FFP2-Masken verlangen ihren Trägern einiges ab – das merken selbst die Jungen und Fitten, wenn sie im Bahnhof die Stufen zum Bahngleis mit dem Koffer raufhechten. Doch nicht nur Atmen und Sprechen fällt schwerer: Häufig leidet auch die Haut, weil die Maske einen großen Teil des Gesichts abdichtet (Okklusionseffekt). So nimmt der Feuchtigkeitsgehalt an der Hautoberfläche, der Hornschicht, zu, die Haut insgesamt aber verliert Wasser, Hautbarriere gerät in Mitleidenschaft: Hauttemperatur, Talgproduktion und der pH-Wert steigen an, erklärt Professor Peter Elsner, Sprecher der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
3 typische Symptome der Maskendermatitis
Hautreizungen, Entzündungen und Juckreiz können die Folge sein. Zusätzlich beeinträchtigt die mechanische Reibung der Maske die Gesichtshaut. Wer ohnehin schon Hautprobleme hat (etwa Akne oder Rosazea), leidet jetzt noch mehr.
Kein Wunder also, dass die DDG seit Beginn der Corona-Pandemie in der Bevölkerung eine Zunahme von Gesichtsdermatitis verzeichnet. „An Daten für berufliche Kollektive mangelte es jedoch“, erklärt Professor Christoph Skudlik, Chefarzt am Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück und am BG Klinikum Hamburg. Das hat sein Institut jetzt nachgeholt.
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Das A&O: milde Reinigung und Feuchtigkeitscreme
Im Klinikum Osnabrück haben die iDerm-Forscher im November 2021 (bei einer ohnehin laufenden Untersuchung für die Aktion Saubere Hände) 192 Pflegekräfte, Ärzte und andere Beschäftigte des Gesundheitsdienstes schriftlich zu Hautproblemen befragt. Laut DDG ging es um MNS – darunter auch FFP2-Masken (allerdings arbeiten gerade Pflegekräfte noch fast ausschließlich mit FFP2-Masken). 10,9 Prozent der 192 Befragten gaben an, bereits vor Einführung der Corona- Hygienemaßnahmen unter Hautveränderungen im Gesichtsbereich gelitten zu haben, sie führten das auf das Tragen eines MNS zurück. Bei 80,7 Prozent traten die Hautveränderungen nach eigenen Aussagen erst mit der Maskenpflicht auf. Als häufigster Auslöser der Hautveränderung wurde das Tragen der FFP2-Maske genannt.
Die Deutsche Gesellschaft für Dermatologie fasst Ihre Tipps für Pflegekräfte und andere Berufsgruppen mit Maskenpflicht so zusammen: milde Reinigung, milde Cremes, Maskenpausen und: alkoholhaltige Desinfektion im Gesicht vermeiden. Im Detail bedeutet das:
- Tipp: eine milde Hautreinigung – möglichst selten und idealerweise ausschließlich mit lauwarmem Wasser, empfiehlt Studienleiterin Dr. Cara Symanzik vom iDerm. Wer Hautreinigungsprodukte verwenden möchte, greift am besten zu mildem Reinigungsschaum oder Reinigungscremes ohne Alkoholanteil. Empfehlenswert sind Produkte mit „milderen“ Tensiden. Zu den milderen Tensiden zählt etwa Sodium Laureth Sulfate. Achtung: Ganz ähnlich klingen die Tenside Sodium Lauryl Sulfate – sie enthalten allerdings ein „stärker irritatives Potenzial“ und sind nicht zu empfehlen. Grundsätzlich sind, so Cara Symanzik, individualisierte Hautreinigungs- und Hautpflegekonzepte ratsam. Über die populären „Mizellenwasser“ möchte die Dermatologin keine Aussage treffen, da es für sie „keine wissenschaftliche Definition gibt“.
- Tipp: Bei Schweißbildung unter der Maske das Gesicht mit lauwarmem Wasser abwaschen oder sanft abwischen
- Tipp: Pflegeprodukte verwenden, die die die die Bindung von Wasser in der Oberhaut erhöhen, die Barrierefunktion verbessern und den Juckreiz lindern – also Emollientien oder einfach formuliert: Feuchtigkeitscremes
- Tipp: bei Mazeration (Aufweichung der Haut durch anhaltende Exposition von Feuchtigkeit) empfiehlt sich eine temporäre entzündungshemmende Lokaltherapie, beispielsweise mit topischen Calcineurin-Antagonisten (etwa Tacrolimus, Pimecrolimus)
- Tipp: Tragepausen bei FFP2-Masken: 75 Minuten Tragedauer mit anschließender 30-minütiger Tragepause – das lässt sich im Tagesbetrieb nur bedingt umsetzen, doch auch eine kurze Tragepause ist besser als keine. Eventuell lassen sich auch die Arbeitsabläufe anders gestalten (siehe dazu auch den Artikel )
- Tipp: an die frische Luft gehen
- Tipp: auf guten Sitz der FFP2-Maske achten, um Hautreibungen vorzubeugen. Sollte es zu einem allergischen Kontaktekzem kommen: temporäre entzündungshemmende Lokaltherapie, beispielsweise mit topischen Calcineurinantagonisten (Tacrolimus, Pimecrolimus)
Wer schon vor der Maskenpflicht unter Dermatosen gelitten hat, dem empfehlen die Dermatologen eine Therapie der jeweiligen Gesichtsdermatose, etwa:
- bei Rosazea eine topische Lokaltherapie (mit Metronidazol oder Ivermectin)
- beim seborrhoischem Ekzem Ciclopiroxolamin
- bei Akne (Stadien- und Leitlinien-gerechte Akne-Therapie)
Pflegekräfte, die in ihrem Beruf eine andauernde Maskendermatitis entwickeln, sollten auf einen Hautarztbericht an die Berufsgenossenschaft bzw. Unfallkasse pochen. „Nur so erhalten Betroffene den Zugang zum ganzen Spektrum der Versorgungsmöglichkeiten im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung, erweiterte Therapieoptionen inklusive Basistherapie, Wegfall der Rezeptgebühren, Hautschutzseminare etc.“, heißt es bei der DDG.
[Ob Arbeitsrecht, Arbeitszeiten, Hautpflege oder, oder … – es gibt kaum ein Thema aus dem Berufsalltag von Pflegekräften, über das wir nicht berichten. Bleiben Sie auf dem Laufenden, abonnieren Sie unseren Newsletter!]
Die Studie „Hautveränderungen durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst im Zuge der Eindämmung der COVID-19-Pandemie“ ist erschienen in der Zeitschrift Dermatologie in Beruf und Umwelt, Jahrgang 70, Nr. 1/2022, S. 3-12
Autorin: kig