Gegenüber der Süddeutschen Zeitung (23./24.10.) sagte die Bundeskanzlerin wörtlich: „Über eine Phase bin ich nach wie vor traurig: Das war Weihnachten vorigen Jahres. Damals waren die Tests vorhanden. Und dennoch wurde in den Alten- und Pflegeheimen zu wenig getestet. Ich habe noch persönlich versucht, das um Weihnachten herum mit örtlich Verantwortlichen zu forcieren. Wir haben die Tests kostenlos bereitgestellt und auch die Personalkosten übernommen. Trotzdem hat es zu lange gedauert, bis das in den Pflegeheimen umgesetzt war. Das war der schwächste Moment in der Pandemiebekämpfung.“
Ist die Kritik gerechtfertigt? Wer das beurteilen möchte, dem kann unsere kurze Chronologie, zusammengestellt aus unseren Berichten um den Jahreswechsel herum, eine Hilfe sein:
- Ab Mitte Oktober können Pflegeheime großzügig Schnelltests einsetzen. 30 Stück pro Bewohner pro Monat, komplett refinanziert, so sieht es die Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vor. Sie wird am 30. November im Bundesanzeiger veröffentlicht. Es handelt sich um einen Anspruch, keine Pflicht, wohlgemerkt.
- Am Sonntag (13. Dezember) haben Bund und Länder aus dem Können ein Muss gemacht: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeheimen sollen mehrmals die Woche auf Corona getestet werden, bei einer besonders hohen Verbreitung in der Region auch Besucher. Allerdings: Wen man aber wie oft zum Testen verpflichtet, ist nicht einheitlich, sondern von Land zu Land und in Bayern sogar von Heim zu Heim unterschiedlich geregelt: In Nordrhein-Westfalen etwa sollen sich Pflegekräfte alle drei Tage, in Baden-Württemberg dreimal pro Woche, in Bremen zweimal pro Woche, in Brandenburg mindestens zweimal pro Woche und in Niedersachsen täglich testen lassen. In Bayern wird auf Nachfrage von pflegen-online auf die jeweiligen Testkonzepte der Heime verwiesen.
- Ende Januar 2021 testen fast alle Heime mittlerweile Stammpersonal, Bewohner und Besucher auf das Coronavirus. Aber Leasing-Pflegepersonal und externe Dienstleister wie Putz- und Küchenhilfen oder Handwerker werden offenbar nicht immer in die Teststrategien der Heime einbezogen.
- Da immer wieder Heime klagen, sie fänden kein Schnelltest-Personal, startet die Bundesregierung ab 15. Januar einen „Aufruf zur Gewinnung von Testpersonal“, unterzeichnet von Kanzleramtschef Helge Braun. Für die sofortige Unterstützung setzt der Bund Personal der Bundeswehr ein. Die Heime können sich hierfür direkt an die Kreis-, Bezirks- oder Landeskommandos oder auch direkt an das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr wenden, welche rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche erreichbar sind.
Autorinnen: kig/bvl