Bei den beiden Pflegeheimen handelt es sich um das Haus Friesenheim und das Dr. Hans Bardens Haus in der Gartenstadt. Sie gehören zum Klinikum Ludwigshafen und werden vom dortigen Chef der Krankenhaushygiene durch die Corona-Pandemie begleitet. „Wir haben den Vorteil, dass wir die Diagnostik selbst durchführen können. Wir testen außerdem Bewohner mit Erkältungssymptomen sofort, auch warten wir bei Mitarbeitern mit Atemwegssymptomatik nicht das nächste Screening ab, sondern machen sofort einen Abstrich", sagt der Leitende Krankenhaushygieniker Sebastian Kevekordes.
Neu umfangreiche RKI-Empfehlungen für Pflegeheime (Stand 14. April)
Mit dem wöchentlichen Corona-Screening geht das Klinikum Ludwigshafen über die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts hinaus. Deutschland oberste Infektionsschutz-Behörde hat gerade am 14. April seine Covid-19-Empfehlungen für Alten- und Pflegeeinrichtungen von einem Blatt auf 21 Seiten erweitert. Auf Seite 19 heißt es nun, wöchentliches Testen sollte „in besonderen Situationen wie Hoch-Risiko-Einrichtungen (z.B. sehr große Einrichtungen mit einer sehr dichten Belegung oder Einrichtungen in Regionen mit einer hohen Inzidenz von Covid-19-Erkrankten) auf Umsetzbarkeit geprüft werden."
Auch Patientenschützer plädieren für Screenings
Weiter geht die ehemalige Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit Hedwig François-Kettner: In einem Interview mit pflegen-online fordert sie regelmäßige Tests für Personal in Kliniken und Pflegeheimen. Hedwig François-Kettner gehört einer Expertengruppe an, in der auch ehemalige Mitglieder des Sachverständigenrates Gesundheit sitzen. Diese hat Anfang April in einem Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19 für gepooltes Testen plädiert und dabei die Charité als vorbildlich hervorgehoben. Allerdings sagen die sechs Experten nicht, wie häufig ein Screening nach ihrer Vorstellung stattfinden sollte.
Mehr als 500 Heimbewohner sind schon an Corona gestorben
Dass regelmäßige Corona-Screening kaum stattfinden, hat wohl auch finanzielle Gründe. Ein PCR-Test kostet, wenn man ihn in Auftrag gibt, zwischen 50 und 150 Euro, schätzt Krankenhaushygieníker Kevekordes. Doch finanzielle Aspekte sollten bei diesem Thema - genauso wenig wie bei Schutzausrüstung und Schulungen - keine Rolle spielen, meint der Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz. „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Anteil der Risikogruppe in Heimen besonders hoch ist. Das muss Grund genug sein, um schnell und effektiv zu handeln", so Markus Mai. Eine Forschergruppe der London School of Economics sei zu dem Ergebnis gekommen, dass in fünf europäischen Ländern jeder zweite Todesfall in einem Pflegeheim gemeldet wird. Zwischen 42 und 57 Prozent aller Todesfälle in Heimen sollen in Verbindung mit dem neuartigen Erreger stehen. Auch Deutschland sei betroffen. Nach Informationen der Stiftung Patientenschutz sind schon über 500 Heimbewohner (Stand 3. April) gestorben.
Autorin: Kirsten Gaede