Wenn es um bessere Gehälter geht, sind die deutschen Pflegekräfte inzwischen auf die eher sonnige Seite gewechselt. Ob dank Pflegemindestlohn, Tariftreue-Gesetz oder die Lohnvereinbarungen, die viele Einrichtungen abgeschlossen haben – für alle gab es Jahr für Jahr kräftige Gehaltserhöhungen und im Schnitt mehr als in den meisten anderen Berufen.
Der „Entgeltatlas“ der Bundesagentur für Arbeit belegt den positiven Trend. So liegt der durchschnittliche Bruttolohn für eine Altenpflegehelferin inzwischen bei 2.635 Euro – 600 Euro mehr als noch vor drei Jahren. Auf das Konto der examinierten Pflegefachkraft fließen aktuell durchschnittlich 3.611 Euro und damit fast 800 Euro mehr. Eine Pflegedienstleitung landet nun bei 4.694 Euro und verdient damit 90 Euro mehr als eine Grundschullehrkraft (was vor allem mit den Schichtzulagen zusammenhängt. Und wer eine Altenpflegeeinrichtung leitet, bekommt mit 5.758 Euro sogar ein wenig mehr als eine Gymnasiallehrkraft.
Heißt: Bei den Pflege-Anbietern hat sich in den letzten Jahren bei den Löhnen einiges getan. Auch weil die meistens auf das Grundgehalt neben Schichtzulagen (Nacht, Wochenende etc.) viele zusätzliche Leistungen wie Kinderzuschlag oder zusätzliche Altersversicherungen on top geben. Das kann bis zu 25 Prozent mehr Gesamtvergütung bedeuten.
Doch wie sieht das bei den einzelnen Pflege-Unternehmen konkret aus? Wir haben bei den gemeinnützigen Trägern nachgefragt, wer aktuell wie viel verdient.
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Achtung: Manche Träger haben das Grundgehalt genannt, andere das Grundgehalt inklusive aller Zulagen, Zuschläge, Leistungen etc. (also das Brutto-Gehalt – das, was insgesamt auf der Gehaltsabrechnung verzeichnet ist). Die Differenz kann bis zu 400 bis 500 Euro bedeuten. Wir haben in allen Fällen deutlich gemacht um welche Variante es sich handelt.
Agaplesion
Das als gemeinnützige Aktiengesellschaft organisierte Unternehmen beschäftigt deutschlandweit über 20.000 Mitarbeitende an 22 Krankenausstandorten, in 39 Wohn- und Pflegeheimen, 34 Medizinischen Versorgungszentren, sieben ambulanten Pflegediensten und fünf Hospizen. Außerdem betreibt Agaplesion 15 Ausbildungsstätten und eine Fortbildungsakademie und bietet mit eigenen Servicegesellschaften Dienstleistungen – Reinigung, Catering, Logistik und Medizintechnik – an.
Auch bei Agaplesion gibt es eine Vielzahl von tariflichen Vereinbarungen. Wir haben uns als Beispiel den Tarif AVR.HN mit dem Gültigkeitsbereich Hessen-Nassau angeschaut – das Grundgehalt und das, was Agaplesion Mehrwert nennt: von Familienbudget über vermögenswirksame Leistungen bis zu Zeit- und Schichtzuschlägen.
Wohnbereichsleitung: monatliches Einstiegsgehalt: 3.439 Euro plus 593 Euro Mehrwert
monatliches Grundgehalt nach 13 Jahren: 4.390 Euro plus 643 Euro Mehrwert
Pflegedienstleitung: monatliches Einstiegsgehalt: 3.786 Euro plus 611 Euro Mehrwert
monatliches Grundgehalt nach 13 Jahren: 4.862 Euro plus 667 Euro Mehrwert
Einrichtungsleitung: monatliches Einstiegsgehalt: 4.149 Euro plus 430 Euro Mehrwert
monatliches Grundgehalt nach 13 Jahren: 5.523 Euro plus 502 Euro Mehrwert
Altenpflegerin/-pfleger: monatliches Einstiegsgehalt: 2.960 Euro plus 767 Euro Mehrwert
monatliches Grundgehalt nach 13 Jahren: 3.741 Euro plus 808 Euro Mehrwert
Pflegehilfskraft: monatliches Einstiegsgehalt: 2.367 Euro plus 736 Euro Mehrwert
monatliches Grundgehalt nach 13 Jahren: 2.892 Euro plus 764 Euro Mehrwert
Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat rund 212.000 Beschäftigte und unterhält über 13.000 Einrichtungen. Allerdings ist die Tariflandschaft bei der AWO seit Jahren sehr zersplittert. Hier schließen Orts-, Kreis- oder Regionalverbände jeweils eigene Tarifverträge ab. Wir haben den aktuellen Tarifvertrag der AWO Saarland ausgewertet.
