Nein, verbiegen müssen Sie sich nicht – aber es hilft, zu wissen, was die unterschiedlichen Kollegen-Typen brauchen. Dann läuft die Zusammenarbeit oft geschmeidiger – und Sie sind am Ende auch weniger genervt. In ihrem Buch "Kommunizieren und Führen in der Pflege - gewusst wie" stellen Ursula Kriesten und Michael Becker auf humorvolle Art verschiedene Kommunikationstypen vor, die Ihnen am Arbeitsplatz begegnen können. Wir haben uns fünf Typen herausgesucht und erklären, wie sie zu erkennen sind und wie das Team angemessen mit ihnen umgehen kann.
Die Drama-Queen
Die Drama-Queen ist ein Kommunikationstyp, der gerne im Rampenlicht steht, seine Gefühle ständig übertrieben ausdrückt und sich gerne in den Mittelpunkt stellt. Aus jeder Kleinigkeit wird ein großes Problem gemacht und dafür erwartet die Drama-Queen dann viel Aufmerksamkeit, Bestätigung oder auch Mitleid von anderen. Im Team kann sie sehr anstrengend sein, vor allem wenn sie ständig jammert, sich beschwert, sprich wie der Name schon sagt, sich immer dramatisch präsentiert.
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Der Mensch hinter dieser Fassade hat wahrscheinlich nie gehört, dass er so ok ist, wie er ist. Deshalb ist die Angst, übersehen zu werden oder nicht gebührend Anerkennung zu bekommen, ziemlich groß.
Die Drama-Queen im Team braucht auf jeden Fall immer etwas Applaus, aber auch konstruktives und individuell auf sie zugeschnittenes Feedback. Ignorieren sollte man sie nie, denn das treibt den Dramafaktor nur in die Höhe. Die Kollegen können ihr zeigen, dass sie sie und ihre Situation ernst nehmen, sollten aber auch versuchen, sachlich zu bleiben und sich abzugrenzen. Sie können ihr positive Aspekte aufzeigen und sie ermutigen, selbst Lösungen zu finden.
Der Mundwinkeladvokat
Dieser Kommunikationstyp hat immer etwas zu missbilligen oder zu bemängeln. Er ist sich absolut sicher, dass er der einzige ist, der weiß, was richtig und was falsch ist, und wo es lang geht. Er sieht die Dinge meistens negativ und äußert sich gern ironisch oder sarkastisch. Dem Team schlägt der Mundwinkeladvokat leicht auf die Stimmung, vor allem wenn er die Arbeit oder die Ideen der Kollegen ständig kritisiert und herabwürdigt.
Möglicherweise hat er für seine eigene Leistungen und sein Tun nie Bestätigung bekommen. Er wurde wahrscheinlich nie gelobt und deshalb nicht gelernt, selbst Lob zum Ausdruck zu bringen.
Lassen Sie sich vom Mundwinkeladvokaten nicht provozieren, geben Sie aber auch nicht klein bei. Zeigen Sie ihm, dass Sie seine Meinung respektieren, doch rücken Sie nicht von Ihrer Position ab, nur um ihn milde zu stimmen. Versuchen Sie, ihm konstruktives Feedback zu geben und ihm auch die positiven Seiten an einer Sache aufzuzeigen.
Die Power-Lady
Die Power-Lady ist sehr selbstbewusst, immer motiviert und zielstrebig. Sie weiß genau, was sie will und wie sie es bekommt, deswegen ist sie meistens auch erfolgreich und kompetent in ihrem Bereich. Als Teammitglied hat sie einen hohen Motivationsfaktor, doch besteht die Gefahr, dass sich Kolleginnen und Kollegen von ihr dominiert und eingeschüchtert fühlen.
Die Power-Lady definiert sich nur über Leistung, das heißt sie hat wahrscheinlich die Erfahrung gemacht, nur für ihre Leistungen anerkannt und wertgeschätzt zu werden.
