Pflegekräfte tummeln sich auf Instagram, Facebook, Twitter und TikTok. Immer mehr von ihnen avancieren zu Influencern: Sie gelten als authentisch und genießen hohes Ansehen, sie können die öffentliche Meinung, wenn immer es um Pflege-Themen geht, beeinflussen. Erfahren Sie, was diese Influencer antreibt und was sie erfolgreich macht – lesen Sie unsere siebenteilige Serie über bekannte Influencer in der Pflegebranche.
Wir haben bereits Franziska Böhler, Vanessa Schulte und Ricardo Lange vorgestellt. Jetzt porträtieren wir Jeannine Fasold. In den nächsten Wochen folgen Jenny Kuhnert, Leonie und Janis Aßmann.
Das Wichtigste über Jeannine Fasold in Stichpunkten:
- 22.100 Follower auf Instagram, 17.813 Follower auf Facebook, 296 Follower auf Twitter, eigene Wesite www.einfach-jean.de
- diverse Podiumsauftritte auf Veranstaltungen des Deutschen Pflegerats
- Ihr Motto: „Wenn ich es nur schaffe, ein paar Kollegen aus der Pflege nahezubringen, dass wir Berufspolitik brauchen, habe ich mein Ziel erreicht. Pflegekammern sind für unsere Profession unverzichtbar.“
Jeannine Fasold ist fast 50 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und spätberufene „Gesundheits- und Kinderkrankenschwester aus Leidenschaft“, wie sie selbst sagt. Erst mit 40 hat sie ihre Ausbildung in der Kinderkrankenpflege „gerockt“ und war dann eine der ersten, die sich hierzulande als Pflege-Influencerin betätigt hat. Ihre Position als Stationsleitung im Krankenhaus Rummelsberg (Sana) hat sie im April 2022 aufgegeben, heute arbeitet sie halbtags in der Unternehmenskommunikation von RehCura, einem Personaldienstleister mit Sitz in Schwelm.
Guido Maria Kretschmer – einfach-jean hat keine Berührungsängste
Von Anfang an war Jeannine Fasold getrieben von dem Bedürfnis, für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten und der Pflege eine Stimme zu geben. Mittlerweile hat sie sogar mehrere Podcasts: „War´s das?“ zusammen mit Marc Raschke, Kommunikationschef im Klinikum Dortmund, und „Hier spricht die Pflege“ zusammen mit Marc Bennerscheidt, Krankenpfleger, Coach und YouTuber. Die Pflege-Influencerin ist so quirlig und bunt wie ihr Instagram-Kanal: kein Thema zu kritisch, kein Spaß zu blöd. Sie scheut sich auch nicht, mit dem US-amerikanischen Model und Choreograf Bruce Darnell oder dem TV-Moderator Guido Maria Kretschmer (der selbst übrigens ausgebildeter Krankenpfleger ist) über die Situation in der Pflege zu sprechen.
Aus ihrer Sicht kann das Thema Pflege nicht breit genug gestreut werden, denn es kann jeden treffen – zu jeder Zeit. Sie ist sich sicher, dass berühmte Personen dem Berufsstand helfen können, sein Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Sie will gar nicht so sehr beeinflussen – was ja das Wort Influencer eigentlich beinhaltet –, sondern aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, dem Pflegemangel entgegenzuwirken. „Da gehört für mich aber auch ganz klar die politische Positionierung dazu und zu erklären, warum die Profession eine starke Lobby, Pflegekammern und die ganze Berufspolitik benötigt“, erklärt die sympathisch wirkende Pflegekraft ihre Motivation.
Jeannine Fasold arbeitet hart: Sie erklärt Followern die Pflegepolitik
Auf ihrem Instagram-Kanal geht es aber nicht nur um Politik: Sie gibt auch Einblicke in ihr Privatleben, Gedankenanregungen a là „Tiere sind Tiere und keine Menschen“ oder präsentiert einfach nur „Herbstgedanken“. Ganz nebenbei räumt sie dabei mit Vorurteilen gegenüber dem Pflegeberuf auf, befragt die Berufsgruppe nach ihren Wünschen und bringt ein bisschen Transparenz in ein System, dass selbst Experten manchmal nur schwer durchschauen.
Sie ist unermüdlich und zuversichtlich - auch wenn politisch noch nicht so viel passiert ist, wie sie sich von der neuen Regierung erhofft hat. „Steter Tropfen höhlt den Stein und wir müssen als Berufsgruppe einfach laut sein und bleiben.“ Sie schaut nicht so sehr darauf, was noch nicht erreicht wurde, sondern wie viele Menschen sie und ihre Pflege-Influencer-Kollegen schon erreicht haben und täglich neu erreichen. Da hat sich ganz viel getan, meint Jeannine Fasold.
Durch Anzeigen finanziert sie Kongressbesuche und Auftritte
Damit sie weiter mitwirken kann, gibt es auch auf ihrem Kanal @einfach.jean bezahlte Werbung, die sie auch als Werbung kennzeichnet. Ähnlich wie Influencer-Kollegin @halbtagsheldin finanziert sich Jeannine so den Eintritt für Kongresse, die Fahrten und ihre unentgeltlichen Auftritte für die Pflege. Denn die Zeit, die sie zum Netzwerken auf Kongressen etc. verbringt, ist – wie bei allen Pflege-Influencern – ihre Freizeit. „Wir wollen an solchen Events teilnehmen, weil wir uns unserer Stellung bewusst sind und diese Gelegenheiten nutzen wollen, um unsere Botschaften in die Öffentlichkeit zu transportieren.“ Es scheint zu funktionieren.
Autorin: Alexandra Heeser