Die Pandemie liegt glücklicherweise hinter uns: Inzwischen gibt es wegen des hohen Immunisierungsgrades gegen das Coronavirus in der Bevölkerung erheblich weniger schwere Verläufe und Langzeitfolgen als noch 2020 und 2021. Zum Schutz für besonders gefährdete Personen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) aber Pflegekräften und allen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, neben der Grippeschutzimpfung weiterhin auch eine rechtzeitige Auffrischung des Corona-Impfschutzes. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
1. Frage: Warum ist es trotz der hohen Grundimmunität gegen das Corona-Virus wichtig, dass Personen in Pflegeberufen ihren Impfstatus auffrischen?
Die Corona-Impfung schützt für längere Zeit vor einer schweren Erkrankung und für kürzere Zeit auch vor einer Infektion. Durch häufige Patientenkontakte sind Beschäftigte in der Pflege und im Krankenhaus einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt und haben so auch ein höheres Risiko, (möglicherweise ohne es zu bemerken) betreute Menschen anzustecken. Somit bietet die Impfung von medizinischem Personal einen zusätzlichen Schutz für vulnerable Patientengruppen.
2. Frage: Ich arbeite in der Pflege und bin zuletzt im Oktober 2022 Corona geimpft worden. Benötige ich die aktuelle Auffrischungsimpfung?
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
Eine Auffrischungsimpfung ist für Sie vermutlich sinnvoll, da die Wirksamkeit der Impfung in den ersten zwölf Monaten am höchsten ist und dann abnimmt. Die Stiko empfiehlt bei Auffrischungsimpfungen einen Abstand von mindestens sechs Monaten zur vorherigen Impfung oder Infektion. Besprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt, wann Sie die Impfung idealerweise auffrischen sollten.
3. Frage: Ich bin noch nicht gegen Corona geimpft und möchte das jetzt nachholen. Wie viele Impfungen brauche ich?
Für eine gute Grundimmunisierung brauchen Sie einen dreimaligen Kontakt mit Bestandteilen des Erregers durch Impfung oder Kontakt mit dem Erreger selbst durch Infektion. Mindestens zwei Kontakte sollten laut Stiko durch Impfung stattfinden, zum dritten Kontakt kann es sowohl durch die Auffrischungsimpfung als auch durch eine durchlaufene Infektion kommen.
4. Frage: Warum wird auch die Influenza-Impfung für Pflegekräfte empfohlen?
Die Gründe sind denen für die Corona-Impfung sehr ähnlich. Die jährliche Grippeschutzimpfung schützt Menschen in Gesundheitsberufen nicht nur individuell, sondern reduziert auch ihr Risiko, das Virus in ihrer Einrichtung weiterzuverbreiten und ältere, chronisch kranke und immungeschwächte Patienten in Gefahr zu bringen.
5. Frage: Wann sollte ich mich gegen Grippe impfen lassen?
Sehr schnell, denn die Grippesaison steht vor der Tür. Bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, dauert es bis zu 14 Tage.
Grundsätzlich sei eine Influenza-Impfung aber sinnvoll, solange die Grippe zirkuliere, so Mathias Pletz, Professor für Infektiologie und Institutsleiter an der Uniklinik Jena in einem Gespräch mit pflegen-online. „Normalerweise dauert die Grippesaison bis etwa Ende März, in schweren Jahren bis Ende April.“ Der Höhepunkt sei meistens im ersten Quartal des Jahres zu beobachten. „Eine Impfung wirkt innerhalb von sieben bis vierzehn Tagen, sie schützt also auch noch, wenn sie erst Anfang des Jahres erfolgt. Allerdings ist es natürlich immer sinnvoll, sich so früh wie möglich gegen eine Infektion zu wappnen.“
6. Frage: Wie wirksam ist der Grippe-Impfstoff in dieser Saison?
Die Influenca-Impfung bietet bei älteren Erwachsenen durchschnittlich etwa 40-prozentigen Schutz vor einer Infektion, bei jüngeren Erwachsenen deutlich mehr. Man kann sich also trotz der Impfung mit dem Grippevirus infizieren, aber nicht so leicht wie ohne Schutzimpfung. Außerdem verläuft die Infektion bei Geimpften in der Regel milder als bei Ungeimpften.
