Pflegekräfte verdienen schlecht, der Beruf bietet keine finanziellen Anreize. Ob Fernseh- oder Radiosender, Zeitung oder Magazin: Fast alle haben in diesen Kanon, dirigiert von den Berufsverbänden, eingestimmt – und übersehen, dass es im Pflegeberuf große Unterschiede bei den Gehälter gibt, abhängig von Ausbildung, Qualifikation, Setting (Klinik, Uniklinik, Pflegeheim, ambulanter Dienst) und Trägerart (kommunal, allgemeinnützig oder privat).
Das Missverständnis (oder Unverständnis) führt oft dazu, dass Familien ihrem Nachwuchs vom Pflegeberuf abraten. So treffen in den Personalabteilungen der Kliniken und Pflegeheime sicherlich weniger Bewerbungen ein, als bei differenzierterer Darstellung möglich wären. Einige Träger haben deshalb begonnen, ihre Tarife oder Gehaltsstruktur zu veröffentlichen. Dazu zählt auch die Uniklinik Düsseldorf (UKD). Sie arbeitet mit Beispielen, entwirft Typen – oder „Avatare“, wie Sprecher Tobias Pott sie nennt.
Theresa arbeitet 8 Nachtdienstwochen pro Jahr
Vier Typen hat das UKD entworfen – und tatsächlich gelingt es ihm damit, das „Die-verdienen-ja-nichts-Vorurteil“ infrage zu stellen. Der Typ, der am meisten aufsehen erregt ist die 49-jährige Theresa. Über sie heißt es auf der Website:
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Ihre Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin absolvierte sie in Rheinland-Pfalz, wechselte dann aber zur Uniklinik Düsseldorf, um hier ihre Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie zu machen. Die Arbeit an einer Uniklinik reizte Theresa schon immer, weil hier Patientinnen und Patienten mit besonders komplexen Krankheitsbildern behandelt werden. Theresa ist mittlerweile seit 26 Jahren an der Uniklinik beschäftigt und arbeitet auf einer chirurgischen Intensivstation. Zum Grundgehalt erhält Theresa mehrere Zulagen – zum Beispiel für die Wechselschicht, für die Arbeit auf der Intensivstation und die Unizulage.
Dank des Tarifvertrags Entlastung, der ab 2023 an der Uniklinik Düsseldorf gilt, profitiert Theresa darüber hinaus von einem festgelegten Personalschlüssel von 1:1,8 bis 1:2 auf ihrer Station. Wird diese Vorgabe mehrfach unterschritten, erhält sie zusätzlich freie Entlastungstage, die auch ausgezahlt werden können.
Bei einer durchschnittlichen Anzahl an besonderen Schichten (24 Wochenenddienste und acht Nachtdienstwochen pro Jahr) kommt Theresa inklusive Zulagen und Jahressonderzahlung auf ein Jahresbruttogehalt von rund 61.800 Euro.
Die 61.804 Euro Jahresbrutto setzen sich zusammen aus: 48.955 Euro Grundgehalt, 7.127 Euro Wechselschicht-, Uni- und Pflegezulagen pro Jahr, 5.722 Euro Schichtzulagen und Jahressonderzahlung pro Jahr.
Rund 50.000 Euro für den Berufsanfänger
Die drei weiteren vom UKD kreierten Typen sind:
- Sören (24), examinierter Krankenpfleger ohne Fachweiterbildung: Er verdient auf einer internistischen Intensivstation mit allen Zulagen 50.600 Euro jährlich.
- Udo (32), examinierter Krankenpfleger ohne Fachweiterbildung: Er verdient auf einer onkologischen Station mit allen Zulagen 55.400 Euro Euro jährlich.
- Hatice (34), examinierte Krankenpflegerin arbeitet im Mitarbeiterpool und wird auf verschiedenen Stationen eingesetzt. Sie verdienst mit allen Zulagen 54.100 Euro jährlich.
Das UKD merkt zu seinen Beispielen an: „Sie berücksichtigen beispielhafte Laufbahnen im Pflegedienst, die für die jeweils aufgezeigten Fälle ihre Gültigkeit besitzen. Die genannten Zahlen bieten Richtwerte. Ein Rechtsanspruch ist daraus nicht ableitbar.“
Autorin: kig
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