Um mit der Power-Lady umzugehen, sollten Sie sich nicht von ihr unterbuttern lassen, aber auch nicht mit ihr konkurrieren, denn das wäre kaum zu schaffen. Geben Sie ihr das Gefühl, dass Sie ihre Leistung anerkennen. Machen Sie aber auch deutlich, dass Sie und Ihre Kollegen eigene Stärken und Talente haben, nur eventuell das hohe Tempo nicht mithalten können. Gut ist, mit ihr stets auf Augenhöhe zu kommunizieren und gemeinsame Interessen oder Ziele zu finden. Erinnern Sie sie stets daran, den Blick fürs Ganze, also fürs Team nicht zu verlieren - und es von Zeit zu Zeit etwas ruhiger angehen zu lassen.
Der Schützling
Der Schützling ist ein Kommunikationstyp, der unsicher, unselbständig und zurückhaltend wirkt. Es mangelt ihm vor allem an Selbstvertrauen. Er ist nicht unsympathisch, verhält sich freundlich und hilfsbereit, aber auch ängstlich, bedürftig oder gar passiv.
Dem Schützling wurde wahrscheinlich nie wirklich etwas zugetraut beziehungsweise durfte er sich nicht ausprobieren, Grenzen austesten und seinen Wert entwickeln.
Bringen Sie ihm viel Wertschätzung, Zuwendung und Vertrauen entgegen. Der Schützling braucht Zuspruch, damit sich seine Unsicherheit auflösen kann. Machen Sie ihm deutlich, dass Sie seine Fähigkeiten schätzen, denn er tut dem Team einfach gut. Langfristig wäre es gut, seine Eigenständigkeit zu fördern, indem Sie und das Team ihn motiviert, aktiv zu werden und sich weiterzuentwickeln.
Der Feldherr
Im Gegensatz zum Schützling ist der Feldherr autoritär, kontrollierend und bestimmend. Ihm mangelt es nicht an Selbstvertrauen, er hält sich für unbesiegbar. Der Feldherr gibt Anweisungen und erwartet Gehorsam von anderen. Er ist zwar oft sehr effizient und organisiert in seinem Bereich, wirkt aber herrisch oder aggressiv. Alleingänge im Team sind keine Seltenheit.
Der Feldherr hat vermutlich die Erfahrung gemacht, dass er keine Schwäche zeigen darf. Nach dem Motto „nur der Stärkere gewinnt und hat die Macht“.
Eine gute Portion Diplomatie ist gefragt – es gilt, nicht klein bei zu geben, die Situation aber auch nicht eskalieren zu lassen. Zeigen Sie dem Feldherren, dass Sie seine Autorität sehen, anerkennen und in Teilen auch schätzen, dass aber jede Meinung im Team zählt und, dass alle an einem Strang ziehen. Auf der rein sachlichen Ebene ist er immer für Argumente offen. Sparen Sie nicht mit Lob, aber trauen Sie sich auch, ihn zu kritisieren, wenn es angezeigt ist.
Weitere Typen, die Ursula Kriesten und Michael Becker in Ihrem Buch behandeln:
- Die Plapperschlange
- Der Besserwisser
- Der Kleinmacher und Lästerer
- Der Utopist
- Der Miesmacher
Autorin: Nina Sickinger
Über Dr. Ursula Kriesten und Michael Becker
Die Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Ursula Kriesten ist seit über 40 Jahren im Bildungsbereich für Pflege- und Gesundheitsberufe tätig. Sie ist Krankenschwester, Lehrerin für Gesundheits- und Pflegeberufe, Master of Business Administration und promovierte in Gesundheits- und Pflegewissenschaften.
Der Sozial-Pädagoge und Geragoge Michael ist seit 2012 freiberuflicher Dozent an Akademien für Gesundheitsberufe im Rheinland mit den Schwerpunkten Umgang mit Menschen mit Demenz, Kommunikation und Konfliktbewältigung in sozialen Berufen.