Foto: jens schuenemann jps-berlin.de

Pflege und Management

Knigge für Bewerbungsverfahren

Sie suchen Personal? Sie wünschen sich Arbeitgeberattraktivität? Dann werben Sie um Ihre Bewerber: Seien Sie verbindlich, freundlich, gestalten Sie das Vorstellungsgespräch angenehm.

Bewerber kommen zum Vorstellungsgespräch und stehen vor verschlossenen Türen, müssen sich durchfragen und warten – Unternehmensberaterin Petra Schubert hat dies alles schon erlebt. Und ist sich sicher: Wer heute noch immer so agiert, kann im Wettbewerb um Pflegefachkräfte nicht bestehen. Das oberste Gebot im Bewerbungsverfahren heißt deshalb: Dem Bewerber Wertschätzung entgegenbringen – das gilt für die Personalabteilung, aber auch für Pflegedienstleitungen, Wohnbereichsleitung oder Stationsleitung.

Bewerbungseingang sofort bestätigen

Das respektvolle, wertschätzende Verhalten beginnt in dem Augenblick, in dem die Bewerbung eingeht. Petra Schubert: „Da sollte man sofort reagieren und ein bis zwei Tage später Rückmeldung geben.“ Das heißt: Den Empfang freundlich bestätigen und einen festen Zeitpunkt nennen, bis zu dem man sich zurückmeldet. „Wenn sich jemand in einer Einrichtung bewirbt, kann man meistens davon ausgehen, dass er auch noch andere Heime beziehungsweise Kliniken angeschrieben hat. Wenn er von Einrichtung A erst nach drei Wochen hört, von den Einrichtungen B und C aber sofort, wird er B und C – unabhängig von vielen anderen Faktoren – erst einmal bevorzugen, weil sie ihm mehr Wertschätzung entgegenbringen. Das ist eine ganz normale Reaktion“, sagt Petra Schubert.

Vorstellungsgespräch schnell vereinbaren

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

In einer Befragung des Caritas Verbandes Köln hat sich gezeigt, dass 70 Prozent der Bewerber in der Krankenpflege das Haus auswählen, das ihnen am schnellsten Rückmeldung gegeben hat.

Die Einladungen für ein Vorstellungsgespräch sollten schnell an die Bewerber gehen, idealerweise innerhalb einer Woche nach Bewerbungsfrist. „Wichtig ist, die Einladung herzlich zu formulieren und dem Bewerber die Möglichkeit zu geben, einen alternativen Termin zu vereinbaren, falls die vorgeschlagene Zeit ungünstig für ihn ist“, sagt Petra Schubert. Es empfiehlt sich außerdem, der Einladung eine Anfahrtsbeschreibung hinzuzufügen und Namen und Funktionen der Gesprächspartner zu nennen.

Vorstellungsgespräch zu Zweit führen, nicht zu Dritt

Im Vorstellungsgespräch sollten zwei Gesprächspartner aus dem Haus dem Bewerber in ruhiger Atmosphäre (Getränke nicht vergessen!) gegenübersitzen. Drei, vier oder gar fünf, wie es auch gelegentlich vorkommt, machen die Situation für den Bewerber unübersichtlich und steigern meistens seine Anspannung, was seine Haltung gegenüber dem Haus beeinträchtigen kann. „Zwei sollten es aber schon sein wegen der Wahrnehmung, einer allein bekommt oft nicht alles mit, es ist grundsätzlich günstiger, das Gespräch anschließend zu zweit zu reflektieren“, sagt Petra Schubert.

Erst am Schluss die Einrichtung vorstellen

Am Beginn des Vorstellungsgesprächs bittet man am besten den Bewerber, von sich zu erzählen – warum er Pflegekraft geworden ist, welche Berufserfahrung er bisher gemacht hat. Das dauert normalerweise rund fünf Minuten. Anschließend können detaillierte Fragen folgen. „Die Vorstellung des Hauses beziehungsweise der Einrichtung sollte am Schluss stehen. Wenn Sie damit einsteigen, laufen Sie Gefahr, dass der Bewerber so viele Fragen stellt, dass Sie am Ende gar nichts von ihm erfahren haben“, warnt Petra Schubert.

Was tun, wenn der Favorit zögert?

Für das Gespräch eignet sich ein strukturierter Gesprächsleitfaden, so dass nichts Wichtiges vergessen wird. „Das können Sie dem Bewerber auch ruhig sagen, er fühlt sich dann nicht persönlich in die Mangel genommen“, meint Petra Schubert. Am Ende des Gesprächs erkundigen Sie sich, ob der Bewerber noch Fragen hat, und erklären ihm das weitere Vorgehen. Auch hier heißt es wieder: Verbindlichkeit zeigen und einen konkreten Termin für die Rückmeldung zu nennen.

Der genannte Temin sollte eingehalten werden, auch wenn der ausgewählte Bewerber noch um Bedenkzeit bittet. „Vereinbaren Sie mit ihm eine definitive Frist und geben Sie den anderen Bewerbern Bescheid, dass sie in der engeren Auswahl sind, Sie jedoch noch drei Tage für eine Entscheidung brauchen.“

Absolute Don'ts

Sobald Sie sich mit Ihrem Favoriten geeinigt haben, informieren Sie die übrigen Bewerber. Es spricht sich schnell rum und wirft ein schlechtes Licht auf eine Einrichtung, wenn Kandidaten in der Luft hängen gelassen werden.

Die größten Fehler im Bewerbungsverfahren in Kürze:

  • zu spät oder gar keine Rückmeldung geben, über die aktuelle Lage nicht informieren
  • definierte Termine nicht einhalten
  • den Bewerber im Vorstellungsgespräch bloßstellen und brüskieren
  • abgelehnten Kandidaten kein Feedback geben
  • das Vorstellungsgespräch zu kurz und oberflächlich halten, weil man die Funktion des Bewerbers als nicht wichtig genug einschätzt, etwa von FSJlern, Buftis oder Praktikanten – auch hier ist zu bedenken: Die Kandidaten haben oft mehr als ein Bewerbungsverfahren laufen und auch sie entscheiden sich meistens für die freundlichere, interessiertere Einrichtung.

Autorin: Kirsten Gaede

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