Möglichkeiten, Patienten ganz nebenbei so zu mobilisieren, dass unterschiedliche Muskelpartien, das Herz-Kreislauf-System und auch die Koordination stimuliert werden. Hilft man als Pflegekraft einem Bewohner oder Patienten aus dem Bett, empfiehlt es sich, ihn aufzufordern zu

  • trampeln
  • wippen
  • auf der Stelle laufen – oder sich gar ein paar Schritte vor und zurück bewegen.

Übungen im Stehen

Kann ein Patient oder Bewohner nicht stehen, sondern nur sitzen, ermuntert man ihn am besten

  • die Arme zu heben
  • die Arme zu kreisen
  • ein Gewicht (Flasche Wasser) zu stemmen
  • Füße hochzuheben
  • den Oberkörper zu rotieren.

Übungen im Sitzen

Können oder sollen Menschen (anfangs) das Bett tatsächlich nicht verlassen, bietet sich etwa an

  • im Bett die Füße zu kreisen,
  • mit den Beinen in der Luft radzufahren,
  • Arme zu heben (mit oder ohne Gewicht).

Bei Bettlägerigkeit ist es außerdem wichtig, dass die Pflegebedürtigen im Bett genügend Platz haben (Kissen zur Seite räumen) und die Unterlage nicht zu weich ist, um Spontanbewegung zu ermöglichen.

Schaffen Sie sich Zeit, denken Sie um

Des Weiteren gilt es zu bedenken: Benötigt jeder Patient oder Klient jeden Tag eine Ganzkörperwaschung? Vielleicht reicht eine „kleine“ Wäsche und der Rest der Zeit wird für die Mobilisierung genutzt.

Autorin: Sabine Josten

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