Trotz fast kompletter Zweitimpfung und voranschreitendem Boostern gibt es deutschlandweit wieder täglich Corona-Infizierte und leider auch Tote in den Pflegeheimen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner müssen in Quarantäne, auch Pflegekräfte fallen mit zunehmender Dominanz der Omikron-Variante immer häufiger aus. Nur wie viele Pflegekräfte und Bewohner betroffen sind – das weißt so genau niemand.
Robert Koch-Institut hat das Zählen ausgegeben
Obwohl Corona seit nun bald zwei Jahren das Leben in den Pflegeheimen bestimmt, gibt es keine validen Daten zu den Inzidenzen in den Pflegeheimen. Ein verlässliches Monitoring besteht bis heute nicht. Anfangs lieferte das Robert Koch-Institut in seinen Situationsberichten immerhin auch Zahlen zur Inzidenz der Pflegekräfte und Ärzte im ambulanten und stationären Bereich. Auf dieser Grundlage wurde immer wieder der Anteil des pflegerisch-medizinischen Personals an der Gesamtzahl der Corona-Infizierten in Deutschland errechnet (er betrug eine Zeitlang zwischen zehn und 12 Prozent!). Doch seit Sommer 2021 verzichtet das RKI auf die Veröffentlichung aktueller Daten aus Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Grund, so das RKI gegenüber pflegen-online: Da die „Kategorisierung vergleichsweise grob“ gewesen, das heißt, rein nach infizierten Ärztinnen und Ärzten beziehungsweise Pflegerinnen und Pflegern geschehen sei, ließen sich die Zahlen nicht aufschlüsseln. Dazu kommt, „dass diese Angaben nicht für jeden übermittelten Fall gemacht wurden, man also von einer Untererfassung in den Meldedaten ausgehen musste.“ Allerdings analysiere man weiterhin die Daten und werde sie „zu gegebener Zeit“ veröffentlichen.
Auch beim Thema Impfungen herrscht Ahnungslosigkeit
Auch die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), bei der alle berufsbedingten Corona-Fälle gemeldet werden, kann nicht mit aktuellen Zahlen aufwarten. Dokumentiert sind bei der BGW (Stand Ende November) nur die Jahres-Fallzahlen bis Ende Oktober. Aber die haben es in sich: Bis zum 31. Oktober 2021 wurden für den Bereich Pflege 40.801 Fälle als BK-Verdachtsanzeigen gemeldet (BK steht für Berufskrankheit). Davon entfielen 40.801 Fälle auf die stationäre Pflege, auf die ambulante Pflege gerade 6.075 Fälle. Aktuellere Zahlen lägen der BGW nicht vor, „da die Fälle oft zeitverzögert gemeldet werden und es dementsprechend zu einer Verzögerung in der Erfassung kommt“, wie die Berufsgenossenschaft auf Anfrage erklärt.
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Ähnlich unklar ist in den Heimen die Impf-Situation. Die meisten Sozial- oder Gesundheitsministerien der 16 Bundesländer in Deutschland haben keinen Überblick, wie hoch die Impfquote in den Heimen ist und wie weit die Booster-Impfungen vorangeschritten sind – besonders dünn waren die Aussagen in einer Umfrage von pflegen-online in den Bundesländern Sachsen und Thüringen – in den Bundesländern also (neben Bayern) mit den meisten Corona-Infektionen und den niedrigsten Impfquoten.
Autor: Hans-Georg Sausse