Wie weitgehend hat die Corona-Pandemie Pflegekräfte in ihrer Arbeit und ihrem Wohlbefinden beeinflusst? Um dies herauszufinden, hat das Neuropsychiatrische Zentrum Hamburg Altona (NPZ) im Rahmen des Projektes coachforcare zwischen Ende Mai und Anfang Juni zu einer Umfrage aufgerufen (wir berichteten). Denn die Berichte aus Altenpflege und Krankenpflege waren sehr unterschiedlich: Teilweise gab es dramatische Ausbrüche - wie im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam, der Amper-Klinik in Dachau und in Pflegeheimen in Wolfburg und in Würzburg. Auf der anderen Seite ging in vielen Krankenhäusern die Belegung stark zurück, manchmal bis auf 50 Prozent, hier und da, vor allem in Reha-Kliniken kam es zu Kurzarbeit. Gelegentlich ist auch zu hören, dass die Corona-Krise den Zusammenhalt gefördert hat, dass Mobbing plötzlich kein Thema mehr war.
NPZ-Umfrage: Ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl
Die Frage nach den Auswirkungen der Corona-Krise auf den Pflegeberuf wird Politik und Wissenschaft wohl noch lange beschäftigen. Mit der Umfrage möchte das NPZ eine erste Antwort beitragen, an die sich sicherlich weitere Diskussionen anschließen werden. Die Teilnehmerzahl ist mit 463 ungewöhnlich hoch, doch darf man nicht vergessen, dass die Teilnahme absolut freiwillig war und jede Pflegekraft deshalb durch ein eigenes Motiv zur Teilnahme geleitet wurde - etwa durch das Gefühl, auch wirklich betroffen zu sein von den Auswirkungen.
78 Prozent sagen, der Arbeitsalltag habe sich verändert
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So haben dann auch 47 Prozent der Teilnehmer gesagt, dass sich ihr Arbeitsalltag durch die Corona-Krise sehr verändert hat, 31 Prozent meinten, er habe sich „eher“ verändert. Ein Grund dafür ist sicherlich die Schutzausrüstung: Fast 50 Prozent finden die Arbeit mit Schutzausrüstung stark belastend, gut 33 Prozent finden sie mäßig belastend.
42 Prozent sind unzufrieden mit Bereitstellung von Schutzausrüstung
Auch wenn jetzt von offiziellen Seiten (Ministerien, Verbände) nicht mehr über Lieferengpässe berichtet wird: Immerhin 37 Prozent der teilnehmenden Pflegekräfte beklagt, es klappe nur „teils, teils“ oder dass „häufig“ etwas fehle, über 5 Prozent sagen sogar, dass „immer“ etwas fehle.
Über 80 Prozent meinen, es fehle an psychologischer Unterstützung
Allerdings: Die grundsätzliche Frage, ob der Betrieb seine Mitarbeiter mit Schutzausrüstung unterstützt, beantworten 95 Prozent mit Teilnehmer mit einem Ja. Unterstützung mit betrieblichen Präventionsmaßnahmen scheint jedoch zu fehlen: Nur knapp 14 Prozent fühlen sich durch körperliche Angebote wie Rückenschule und Massage unterstützt, nur knapp 15 Prozent durch psychische Präventionsangebote etwa zur Stressbewältigung und zum gesunden Schlaf.
Selbst Industrieunternehmen bieten psychologische Unterstützung an
„Das ist ein bedenkliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass selbst Industrieunternehmen ihre Mitarbeiter konsequent mit speziellen Präventionsangeboten durch die Corona-Krise begleitet haben - Unternehmen also, die viel weniger konkret von der Corona-Pandemie betroffen sind als Krankenhäuser oder Pflegeheime“, sagt Saskia Blömeke, Gesundheitspsychologin beim NPZ.
Eine Warnung für Kliniken und Heime
Die Einschätzung der Teilnehmer, dass es an psychologischer Unterstützung fehle, können Kliniken und Heime als Warnhinweis deuten: Fast 68 Prozent der Teilnehmer fühlen sich durch die Corona-Krise psychisch belastet. fast 50 Pozent fühlen sind körperlich belastet.
Autorin: Kirsten Gaede