Befragt hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) rund 2.400 Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen an 66 allgemeinbildenden Schulen. Im Zentrum der Untersuchung steht das Image des Pflegeberufs. Knapp jeder fünfte befragte Jugendliche (19 Prozent) kann sich vorstellen, den Pflegeberuf zu ergreifen. Jeder zweite Jugendliche (52 Prozent) schließt diesen Beruf hingegen für sich aus. Deutlich wurde in der BIBB-Befragung auch, dass Jugendliche von Hauptschulen (die gibt es noch in NRW, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Niedersachsen) am häufigsten zu einer Pflegeausbildung neigen, Jugendliche der Oberstufe (Gymnasien, Gesamtschulen) am seltensten.
Pflege fordert den Intellekt – das wäre ein wirkungsvoller Slogan
Ob sich die Schülerinnen und Schüler eine Pflegeausbildung vorstellen können, hänge nicht zuletzt davon ab, welches Image sie mit dem Pflegeberuf verbinden, heißt es beim BIBB. Wenn die Jugendlichen die Arbeit in der Pflege mit Bildung, Intelligenz, Vermögen oder Ansehen assoziierten, komme der Beruf für sie eher in Frage. Dann rechneten sie nämlich verstärkt damit, mit ihrer Berufswahl „bei Eltern oder Freundinnen und Freunden punkten zu können“. Weiter heißt es: „Eigenschaften wie Fleiß, Geschick, Kontaktfreude oder Uneigennützigkeit wirken sich dagegen kaum auf die erwartete soziale Anerkennung aus. Diese Eigenschaften sind damit auch für das Interesse oder Desinteresse junger Menschen an einer Pflegeausbildung weniger bedeutsam.“
„Um mehr junge Menschen für den Pflegebereich zu gewinnen, kommt es darauf an, an der Wahrnehmung der professionellen Pflegeausbildung anzusetzen“, erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Dazu müssen wir verdeutlichen, dass Pflegeberufe nicht nur gesellschaftlich überaus relevante, sondern vor allem auch sehr anspruchsvolle Berufe sind, die von den Beschäftigten ein hohes Maß an Kompetenzen und Qualifikationen erfordern. Hilfreich wäre es zudem, ein bundesweit gültiges Berufslaufbahnkonzept in der Pflege zu entwickeln, durchlässig auszurichten und umzusetzen.“
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Kommentar pflegen-online: Schluss mit One-fits-all
Tatsächlich wird in Imagekampagnen für den Pflegeberuf selten die anspruchsvolle Ausbildung und Tätigkeit ins Feld geführt. Auch wird selten erwähnt, dass für bestimmte Bereiche technische Versiertheit von Vorteil ist. Das wird aber immer wichtiger, um die Richtigen für die dreijährige Ausbildung zu begeistern. Schließlich klagen manche Pflegeschulen und Pflegedirektoren, dass längst nicht alle Bewerber die nötigen intellektuellen Voraussetzungen für die Ausbildung mitbringen. Immer wieder scheiden Auszubildende aus, weil sie die Probezeit nicht überstehen.
Viele Krankenhäuser – selbst Maximalversorger und Unikliniken wie die Charité – bieten inzwischen einen niederschwelligen Einstieg in die Pflege an, beginnend mit einem Sechs-Wochen-Kurs und einer einjährigen Ausbildung. Das scheint ein sinnvoller Weg, um Interessierte an die Pflege zu binden, ohne sie gleich im ersten Jahr zu frustrieren und abzuschrecken.
Die Zeiten des One-fits-all sind vorbei, es wird Zeit, dass das auch die Kampagnen-Manager in den Ministerien und den großen Pflege- und Krankenhausunternehmen begreifen.
Autorin: BIBB-Pressemitteilung/Kirsten Gaede