Pflegekräfte und Ärzte sind die beiden Berufsgruppen, dei am meisten Kontakt zu Covid-Patienten haben. Ihr Anteil an allen gemeldeten Corona-Infizierten ist deshalb mit 5 Prozent auch recht hoch. Rund 7.600 COVID-19-Erkrankungen hat die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bis Anfang November als Berufskrankheit anerkannt.
RKI und BGW mit Aktualisierungen, die viele schon lange umgesetzt haben
Um einen weiteren Aufwärtsrend zu drosseln, hat die BGW nun reagiert und greift die aktualisierten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts vom Oktober in seinen Richtlinien auf. In diesen heißt es nun ergänzend:
- Beschäftigte tragen, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, in der Einrichtung Mund-Nasen-Schutz.
- Bewohnerinnen, Bewohner oder Betreute sollten, sofern sie es tolerieren, ebenfalls Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern zu Beschäftigten oder anderen Personen nicht eingehalten werden kann.
- Tragen die Bewohnerinnen, Bewohner oder Betreute keinen Mund-Nasen-Schutz, sind nach Maßgabe der Gefährdungsbeurteilung weitere Arbeitsschutzmaßnahmen abzuleiten und umzusetzen.
- Bei Fahrten zur Begleitung von Betreuten gilt ebenfalls das Tragen von Mund-Nasen-Schutz für zu betreuende Personen sowie für Beschäftigte.
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Andreas Westerfellhaus: FFP2-Masken wirken besonders gut
Für die meisten Kliniken und Pflegeheime dürften die BGW-Richtlinien längst selbstverständlich sein. Trotzdem hat die BGW auf einem Expertengespräch am Rande des Deutschen Pflegetags noch einmal auf die präventive Wirkkung des medizinischen Mund-Nasen-Schutzes hingewiesen: „Erste statistische Auswertungen und Forschungsergebnisse zeigen, dass sich berufsbedingte Infektionen mit geeigneten Schutzmaßnahmen reduzieren lassen. Besonders hervorgehoben wurde die – zu Beginn der Pandemie teilweise unterschätzte – Präventionswirkung von medizinischem Mund-Nasen-Schutz für dessen Trägerinnen und Träger.“ Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, hat in seinem Grußwort sogar eine Lanze für FFP2-Masken gebrochen: Dass Maskdn schützen, sei wissenschaftlich belegt. „Bestes Beispiel ist dafür der Einsatz von FFP2-Masken“, so der Staatssekretär aus dem Bundesgesundheitministerium.
Westpfalzklinikum: Alle Pflegekräfte tragen am Patienten FFP2-Masken
Masken schützen also vor der Covid-Infektion, FFP2-Masken noch besser. Deshalb setzen erste Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf FFP2-Masken: Am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern wird – nachdem mehr als 20 Pflegekräfte mit Covid-Erkrankung in Quarantäne gehen mussten – konsequent auf den Schutz durch FFP2-Masken gesetzt. „Aufgrund der aktuell steigenden Zahlen haben wir zur Eindämmung des Infektionsrisikos für Patienten und Mitarbeiter, die Schutzmaßnahmen derart verstärkt, dass Mitarbeiter in den patientenversorgenden Bereichen inklusive des Reinigungs- und Logistikpersonals mit FFP-2-Masken arbeiten“, sagt Hanna-Maria Wells aus der Kommunikationsabteilung.
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Hamburger Altenheim setzt FFP2-Masken flächendeckend präventiv ein
Ähnlich die Regelung im Seniorenheim Haus-Flottbeck-Nienstedten in Hamburg. Pflegedienstleiter Joachim Dauber: „Bei uns tragen alle Mitarbeiter, die bewohnernah arbeiten, FFP2-Masken.“ Und ergänzt: „Das erspart derzeit die Quarantäne vieler Mitarbeiter und Bewohner, wenn man einen Positivfall hat.“ Flächendeckender FFP2-Masken-Einsatz ist bisher aber die Ausnahme. Für die Caritas etwa scheint er aber denkbar. „In sogenannten Hotspots kann es sicher sinnvoll sein, FFP2 Masken ohne Ventil in größerem Umfang einzusetzen“, sagt Nora Roßner, Referentin Teilhabe und Gesundheit beim Deutschen Caritasverband.
Das gibt es: Pflegeheime als Maskenverweigerer
In vielen anderen Pflegeeinrichtungen wird der Masken-Einsatz allerdings sehr nachlässig gehandelt. Petra G., Tochter eines demenzkranken Vaters, der in einem Pflegeheim in Schleswig-Holstein betreut wird, erzählt: „Die wenigsten Mitarbeiter tragen Masken, FFP2-Masken habe ich keine gesehen.“ Und aus einem Senioren-Wohnheim an der mecklenburgischen Seenplatte berichtet eine Mitarbeiterin, dass die Masken-Verordnungen kaum eingehalten wird: „Hier trägt kaum einer eine Maske, FFP2-Masken gibt es gar nicht“.
Was passiert, wenn sich zu viele Pflegekräfte anstecken
Da schon jetzt in vielen Kliniken und Seniorenheimen Pflegekräfte Mangelware sind, können weitere Ausfälle durch Corona-Infektionen kaum noch ausgeglichen werden. Zu welchen Überlegungen das führen kann, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf dem Pflegetag (12. November) in Berlin erklärt: Wenn immer mehr Pflegekräfte an Covid-19 erkranken, dann müssen notfalls auch positiv Getestete weiterarbeiten, um den Betrieb in Kliniken und Pflegeeinrichtungen aufrechtzuerhalten. Der Minister: „Wenn wegen Isolation und Quarantänemaßnahmen so viele dann gar nicht mehr da sind, so dass die Versorgung zusammenbricht, dann muss man schauen, was ist neben der bestmöglichen Lösung die zweitbeste ist.“
Autor: Hans-Georg Sausse