Die Atmung wird tiefer, die Lunge besser belüftet – aber das sind nicht die einzigen Vorteile der Atemstimulierenden Einreibung.  
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Die Atmung wird tiefer, die Lunge besser belüftet – aber das sind nicht die einzigen Vorteile der Atemstimulierenden Einreibung.  

Krankenpflege

ASE – die besondere Pneumonieprophylaxe

Die Atemstimulierenden Einreibung (ASE) beugt Lungenentzündung vor, aber sie kann auch beruhigend, schlaffördernd oder stimulierend wirken

Eine Atemstimulierende Einreibung (ASE) kann so manches Schlafmittel ersetzen: Sie sorgt dafür, dass sich Patienten und Bewohner entspannen, sich ihre Atmung stabilisiert und vertieft. Mit  entsprechender Technik kann sie außerdem stimulierend wirken.

1. Frage: Welche Patienten und Bewohner profitieren von der ASE?

  • Patienten mit flacher Atmung (zum Beispiel bei Schonatmung aufgrund von Schmerzen) – ihre Atmung wird tiefer, die Lunge besser belüftet
  • Menschen, die vor einem schweren medizinischen Eingriff oder einer Bestrahlung stehen, unruhig und in Angst sind
  • Intensivpatienten, die von der Beatmung entwöhnt werden
  • Bewohner und Patienten mit Ein- und Durchschlafstörungen und Unruhezuständen
  • Menschen mit Tag-Nacht-Umkehr, Orientierungs- und Körperwahrnehmungsstörungen (zum Beispiel bei Demenz) – sie kommen durch das Atmen wieder mehr im Hier und Jetzt an
  • Patienten, die emotional stark belastet sind oder unter Depressionen leiden – die ungeteilte Präsenz der Pflegekraft kann etwas Entlastung bringen
  • Abwehrgeschwächte Menschen
  • Eine ASE kann auch das Leiden von bettlägerigen Menschen und Sterbenden ein wenig lindern.

2. Frage: Wie gehe ich bei einer Atemstimulierende Einreibung vor?

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

  • zehn ruhige Minuten einplanen
  • den Patienten oder Bewohner in die richtige Position/Lage bringen: 135°-Seitenlage, Sitzposition am Bettrand oder auf einem Stuhl oder sich selbst bei Intensivpatienten vom Kopfende her positionieren
  • Hautcreme oder Körperlotion in beide Hände (ohne Handschuhe) nehmen, Hände und Lotion anwärmen (zum Beispiel die Hände vorher reiben, kalte Hände meiden)
  • Hände auf beiden Schultern des Patienten oder Bewohners ablegen
  • den Patienten oder Bewohner mehrmals tief ein- und ausatmen lassen. Während der ganzen ASE die Atmung anleiten
  • die ASE atemsynchron und kreisend mit den Handballen voran durchführen (siehe folgende drei Punkte)
  • kreisend heißt: auf kreisende Bewegungen mit wechselndem Druck (in beiden Händen gleichzeitig) von außen nach innen (in Richtung Wirbelsäule) und von oben nach unten (in Richtung Steißbein) achten – die  Wirbelsäule selbst aussparen!
  • atemsynchron heißt: atmet der Patient oder Bewohner ein, geht die Hand- und Druckbewegung von außen kommend mit dem Handballen voran erst leicht nach oben – mit der Ausatmung dreht sich die Hand nach unten in Richtung Wirbelsäule und dann wieder nach außen und beginnt dort von vorn. 
  • Den Vorgang sechs bis acht Mal wiederholen und dabei den Körperkontakt nicht unterbrechen (Hände nacheinander an den Schultern neu ansetzen). 

Die Heilkraft der Atmung | humboldt Verlag

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3. Frage: Was ist bei besonderem Pflegebedarf zu beachten?

  • Bei tracheotomierten, Wachkoma- und Intensivpatienten ist eine ASE auf der Vorderseite möglich, sofern die Patientin oder der Patient die Einreibung toleriert, die Intimsphäre gewahrt bleibt und medizinisch nichts dagegenspricht.
  • Menschen mit Demenz und Patienten mit Orientierungs- oder Bewusstseinsstörungen kann eine ASE psychisch stabilisieren, indem sie von der Seite her (jeweils einseitig) angewendet wird – denn so lässt sich der Blickkontakt halten.   

4. Frage: Gibt es Kontraindikationen für die Atemstimulierende Einreibung?    

Zu den Kontraindikationen zählen:

  • Hautinfektionen wie Herpes Zoster (Gürtelrose)
  • Mykosen (Pilzbefall)
  • offene Hautstellen

Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen könnte es ebenfalls Kontraindikationen geben – hier gilt es, sich vorher zu versichern (Dokumentation/Akte checken, Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt halten). 

5. Frage: Und wenn eine belebende Einreibung gefragt ist?

Belebende Einreibungen (sie zählen nicht zu den ASE) verlaufen von unten nach oben, zum Beispiel vom Steißbein bis zwischen die Schulterblätter, die Substanz der Wahl ist Franzbranntwein. Sie eignen sich oft für

  • Patienten, die wegen Schmerzen eine Schonatmung haben und angestrengt und flach atmen, etwa nach Thorax- oder Bauch-OP oder nach Polytrauma, insofern medizinisch nichts dagegenspricht
  • Patienten, die eine Frühmobilisation in der Intensivstation bekommen
  • stark schwitzenden Patienten zum Beispiel bei Fieber.

Die Atmung wird tiefer und die Haut besser durchblutet. Bei frischem Herzinfarkt und bei sehr trockener Haut, Hautläsionen und allergischen Hautreaktionen sind Franzbranntwein und andere alkoholhaltige Lösung jedoch kontraindiziert.

Autorin: Melanie M. Klimmer

Weiterführende Literatur: Christel Beinstein, Andreas Fröhlich: Basale Stimulation in der Pflege (2021)

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