Genaues weiß man nicht. „Rund 50 Prozent“, schätzt Dennis Sommer die Zahl der Pflegeeinrichtungen, die inzwischen vom analogen auf digitales Pflegemanagement umgeschaltet haben. Dennis Sommer sollte es wissen: Er steht in täglichem Kontakt mit den Pflegeeinrichtungen als Beratungsexperte der Medifox Dan Gruppe, dem Marktführer in Deutschland für digitale Anwendungssoftware in der Pflege. Und er kennt auch die andere Seite der Branche: Bevor er bei Medifox Dan anheuerte, hatte er viele Jahre als Pflegefachkraft in ambulanten Diensten und in Pflegeheimen gearbeitet. Er kennt das elendig lange Dokumentieren am Ende der Schicht, wenn alles, was angefallen ist, auf Papier gebracht werden muss – und dazu noch die vielen Telefonate mit Ärzten, Apotheken und Angehörigen.
Auch der 12.000-Euro-Zuschuss hat zur Digitalisierung beigetragen
Zurzeit hat Dennis Sommer viel zu tun. Denn „Corona hat einen massiven Schub gebracht. Viele Pflegeheimbetreiber haben in dieser Krise erkannt, dass man die betrieblichen Abläufe und Verknüpfungen neu denken muss. Ich muss gar nicht bei den Einrichtungen anrufen, die stehen bei mir jeden Tag auf der Matte.“
Auch der einmalige Zuschuss von bis zu 12.000 Euro, den Altenpflege-Einrichtungen aus dem Förderprogramm des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes (PpSG) für Digitalisierungsprojekte erhalten, hat sicherlich seinen Teil beigetragen. Es lief bis ende 2021 und ist mit dem Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG) bis 2023 verlängert worden.
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Digitalisierung: 3 Fragen, die Pflegeheime beschäftigen
Dabei stehen für die Pflegeheim-Betreiber in puncto Digitalisierung drei Fragen im Vordergrund:
- Kann ich mit digitalen Verknüpfungen Kosten sparen?
- Entlastet die Digitalisierung meine Pflegekräfte?
- Gibt es viele gute Argumente, um skeptische Mitarbeiter, Pflegekräfte und Bewohnerinnen zu überzeugen?
„Ja und ja und ja“, sagt Dennis Sommer. Der sich eh nicht als Verkäufer sondern als Berater sieht. Das heißt für ihn vor allem erst einmal bei jeden Interessenten den „Ist-Zustand“ zu dokumentieren: „Was gibt es schon? Was wird benötigt? Wer soll alles in das digitale Netzwerk eingebunden werden?“
Im Fokus der Digitalisierung steht vor allem, die Dokumentationsprozesse so zu optimieren, dass sie auf ein für die Pflegekräfte erträgliches Maß reduziert werden. Denn die immer weiter wachsenden Anforderungen, alles und jedes rechtssicher nach den gesetzlichen Vorgaben belegen zu müssen, verleidet Pflegekräften den Beruf, wie gerade erst eine Umfrage des Asklepios-Konzern gezeigt hat. Wer schreibt, der bleibt eben nicht. Dennis Sommer weiß aus eigener Erfahrung: „Man geht ja nicht in diesen Beruf, um Schreibkraft zu werden.“
Keine Angst mehr, etwas zu vergessen
Mit Handy oder Tablet und mit einer Software, die so vorbereitet und eingerichtet ist, dass per Hakensetzung gleich im Bewohner-Zimmer alles Notwendige und Vorgeschriebene dokumentiert wird, werden Pflegekräfte entlastet – von überflüssiger Dokumentationsarbeit und Fehlerquellen: „Sie müssen sich nicht mehr alles im Kopf merken, um dann nach der Schicht alles im Büro nachzutragen.“ Mehr noch: Dank der Verknüpfungen zu den betreuenden Ärzten und Apotheken können auf kürzesten digitalen Weg – auch per Kontakt über Video – medizinische Fragen oder Bestellungen abgeklärt werden.
Immer mehr Angehörige legen Wert auf Digitalisierung
Profitieren sollen von der Digitalisierung natürlich auch die Bewohnerinnen und Bewohner. Denn wer weniger schreibt, hat mehr Zeit. Und wer gleich mit den medizinischen Partnern akute Fragen klären kann, stärkt das Vertrauen. Das merken auch die Bewohner und deren Angehörige. Aus vielen Gesprächen mit den Heimbetreibern weiß Dennis Sommer, dass „bei den Aufnahmegesprächen immer öfter von den Angehörigen die Frage nach dem Stand der Digitalisierung gestellt wird.“
Darum sind die Angehörigen auch Teil des digitalen Netzwerk-Angebotes. Über ein eigenes Portal können die Angehörigen mit ihren Verwandten und den Pflegekräften kommunizieren. Und umgekehrt: Die Pflegekräfte haben jederzeit einen direkten Draht zu den Angehörigen. Auch das schafft Vertrauen.
„Ältere Pflegekräfte nehmen die Digitalisierung ernster als jüngere“
Dass sich ältere Pflegefachkräfte mit der Digitalisierung schwer tun, ist immer mal wieder zu hören aus Pflegeheimen und ambulanten Diensten, die auf Software, Apps und Tablets umgestellt haben. Dem widerspricht Dennis Sommer vehement: „Das habe ich auch erst gedacht. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ältere Pflegefachkräfte nehmen die Umstellung viel ernster, beschäftigen sich sehr intensiv mit Soft- und Hardware. Die Jüngeren gehen da viel lockerer ran, die sind ja mit Smartphone und Internet aufgewachsen. Und das kann manchmal Nachschulungen nötig machen.“
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Doch wie sicher sind diese digitalen Plattformen? Gerade in letzter Zeit haben sich die Angriffe von Cyber-Hackern auch auf digitale Gesundheitsnetzwerke vervielfacht. Um Daten zu stehlen oder zu verschlüsseln, um dann „Lösegeld“ für die Freigabe zu erpressen. Für die Medifox Dan Gruppe steht „Sicherheit an höchster Stelle, das können wir für unsere Software garantieren“. Allerdings schränkt Dennis Sommer ein: „Am Ende des Tages ist jede Einrichtung selber dafür verantwortlich, dass die Daten gesichert werden“.
Autor: Hans-Georg Sausse