7. Frage: Kann ich mich gleichzeitig gegen Corona und Grippe impfen lassen?
Ja, eine gleichzeitige Verabreichung beider Impfstoffe ist möglich, solang es sich nicht um einen Lebendimpfstoff gegen Grippe handelt. Mathias Pletz, Professor für Infektiologie an der Uniklinik Jena, sagte dazu in einem Gespräch mit pflegen-online: „Zu viele Impfungen für den Körper gibt es erstmal nicht. Denn wir haben ja täglich durch unsere Mitmenschen Kontakt mit zahlreichen Viren und anderen Erregern.“ Es sei ein normaler Prozess im Körper, damit fertigzuwerden.
Die zweite Impfung sollte allerdings nicht in denselben Arm gespritzt werden. Etwas stärkere Impfreaktionen wie Schmerzen in der Injektionsstelle und Müdigkeit sind möglich, klingen aber normalerweise nach wenigen Tagen ab.
8. Frage: Wo kann ich mich impfen lassen?
Größere Kliniken bieten die Corona- und die Grippeimpfung in der Regel über ihren betriebsärztlichen Dienst an. Wer in einer kleineren Einrichtung arbeitet, kann seine Hausarzt-Praxis ansteuern oder – seit Ende 2022 in die Apotheke gehen.
Impfung in Apotheken
Jeweils etwa 1.400 Apotheken (von knapp 18.000) bieten die Corona- und Grippe-Impfung an. Manche bieten beide an, aber manchmal auch nur die corona-Impfung oder die Grippe-Impfung heißt es bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die impfendenden Apotheken sind bundesweit auf der Website ApoGuide zu finden. Es empfiehlt sich, so die ABDA, vor dem Impfen die Apotheke zu kontaktieren und zu fragen, ob es bestimmte Zeitkorridore oder besondere Termine gibt.
Es reicht für Pflegekräfte, in der Apotheke darauf hinzuweisen, dass sie im Pflegeberuf tätig sind, um die Grippeimpfung kostenlos zu erhalten. „Solange sich für den Apotheker keine Anhaltspunkte ergeben, an der Aussage des Patienten zu zweifeln, wird der Patient geimpft. Die Apotheke kann nur auf Plausibilität prüfen, eine darüber hinausgehende Prüfpflicht besteht nicht“, sagt ein ABDA-Sprecher.
Weitere Info zum Impfen in Apotheken:
9. Frage: Gibt es noch eine Impfpflicht für Pflegekräfte?
Nein, es gibt weder für Grippe- noch Corona eine gesetzliche Impfpflicht für Personal in Gesundheitsberufen. Die Verpflichtung zur Coronaschutzimpfung für Pflegekräfte ist zum Ende des Jahres 2022 ausgelaufen.
10. Frage: Werden die Kosten für beide Schutzimpfungen von der Krankenkasse übernommen?
Ja, die Corona-Schutz- und Auffrischungsimpfung ist für alle Menschen in Deutschland kostenlos. Für die Grippeschutzimpfung werden die Kosten bei medizinischem Personal von allen gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.
11. Frage: Wie hoch ist der Anteil der Pflegekräfte, die sich gegen Grippe (Influenza) impfen lassen?
2018 haben sich nach einer Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) nur 30 Prozent aller Pflegekräfte gegen Grippe impfen lassen. Inzwischen ist der Anteil rasant (um über 70 Prozent!) gestiegen: Laut der „Online-Befragung von Klinikpersonal zur Influenza-Impfung“ (OKaPII) vom RKI aus diesem Jahr (17. April bis 15. Mai 2023) mit 15.312 Teilnehmern aus 116 Krankenhäusern haben sich 51,1 Prozent der Pflegekräfte impfen lassen. Allerdings lagen sie damit unter dem Durchschnitt der Klinikmitarbeiter insgesamt (58,6 Prozent) und deutlich unter der Quote der Ärztinnen und Ärzte, von denen sich 80,7 Prozent gegen Grippe impfen lassen. In der Befragung hat sich außerdem gezeigt, dass Männer und ältere Mitarbeiter sich häufiger für die Grippe-Impfung entscheiden.
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12. Frage: Wie hoch ist die Impfquote bei Covid?
Nach der RKI-Befragung waren nur 2,3 Prozent der Klinikmitarbeiter ungeimpft gegen Covid. 1 Prozent hat nur die erste Impfstoffdosis erhalten, Zweimal geimpft waren 7,2 Prozent und mehr als die Hälfte aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab an, dreimal gegen Covid-19 geimpft zu sein. Vier Impfstoffdosen oder mehr haben gut ein Drittel (33,6 Prozent) erhalten.
Zu einer jährlichen Covid-19-Impfung ist rund die Hälfte aller Befragten (eher) bereit, während 28,4 Prozent es (eher) nicht sind und fast ein Fünftel sich unschlüssig ist.