Die Münchenstift GmbH geht den vielbeachteten Sonderweg zur besseren Bezahlung von Pflegefachkräften konsequent weiter. Seit Januar 2017 erhalten nicht nur alle Pflegefachkräfte in den Häusern der Münchenstift GmbH (insgesamt 1.900 Mitarbeiter) ein Einstiegsgehalt, das inklusive einer Pauschale und Schichtzulage bei 3.000 Euro brutto liegt.
Schrittweise werden, wie jetzt bekannt wurde, auch die Löhne der 450 angelernten Pflegehilfen sowie Hilfen in Caféterien, Küchen und Hausmeistereien angehoben.
Das hatten die Münchenstift GmbH und die Gewerkschaft Verdi in einem Haustarifvertrag vereinbart, der den 2004 geschlossenen Sanierungstarifvertrag des stadtweit arbeitenden kommunalen Pflegeanbieters abgelöst hat. „Schon seit Januar verdienen gut 200 Hilfskräfte in unseren Caféterien Löhne auf TVöD-Niveau“, sagte Geschäftsführer Siegfried Benker auf Anfrage von pflegen-online.de. Die Löhne aller übrigen Hilfskräfte würden nun um monatlich 40 Euro steigen, bis Ende 2022 TVöD-Vergütungen erreicht sind.
Mit den Gewerkschaften war sich der Vorstand bei den langwierigen Verhandlungen darin einig gewesen, den bisherigen Sanierungstarifvertrag zu beenden. Denn dieser hatte gerade den am schlechtesten verdienenden Beschäftigten Lohneinbußen abverlangt.
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3.000 Euro Einstiegsgehalt für Fachkräfte
Für Aufsehen in der Pflegebranche hatte das kommunale Unternehmen bereits 2016 mit seinem „TVöDplus“-Tarifvertrag für seine 1.450 Pflegefachkräfte gesorgt: Dadurch garantiert der Träger von neun Alten- und Pflegeheimen, vier betreuten Wohneinrichtungen und eines großen ambulanten Pflegedienstes in der Landeshauptstadt seinen Fachkräften ein vergleichsweise hohes Einstiegsgehalt von 3.000 Euro.
Von dieser Kampfansage an Mitbewerber in Zeiten des Fachkräftemangels erhofft sich das Unternehmen, mehr selbst ausgebildete junge sowie bewährte Fachkräfte halten zu können. Längst wirbt das Münchenstift mit seiner optimierten Bezahlung gezielt neue Fachpersonen an, wie hier zu sehen ist. Geschäftsführer Benker gegenüber pflegen-online.de: „Auch angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in München und Umgebung war es an der Zeit, unsere Fach- und Hilfskräfte deutlich besser zu bezahlen.“
Als einer der größten kommunalen Ausbildungsbetriebe in Deutschland qualifiziert das Münchenstift aktuell rund 250 Azubis zu Altenpflegefachkräften oder -hilfskräften. Pro Jahr schließen dort bis zu 70 neue Fachkräfte ihre Ausbildung ab. Doch bisher verlor das Unternehmen binnen weniger Jahre bis zu 80 Prozent seiner Absolventinnen und Absolventen wieder an die Konkurrenz.
Kampfansage an Mitbewerber
Die höheren Vergütungen für Fach- und Hilfskräfte mit Zusatzkosten „im niedrigen siebenstelligen Bereich“ federt das Münchenstift durch rund 15 Einsparmaßnahmen ab, die seine 10-Jahres-Unternehmensplanung vorsieht. Ein Beispiel des Geschäftsführers: „Wir haben etwa unsere Dienstplanerstellung so verändert, dass wir weitgehend auf Zeitarbeit verzichten können.“ Jede nicht benötigte Zeitarbeitskraft erspare dem Großbetrieb rund 14.000 Euro Mehrkosten jährlich.
An der Stellschraube, sich die Mehrkosten durch höhere Pflegesätze von den Pflegekassen refinanzieren zu lassen, möchte das Unternehmen bewusst nicht drehen. Denn vergleichsweise hochpreisig präsentiert sich der Pflegeanbieter bereits in München. Benker: „Allerdings sollten die üblichen Tarifsteigerungen über höhere Pflegesätze abgedeckt werden.“
Das Münchenstift-Konzept zur deutlich besseren Bezahlung von Fach- und Hilfskräften hatte auch Stadträte und Aufsichtsräte überzeugt. Ende 2016 war das Unternehmen noch aus dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) ausgetreten, um 2017 wieder als Gastmitglied beizutreten. Dazu Stratege Benker: „Damit haben wir erreicht, dass wir bei der Fachkräftevergütung problemlos von den TVöD-Sätzen abweichen dürfen - und zwar nach oben.“
Interview mit Siegfried Benker im ARD Alpha-Forum