Achtung, bitte lesen Sie vorweg diese Aktualisierung vom 19. September 2019
In den USA hat es kürzlich 450 Fälle von Lungenerkrankungen im Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten gegeben – und mindestens sechs Todesfälle. Zurzeit wird dort untersucht, so bbc-online, ob eine bestimmte Substanz (beziehungsweise ein Toxin) Ursache ist oder exzessiver Konsum.
Die Zahl der E-Zigaretten-Rauchern ist weltweit rapide gestiegen: von sieben Millionen im Jahr 2011 auf 41 Millionen (2018).
Wir werden die Berichte weiterverfolgen und Sie auf dem Laufenden halten.
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Die E-Zigarette ist möglicherweise, eine der erfolgreichsten Methoden, um vom Tabakrauchen wegzukommen. Das zeigt eine Studie aus London, die Anfang dieses Jahres im New England Journal of Medicine (N Engl J Med 2019; 380:629-637) erschienen ist, und die von vielen deutschen Sucht- und Präventionsexperten wohlwollend kommentiert wird.
Aber auch für Raucher, die zunächst nicht planen, mit dem Rauchen aufzuhören, kann die E-Zigarette eine Alternative sein. Denn sie ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft weniger schädlich als normale Zigaretten - obgleich auch die E-Zigarette etwa das krebserzeugende Formaldehyd, Nickel (bei Inhalation krebserzeugend), Chrom (krebserzeugend) und Blei (giftig, möglicherweise krebserzeugend) enthalten. Meistens allerdings in geringeren Mengen. Eine präzise Darstellung der Wirkweise von E-Zigaretten (sowie von Tabakerhitzern und Wasserpfeifen) findet sich als pdf-Download auf der Seite Information zur Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Besonders unter Pflegekräften gibt es viele Raucher und unter diesen ungewöhnlich viele (laut Psyma-Studie 57 Prozent), die noch nie versucht haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Die E-Zigarette oder der Tabakerhitzer kann für sie deshalb eine (weniger gesundheitsschädigende) Alternative sein. Viele, auch das zeigt die Psyma-Studie, haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Mit dem Erfahrungsbericht von Andreas F. möchte pflegen-online einen Anstoß bieten.
Andreas F. berichtet: Treppensteigen, küssen - alles ist jetzt angenehmer
Andreas F., 55, Sozialarbeiter, war 35 Jahre lang Raucher aus Überzeugung. Vor zwei Monaten ist er ausgestiegen, nein, umgestiegen: auf die E-Zigarette. Das nach kaltem Rauch riechende Stoffsofa im Wohnzimmer hat er rausgeschmissen. Dafür unterhält er jetzt zu Hause, wie er es nennt, ein kleines „Chemielabor“: mit Gläschen und Spritzen, in dem er sich Nikotindosis und Düfte selbst zusammenmixt. Leben im fünften Stock ohne Aufzug – schon nach zwei Monaten tragen sich die Einkäufe spürleichter die 93 Treppen hinauf. Und wenn seine Frau vom Raucherbalkon hereinkommt und ihn küsst, schmeckt ihm das nicht mehr.
Normale Zigaretten verlocken mich nicht mehr
Ich bin 55, mit 18 hab ich angefangen. In meinem Leben gab es keine Zeiten, in denen ich nicht geraucht habe. Meistens habe ich selbst gedreht: Das schmeckt würziger und war für mich auch Lifestyle. Die Raucherecke in der Schule war immer der coole Ort. So habe ich den Tabak für mich entdeckt als alltäglichen Spaß. Ganz schnell kam die Sucht dazu, man wird sehr schnell abhängig vom Rauchen. Jetzt bin ich umgestiegen: vom Rauchen aufs Dampfen. Ich bin noch im Versuchsstadium, aber ich kann sagen: bisher keine Schmacht. Der größte Triggerpunkt ist immer noch der: wenn ich mal ein Päckchen Zigaretten liegen sehe. Aber das ist ganz prima für mich über den Willen zu machen. Ohne das Nikotin-Dampfen wäre das garantiert nicht möglich. Dann würd‘ ich einfach wieder rauchen.
Ich hatte vorher Schmerzen in den Lungenspitzen
Natürlich war bei mir immer der Gedanke im Hinterkopf: Rauchen ist schädlich. Aber was einen am Rauchen hält, sind ja nicht diese vielen Stoffe im Zigarettenrauch, die schädlich sind – es ist das Nikotin. Warum dann nicht mal dampfen statt rauchen? Ein Antrieb für das Dampfen war: Dann guck mal, was es mit dir macht, und hab Spaß. Dass sich das Rauchen auf die Gesundheit auswirkt, habe ich schon gespürt. Ich hatte immer wieder diesen morgendlichen Raucherhusten, pfeifende Lunge und auch Schmerzen in den Lungenspitzen. Seit ich aufs Dampfen umgestiegen bin, spüre ich, dass ich besser durchatmen kann. Husten gibt’s nicht mehr, für Raucher ist das Alltag.
