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Corona

Corona-Testpflicht: Ohne extra Mitarbeiter geht's kaum

Pflegeheime haben nun keine Wahl mehr: Sie müssen Schnelltests einsetzen. Die Evangelische Heimstiftung in Baden-Württemberg zeigt, wie es klappen könnte - und wie aufwendig das Testen ist

Seit Mitte Oktober können Pflegeheime großzügig Schnelltests einsetzen. 30 Stück pro Bewohner pro Monat, alles refinanziert, so sieht es die Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vor. Bisher hat es allerdings oft an der Umsetzung gehapert - wegen des hohen organisatorischen Aufwands, der manchmal schwierigen Beschaffung der Schnelltests, wegen fehlenden Personals, langsamen Gesundheitsämtern oder, oder, oder ...

Seit Sonntag (13. Dezember) aber haben Bund und Länder aus dem Können ein Muss gemacht: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeheimen sollen mehrmals die Woche auf Corona getestet werden, bei einer besonders hohen Verbreitung in der Region auch Besucher. Es sich umso mehr lohnt auf ein Best-Practice-Beispiel zu schauen wie der Evangelischen Heimstiftung in Baden-Württemberg.

Nur examinierte Pflegekräfte dürfen Schnelltests vornehmen

Seit gut fünf Wochen testet die Evangelische Heimstiftung, die mit ihre 145 Einrichtungen und 13.500 Kunden zum größten diakonischen Pflegeunternehmen in Baden-Württemberg zählt. Die Stiftung habe ein Konzept für alle Einrichtungen beim Landesgesundheitsamt eingereicht. In den einzelnen Heimen seien kleine Teststationen aufgebaut worden, berichtet Pressesprecherin Alexandra Heizereder. Haus- und Betriebsärzte schulen die Testkräfte. „Die Tests dürfen nur von Pflegefachpersonen, nicht von Pflegehelfern durchgeführt werden.“ Personell sei das zu stemmen, weil der Träger nach eigenen Aussagen „über einen guten Personalschlüssel verfügt“.

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Gesucht: „Fachkräfte für Antigen-Schnelltests“

Allerdings hat die Heimstiftung auch zusätzlich Personal eingestellt und ist weiterhin auf der Suche nach „Fachkräften für Antigen-Schnelltests“. Die ausgeschriebenen Stellen sind befristet und in Teilzeit. Gesucht werden „Fachkräfte, auf die ärztliche Tätigkeiten delegiert werden können (auch wenn in Rente oder aktuell nicht im Beruf), Alten-, Gesundheits-, Kranken- oder Heilerziehungspflegende, medizinische Fachangestellte, Medizinstudierende ab fünftem Semester, Rettungssanitäter und Ärzte“. Die Tester durchlaufen eine fachliche Schnelltest-Schulung. Bezahlt werden sie nach Tarif oder sie arbeiten auf Minijob-Basis.

Täglich auszufüllen: „Corona-Schnelltestliste“

„Das Testen ist wichtig, richtig und sinnvoll“, sagt Swantje Popp, die von Bad Mergentheim aus die Regionaldirektion Hohenlohe/Tauber mit insgesamt zehn Einrichtungen verantwortet. Sie führe eine „Corona-Schnelltestliste“, in der täglich eingetragen werde, wer wo wann und wie getestet wurde. Seit dem Lockdown (Dezember 2020) werden alle Mitarbeiter täglich, Bewohner zweimal in der Woche und Gäste immer vor Betreten der Einrichtung getestet. Besuche sind zwischen 14 und 18 Uhr möglich. Außerdem tragen alle Personen, die direkten Kontakt zu den Bewohnern haben, zu allen Zeiten eine FFP2-Maske - alle, also auch die Bewohner.

Viele positiv Getestete sind symptomfrei

Die AHAL-Regeln gelten nach wie vor - auch bei negativem Test. Die Mitarbeiter seien meist sehr überrascht, berichtet Popp, wenn sie von ihren positiven Testergebnissen erfahren, denn die allermeisten Personen hätten keinerlei Beschwerden. Aber auch wer unbestimmte Symptome zeige und diese abklären lassen wolle, profitiere von den Schnelltests, ergänzt Heizereder. „Bei den PCR-Tests dauert es ja meist deutlich länger, bis ein Ergebnis vorliegt. Für die Mitarbeiter ist es aber sehr wertvoll zügig zu erfahren, ob man weiterarbeiten darf oder nicht.“ Deshalb sei das Interesse der Mitarbeiter auch recht groß an den Testungen, berichtet Popp.

Besucher oft reserviert, wenn es um Schnelltest geht

Bei den Bewohnern gestalte sich das Testen ebenfalls in der Regel „unproblematisch“. Die größte Skepsis herrsche derzeit noch bei den Besuchern, sie zeigten eine „gewisse Reserviertheit“. Allerdings steige die Akzeptanz auch hier langsam an. „Wenn ich die Besucher persönlich anspreche, dann sind sieben von zehn Personen einverstanden. Wir können das relativ unproblematisch in den Tagesablauf einbauen. Der Aufwand ist zwar groß, aber wir kriegen das gebacken. Das Testen geht doch relativ zügig“, sagt Popp.

Autorin: Birgitta vom Lehn

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