Wie werde ich auf dem Bildschirm nur aussehen? Ja, es geht längst nicht nur um technische Fragen, es zählt auch das Erscheinungsbild. „Denken Sie daran, dass Sie sich nicht als ganze Person präsentieren, sondern nur mit dem Oberkörper. Ihr Gegenüber sieht also nur einen kleinen Ausschnitt, der die ganze Botschaft Ihrer Persönlichkeit transportiert“, sagt Nadja Gilhaus, Schneidermeisterin aus Göttingen. Sie empfiehlt, den Auftritt ernst zu nehmen, um Professionalität zu signalisieren.
Ihre Tipps für ein gelungenes Auftreten zur Kommunikation am Bildschirm:
1. Farbe der Kleidung mit Bedacht wählen
„Kleiden Sie sich dem Anlass entsprechend“, rät Nadja Gilhaus. Das bedeutet: Ziehen Sie das an, was Sie auch bei einer persönlichen Zusammenkunft tragen würden. Generell gelte für den Kleidungsstil: „Er sollte zu uns passen, die Kleidung sollte passen und uns nicht verkleiden“, betont die Maßschneiderin.
Bei der Farbwahl sollten Sie wissen, dass schwarz und weiß schwierig sind: Die Kamera verstärke die Kontraste: Ein schwarzer Blazer könne leicht wie ein schwarzer Farbfleck wirken und weiße Kleidung vor weißem Hintergrund könne eine ähnliche Wirkung erzielen. Als Alternative zu schwarz vor der Kamera habe sich dunkelblau bewährt. Ein dunkles Kleidungsstück und darunter ein helles Hemd oder eine Bluse – das zeige mehr Präsenz. Zudem werde jedes Outfit durch Farbkontraste lebendiger.
Frauen sollten unbedingt auf die Weite ihres Ausschnitts achten: Das Ende des Ausschnitts sollte noch zu sehen sein, sonst könnte der Eindruck entstehen, dass dieser sehr tief sei. Das lenkt leicht ab – ebenso wie starke Muster: Karos und Fischgrätenmuster seien ebenso problematisch wie große knallbunte Muster. „Sie überstrahlen die Person und treten in den Vordergrund“, weiß Gilhaus.
Auch glänzende Stoffe wie Satinseide sind oft problematisch sein, weil sie in der Kamera reflektierend wirken könnten. Herrenhemden sollten gut sitzen und unbedingt vor dem Anziehen gebügelt werden.
2. Geben Sie sich Mühe mit Haaren und Make-up
- Haare: Dieses Thema bekommt in Videokonferenzen eine besondere Bedeutung, da der Kopf bei dem kleinen Ausschnitt sehr zur Geltung kommt. Tipps der Expertin Gilhaus: „Frisch gewaschene und gestylte Haare und eine gut sitzende Frisur sind von Vorteil.“ Haargel sei vorsichtig einzusetzen, es könnte Reflexionen auslösen.
- Schmuck: Große Ohrringe könnten Geräusche verursachen, die das Gespräch negativ beeinflussen.
- Schminke: Gilhaus empfiehlt eine leichte Grundierung der Haut mit Make-up, um Glänzen zu vermeiden und Unebenheiten der Haut zu kaschieren. Bei Frauen lasse Wimperntusche, Rouge und Lippenstift das Gesicht frischer aussehen. Auch Männern könnten bei Bedarf dezentes Puder verwenden, um den Glanz auf Stirn, Nase, Kinn und eventuell vorhandenen Geheimratsecken zu mindern.
3. Weg mit Palme und Bücherregal
Teilnehmer an Videokonferenzen sollten nicht vergessen, dass die Kamera mitunter Dinge aus dem Privatleben zeigt, die man lieber nicht preisgeben oder sehen möchte. Nadja Gilhaus empfiehlt daher, die Ablenkung durch einen ruhigen Hintergrund so gering wie möglich zu halten. „Handeln Sie nach dem Motto: Weniger ist mehr“, sagt sie. Pflanzen, Bilderrahmen und Bücherregale lenken definitiv ab.
Achten Sie auch auf den Stuhl, auf dem Sie sitzen: Hohe Lehnen können befremdlich auf die Gesprächsrunde wirken. Ihr Tipp: Probieren Sie vor dem Videoanruf verschiedene Kamerapositionen aus!
4. Positionieren Sie die Kamera auf Augenhöhe
Die Kamera sollte etwas über Augenhöhe positioniert werden, dann ist das Kinn überstreckt. Wenn die Gesprächspartner Sie von unten sehen, könnte das unvorteilhaft wirken. Auch hier der Rat der Schneiderin: Vor dem Anschalten der Kamera sollten Sie die richtige Position ausprobieren und nicht erst, nachdem das Online-Meeting gestartet ist. Das könnte unprofessionell ankommen.
5. Mit guten Lichtquellen Augenränder vermeiden
„Die richtige Lichtquelle spielt in Videokonferenzen eine große Rolle“, sagt Nadja Gilhaus. Komme die Lichtquelle von unten, könne sie das Gesicht überstrahlen oder die Linse der Kamera blenden. Lampen von der Decke könnten im ungünstigen Fall Schatten oder Augenränder erzeugen. Ihr Tipp: „Nutzen Sie mehrere Lampen vor einem passenden Hintergrund.“ Das könnten beispielsweise Decken- und Schreibtischlampe sein oder eine indirekte Wandlampe.
Text: Martina Jahn – handwerk.com