Ich werde nicht diskriminiert
Ich bin aufgewachsen mit dem Rauchen und Rauchen hat einen sehr hohen Status. „Haste mal 'ne Zigarette? Haste mal Feuer?“ Das ist einfach 'ne dufte Sache. Das erlebe ich immer weniger und ich vermisse da etwas. Kulturell ist die Zigarette ja uralt. Dampfen ist sicher nicht so cool wie rauchen – man nuckelt da an so ‘nem Gerät. Ich in meinem Umfeld habe ich aber nicht erlebt, dass mich Raucher geringschätzen, weil ich aufs Dampfen umgestiegen bin. Anderen mag das anders gehen. Aber ich habe mich nie diskriminiert gefühlt.
Rumstehen, Schnacken - das geht immer noch
Der Kulturverlust wird durch das Benutzen eines Dampfgerätes, einer E-Zigarette stark abgeschwächt. Ich fühle mich mit meiner „Dampfe“ genauso akzeptiert wie zuvor mit der „Kippe“. Nikotingenuss mit weißer Wolke: Das beinhaltet ganz viel, was einen dem Raucher gleichstellt. Man steht beisammen, man pustet etwas in die Luft – und das verbindet. E-Zigaretten haben inzwischen selbst etwas Kultiges. Die Dampfergemeinde hypet verschiedene Verdampferköpfe, verschiedene Akkuträger. Ganz viele Menschen, die Dampfen, haben irgendwann eine Dampfe-Sammlung, ich auch.
Dampfen geht schneller aus Rauchen
Meistens raucht man mehr als man eigentlich will, weil ‘ne Zigarette hat eine bestimmte Länge und die möchte man ja nicht nach der Hälfte ausmachen. Eigentlich ist man schon nach drei, vier Zügen nikotintechnisch bedient. Das merke ich, großer Unterschied zum Dampfen, dass ich einfach nur ein, zwei Mal am Dampfgerät ziehe, ich habe meine Nikotindosis und alles ist gut. Da wundern sich die Leute immer, wenn ich rausgeh' dampfen – und sofort wieder da bin. Dann fragen die sich, wieso. Du bist doch grade erst rausgegangen. Was das Thema Rauchen bei der Arbeit betrifft, habe ich eine ganz spannende Erfahrung gemacht. Ich bin ja Sozialarbeiter, ich suche meine Klienten zu Hause auf. Bei den Klienten die rauchen, rauche in einfach mit. Bei den Klienten, die nicht rauchen, kann ich schnell mal zweimal ziehen gehen. Das Gespräch ist keine zwei Minuten unterbrochen – echter Vorteil!
Mit E-Zigarette 195 Euro gespart
Die Kosten lassen sich mit dem Dampfen ganz hervorragend minimieren. Zigaretten sind exorbitant teuer geworden, der Tabak hat nachgezogen. Ich hab‘ etwa ein Päckchen am Tag geraucht, das sind 200 Euro fix im Monat, das ist ein Haufen Holz. Ich hab für dieses Dampfgerät jetzt hier 100 Euro bezahlt. Ich kauf mir die Zutaten, misch mir mein Liquid selber. Wenn ich alles zusammenrechne, ist das unterm Strich eine monatliche Belastung von vielleicht 5 Euro.
Ich kann die Nikotinaufnahme präzise einstellen
Durch das Substituieren mit einem Nikotinliquid spart man nicht nur Geld, sondern nimmt auch wesentlich weniger nachweislich krebserregende Stoffe zu sich. Ich kann bei meinem Liquid den Nikotingehalt milligrammweise bestimmen und Nikotinaufnahme präzise einstellen, so dass es genau zu mir passt. Wenn mir was schmeckt, kann ich da mehr von erzeugen. Ich kann es variieren. Manchmal hat man auch Pech und es schmeckt einfach nur grottig. Aber heute hat man die Wahl zwischen 200, 300 Geschmacksrichtungen. Das ist also exorbitant viel geworden.
Gute Methode, um vom Rauchen wegzukommen
Was es mir das Dampfen unterm Strich bisher gebracht hat? Ich finde, das Substituieren mit Nikotinliquid eine gute Methode ist, um vom Rauchen wegzukommen. Ich inhaliere keinen gesundheitsschädlichen Rauch mehr und das spüre ich deutlich, obwohl ich nach zwei Monaten noch im Versuchsstadium bin. Ich wohne im fünften Stock Altbau ohne Fahrstuhl. Wenn ich den Einkauf die 93 Treppen hochtrage, weiß ich, was ich getan habe. Schon nach zwei Monaten fällt mir auf: Wenn ich oben ankommen, fühle ich mich fitter, gesünder. Dampfen ist schon ‘ne super Sache.
Protokoll: Adalbert Zehnder