Es ist schon merkwürdig: Da demonstrieren eine Pflegedienstleitung und eine Klinikdirektorin haargenau, wie sich die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Ärzten verbessern lässt, belegen mit ihrem Regensburger Modell sogar, dass die Erlöse steigen – doch Land auf und Land ab finden sich keine Nachahmer. Nicht einmal im eigenen Haus.
Allmählich aber bewegt sich etwas. Einige Universitätskliniken – etwa die in Heidelberg, Freiburg und Mannheim – haben Ausbildungsstationen eingerichtet, auf denen angehende examinierte Pflegekräfte und Medizinstudentinnen und -studenten gemeinsam lernen. Außerdem haben die Pflegedienstleitung Anna Mahnke und die Klinikdirektorin Professorin Martina Müller-Schilling – um Nachahmer zu locken – 2020 in ihrem Buch Pflegende und Ärzte: Kommunikation auf Augenhöhe (Schlütersche Fachmedien) beschrieben, wie sie Interprofessionalität in jede Ader ihrer gastroenterologischen Abteilung infundiert haben.
Mit Interprofessionalität gegen Fachkräftemangel und leere Kassen
Durch das Buch hat die Botschaft der beiden Frauen der Universitätsklinik Regensburg gute Chancen Klinikmanagerinnen und Klinikmanager zu erreichen – diejenigen also, in deren Macht es liegt, interprofessionelle Zusammenarbeit zum Trend oder zum Flop zu machen. Die Chancen stehen besonders gut, weil das Buch jetzt auf dem Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg die Auszeichnung „Der publizistische Dialog: Buchtipp Gesundheitswirtschaftskongress“ erhalten hat und als einer von sechs Titeln dem Publikum vorgestellt wurde.
Die Laudatorin: eine begeisterte Pflegedirektorin
Buchvorstellung – das mag in den Ohren mancher nach bravem Nacherzählen von Buchinhalten klingen. Doch das war es nicht: Jana Luntz, Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und eine der drei Juroren, hielt ihr Exemplar mit den vielen Sticker-Lesezeichen in die Höhe und startete mit einem Rüffel: „Pflegende, Ärzte, auf Augenhöhe, das kühle Bild – ehrlich, das fand ich erst einmal zum Gähnen. Vielleicht hätte ich das Buch unter normalen Umständen gar nicht in die Hand genommen. Doch nun ich bin froh, dass ich es gelesen habe. Es ist für alle Pflegefachkräfte, Klinikdirektoren und Auszubildende ein ganz wichtiges Werk.“
Es geht um mehr als „irgendwie gut zusammenarbeiten“
Dass Anna Mahnke und Martina Müller-Schilling nicht nur „irgendwie die interprofessionelle Zusammenarbeit gestärkt haben“, sondern genau zeigen wie sie es anstellen, alle Bestandteile ihres Erfolgsrezepts strukturiert darstellen und ihr Modell auch noch wissenschaftlich begleiten lassen – das hat Pflegedirektorin Jana Luntz besonders beeindruckt. „Und als Sie, Frau Müller-Schilling, auch noch auf die interprofessionelle Forschung zu sprechen kamen und sie als essenziell für Unikliniken bezeichneten, haben Sie mich gänzlich in Ihren Bann gezogen. Das fand ich sensationell, die Interprofessionalität für alle Bereiche – Klinik, Lehre, Forschung – durch zu deklinieren.“
„Regensburger Modell ist ein Lichtblick“
Die Begeisterung von Jana Luntz sprang über auf die anderen Teilnehmer: Nach dem Fototermin hielten einige Kongressteilnehmer Martina Müller-Schilling ihr Exemplar zum Signieren unter die Nase – etwas das Fachbuchautoren eher selten passiert. Hier hat ein Buch oder besser das Modell, das in dem Buch beschrieben wird, echte Begeisterung und Zuversicht ausgelöst. „Es ist ein Lichtblick, mit jemanden sprechen zu können, der sich bereits auf den Weg gemacht hat“, sagte Jana Luntz. „Gern würden wir von der Uniklinik Dresden mit Ihnen in Kontakt bleiben und uns ihr Modell demnächst in Regensburg anschauen.“
Autorin: Kirsten Gaede