Knapp 82.000 Euro: So viel verdiente eine Pflegefachkraft mit Zusatzausbildung und ein paar Jahren Berufserfahrung 2019 in den öffentlichen Spitälern des Schweizer Kantons Zürich. Noch besser sieht es in Luxemburg aus: Dort liegt der Durchschnittslohn einer Vollzeit-Pflegefachkraft bei 96.500 Euro. Außerdem zahlt man im Großherzogtum weniger Steuern und kann statt 30 Urlaubstagen auch noch 35 freie Tage genießen. In Rente geht die luxemburgische Krankenpflegekraft überdies fast zehn Jahre früher: mit 57 statt wie in Deutschland mit 65 oder bald gar 67 Jahren. Diese neiderweckenden Zahlen veröffentlichte jüngst die Badische Zeitung im Rahmen der Thematik: „Warum zieht es deutsche Krankenschwestern und -pfleger in die Schweiz oder nach Luxemburg?“
Schweiz und Luxemburg zahlen Top-Gehälter, aber ...
Mit derart astronomischen Gehältern können deutsche Krankenhäuser nicht mithalten. Was allerdings gern vergessen wird: Der Lebensunterhalt sowohl in der Schweiz wie auch in Luxemburg ist erheblich teurer als hierzulande. Für eine gut 80 Quadratmeter große Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung muss man im Kanton Zürich locker 2.000 Euro Miete bezahlen, in Luxemburg noch einmal mindestens 500 Euro mehr. Für Pendler könnte es sich lohnen - aber sicherlich nicht zu Hochzeiten von Corona, wenn die Grenzen gesperrt sind ...
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Große Gehaltsunterschiede zwischen Kommunalen und Privaten
Vergleichen sollte man sich deshalb besser nur mit Kollegen im eigenen Land. Auch da gibt es schließlich Unterschiede, was die Gehälter von Pflegekräften betrifft. Sie sind sogar „enorm“, wie das Portal www.praktischarzt.de schreibt. Klar ist: in tarifgebundenen Krankenhäusern staatlicher und kirchlicher Träger sieht es deutlich besser aus als bei privaten Krankenhausträgern wie Helios & Co., die sich keinem Tarifvertrag in aller Konsequenz anschließen. Der Unterschied zwischen einem gut eingestuften Krankenpfleger im Tarif des Öffentlichen Dienstes (TVöD) und dem Kollegen eines kleinen Krankenhauses in privater Trägerschaft könne sogar um die Hälfte variieren, recherchierte das Portal.
Sie möchten wissen, wie viel Pflegekräfte in der Altenpflege verdienen? Lesen Sie dazu unseren Artikel Altenpflege: Welche Träger richtig gutes Gehalt zahlen
Bremen zahlt regional betrachtet das beste Gehalt
Hinzu kommen regionale Unterschiede. In Bremen verdient ein Krankenpfleger (allgemein ohne Spezialisierung und ohne Zuschläge) gut 600 Euro mehr als in Mecklenburg-Vorpommern: Das kleinste Bundesland Bremen zahlt ihm oder ihr ein mittleres Bruttogehalt von 3.575 Euro, was bundesweit Spitze ist und damit noch vor Baden-Württemberg (3.567 Euro) und Bayern (3.480 Euro) rangiert, während Mecklenburg-Vorpommern mit 2.962 Euro das Schlusslicht des regionalen Gehaltsrankings bildet.
Private Klinikträger können keine konkrete Auskunft geben
Um nun aber mal ein konkretes Bild zu bekommen, wieviel wo wem gezahlt wird, haben wir verschiedene Anbieter angefragt und sie um Angabe der Bruttomonatsgehälter für Krankenpfleger mit 5- und 10-jähriger Berufserfahrung, PDL, Team- und Bereichsleiter, Hilfskräften und Pflegeschülern gebeten. Vorab: Staatliche und kirchliche Betriebe haben mitgemacht, private nicht.
Helios hat abhängig vom Krankenhaus unterschiedliche Tarife
Für die 24 000 Mitarbeiter der 86 Helios-Kliniken antwortete PR-Managerin Ines Balkow: „Unsere Kliniken sind überwiegend an Haustarifverträge oder unseren Konzerntarifvertrag gebunden. In einigen Häusern findet auch der TVöD Anwendung. Entsprechend ist die Vergütung unserer Pflegekräfte unterschiedlich. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen daher keine allgemeingültigen Gehaltsbeispiele geben können.“
Asklepios zahlt in Hamburg wie das Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)
Auch von Asklepios sind keine Daten zu bekommen. Allerdings weist Pressesprecher Franz Jürgen Schell darauf hin, dass die Asklepios-Mitarbeiter in Hamburg nach dem TVöD und damit genau wie die des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) bezahlt werden. In anderen Regionen Deutschlands sei das aber sehr unterschiedlich, erläutert Schell. Dort orientiere man sich „jeweils an den regionalen Gegebenheiten“. Aufgrund der Unterschiede könne man „keine konkreten Zahlen nennen“.
Unsere Beispiele: UKE, Caritas und Klinikum Region Hannover (KRH)
Hintergrund für die Zurückhaltung der privaten Anbieter dürfte wohl in erster Linie sein, dass sie mit Bekanntgabe ihrer „Gemischtwarenläden“ in puncto Gehälter Unruhe unter den Mitarbeitern fürchten. Ganz anders die Caritas, das UKE und das Klinikum Region Hannover (KRH): alle drei Anbieter haben kein Problem damit, ihre Gehaltsstrukturen offen zu legen. Schließlich orientieren sie sich an Tarifverträgen, die kein Geheimnis sind und jedermann einsehen kann. Unten nun die Tabelle mit den entsprechenden Gehaltsangaben.
Wir haben die Zahlen in der Tabelle im Oktober 2021 aktualisisiert in unserem Artikel Krankenpflege: pflegen-online-Gehaltscheck 2021

Autorin: Birgitta vom Lehn