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Eine Frau mit einem Stift am Mund liest Zeitung

Dos and Don'ts für Frauen mit Management-Ambitionen

Das Wichtigste schon einmal vorweg: Fallen Sie nicht auf vermeintliche Weisheiten rein („Wer es bis 50 nicht geschafft hat ...“)

Warum sind Frauen in Führungspositionen immer noch so oft Fehlanzeige? Selbst im Berufsfeld Pflege, wo weibliches Fachpersonal dominiert, ist das leider oft immer noch der Fall. So werden laut einer Analyse von Pflegemarkt.com immer noch sechs von zehn Führungspositionen im Pflegeheim (61,2 Prozent) und in der Tagespflege (60,7 Prozent) vom „starken Geschlecht“ besetzt. Lediglich in der ambulanten Pflege sieht es etwas besser aus: Hier gibt es einen leicht höheren Frauenanteil (52,3 Prozent).

Mehr Pflegemanagerinnen im Osten

Allerdings gibt es ein Ost-West-Gefälle: In den neuen Bundesländern inklusive Berlins werden Pflegebetriebe zu 53 Prozent von Frauen geführt. In den alten Ländern überwiegt hingegen mit 55 Prozent nach wie vor der Männeranteil. Beim Durchschnittsalter der Führungskräfte (51 Jahre) liegen Frauen mit Männern allerdings gleichauf.

Frauen im Pflegemanagement? Für die DKG bisher keine Thema

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Auch in der Krankenpflege sind weibliche Führungskräfte Mangelware. Laut einer in der Zeitschrift „Gesundheitswesen“ aus dem Jahr 2015 veröffentlichten Analyse lag der Frauenanteil unter den Pflegedirektoren bei nur 40 Prozent, während 85 Prozent des Pflegefachpersonals weiblich war. Fazit: Mit steigender Hierarchiestufe nimmt der Frauenanteil deutlich ab. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) antwortet auf die Frage, ob es neuere Zahlen gibt: „Das Thema hat bei uns tatsächlich noch keine Rolle gespielt, deswegen haben wir auch keine verlässlichen Daten.“ Auch über Mentorinnen-Programme habe man „keine Erkenntnis“.

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Späte Karrieren in der Pflege möglich

Dabei sei es eigentlich ein „Benefit“ in der Pflege, auch in reiferem Alter noch Karriere machen zu können, betont Andrea Köhn. Die 58-Jährige ist Gründerin und Chefin der auf Karrieren im Gesundheitswesen spezialisierten Münchner Personalberatung „Köhn & Kollegen“. Sie schätzt den Altersdurchschnitt von Teilnehmerinnen von berufsbegleitenden Pflegemanagement-Studiengängen denn auch als recht hoch ein, denn viele weibliche Pflegekräfte bekämen erst dann richtig Lust auf Karriere, wenn ihre Kinder aus dem Gröbsten raus oder aus dem Haus seien.

Ein Karrierehindernis: Frauen sind „nicht mobil“

„Häufig ist die Frau mit einer Stelle in der Pflege nicht der Hauptverdiener der Familie. Karrieretechnisch gilt der Beruf daher eher als unwichtig. Zudem hängt der Haushalt oft immer noch an uns Frauen, und es fehlt an Rollenbeispielen“, sagt Köhn. Das Zuverdienst-Modell bedeute zudem, „dass die weibliche Pflege nicht mobil ist“. Sprich: Während eine männliche Pflegekraft wegen der Aussicht auf eine höhere Position in der Regel auch bereit sei umzuziehen, gelten weibliche Pflegekräfte als „nicht mobil“: Familie und Netzwerk am Wohnort sind den Frauen wichtiger als der erste oder nächste Karriereschritt.

Statt Pflege- lieber Gesundheitsmanagement studieren!

Die Personalberaterin rät weiblichen Pflegefachkräften in der Familienphase, immer am Ball zu bleiben und mindestens Teilzeit zu arbeiten. Viele fingen später dann ja auch noch ein Studium an, um weiterzukommen und Führungsaufgaben übernehmen zu können. Das gebe ihnen Aufwind und Selbstbewusstsein und ermögliche Karriereschritte, die in anderen Berufen in diesem Alter so meist nicht mehr gelängen. Köhn hat einen weiteren Tipp parat, wenn man wirklich in eine Managementposition will. Statt „Pflegemanagement“ zu studieren, solle frau sich besser für „Gesundheitsmanagement“ entscheiden. Der Fokus liege hier auf betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, die karrieretechnisch bessere Optionen versprächen.

Selbstbewusstsein dank Akademisierung?

Martina Kloepfer, Vorsitzende des Instituts für GenderGesundheit, setzt auf ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis und eine zunehmende Akademisierung der Pflegeberufe. „Dann würde sich etwas ändern, denn das Selbstbewusstsein der Pflegekräfte würde steigen“, prophezeit sie und verweist auf England, wo Pflege immer schon studiert wurde und die Pflegekräfte anspruchsvollere Aufgaben erhalten als hierzulande.

„Gelegenheiten schnappen!“

Andererseits dürften Frauen sich auf öffentlichen Podien auch nicht „wegducken“, wie sie selbst oft bei der Organisation von Veranstaltungen erlebe. Frauen müssten „die Gelegenheiten schnappen“. Viele wollten aber gar keine Verantwortung übernehmen, bedauert Kloepfer. Insgesamt handle es sich bei der Geschlechterfrage um ein „gesamtgesellschaftliches Problem“, für das man „immer neue und individuelle Lösungen“ finden müsse.

Bei Cura sind über 65 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt

Ein positives Signal kommt indes von der Cura Seniorenwohn- und Pflegeheime Dienstleistungs GmbH in Berlin. Dort teilt eine Sprecherin mit, dass in den 50 Cura-Seniorencentren die Führungspositionen zu zwei Drittel von Frauen besetzt und auch in der dreiköpfigen Geschäftsführung eine Frau vertreten sei. Geht also doch.

Autorin: Birgitta vom Lehn

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