Pflegehilfskraft: je nach Tätigkeitsjahren zwischen 2.553 und 3.258 Euro
Pflegefachkraft: je nach Tätigkeitsjahren zwischen 3.577 Euro und 4.045 Euro
Wohnbereichsleitung: je nach Tätigkeitsjahren zwischen 4.002 Euro und 4.497 Euro
Einrichtungsleiterinnen: zwischen 4.054 Euro und 5.707 Euro
Pflegedienstleiterinnen in der ambulanten Pflege bewegen sich zwischen 4.627 und 5.154 Euro, im stationären Bereich zwischen 5.078 und 5.684 Euro.
Zum Grundgehalt kommen eine Reihe von Zulagen wie Rufbereitschaft (ab rund 300 Euro pro Monat), Nachtschichtzulagen ab 100 Euro pro Nacht. Urlaubsgeld, Treueprämien sowie jährliche Sonderzahlungen.
Caritas
Die Caritas ist der größte soziale Arbeitgeber in Deutschland mit mehr als 690.000 Beschäftigten – davon allein 85.000 Pflegefachkräfte in rund 4.000 Einrichtungen. Für die Pflegekräfte gibt es eine Vielzahl von TVöD-ähnlichen Vereinbarungen, die sich nach Ländern, Ost und West unterscheiden.
Neben den Grundgehältern erhalten die Caritas-Beschäftigten in der Pflege Zulagen in Höhe von rund 160 Euro pro Monat. Hinzu kommen in der Regel die Geriatriezulage in Höhe von 46 Euro sowie, abhängig von den Arbeitszeiten, eine Schichtzulage von 40 Euro, außerdem Zeitzuschläge für Arbeit am Sonntag oder nachts. Mit der Novembervergütung wird zusätzlich eine Jahressonderzahlung (Weihnachtsgeld) von 86 Prozent der Monatsvergütung ausbezahlt. Zusätzlich gibt es Leistungsentgelte – zum Beispiel Prämien für besonderes Engagement – oder die Sozialkomponente – unter anderem Finanzierung von Kindergartenplätzen – sowie eine betriebliche Altersversorgung.
Pflegehilfskräfte bekommen entsprechend ihrer Berufsjahre zwischen 2.638 und 2.834 Euro Grundgehalt. Im April 2024 steigern sich diese Grundgehälter auf 2.995 bis 3.202 Euro. Dazu kommen Zulagen (siehe oben) sowie eine Jahressonderzahlung in Höhe von 86 Prozent des Monatsgehalts.
Bei einer examinierten Pflegefachkraft mit dreijähriger Ausbildung liegt das monatliche Grundgehalt zwischen 2.932 Euro im ersten und 3.654 Euro ab dem 16. Berufsjahr. Daneben erhalten sie Zulagen (siehe oben), die je nach Arbeitszeiten bis zu 500 Euro betragen können.
Wohnbereichsleiterinnen erhalten derzeit entsprechend ihrer Berufsjahre zwischen 3.951 und 4.685 Euro nach 15 Berufsjahren. Neben diversen Zulagen kommt dazu eine Jahressonderzahlung von 76 Prozent des Monatsgehalts. Ab 1. April 2024 erhöhen sich die Löhne um weitere rund zehn Prozent.
Pflegedienstleiterinnen starten bei 4.398 Euro und kommen nach 15 Berufsjahren auf 5.187 Euro. Mit den Zulagen summiert sich das auf 59.000 bis knapp 62.000 Euro pro Jahr.
Diakonie
Über 620.000 Mitarbeitende zählt die Diakonie Deutschland, rund 100.000 arbeiten in der Altenpflege. Auch bei der Diakonie gibt es eine ganze Reihe von einzelnen Tarifvereinbarungen. Wir haben uns die AVR.DD-Arbeitsvertragsrichtlinien, an denen sich rund 25 Prozent der Diakonie-Einrichtungen orientieren, ausgewählt.
Danach erhalten Pflegehelferinnen mit einjähriger Ausbildung zwischen 2.885 und 3.340 Euro je nach Berufsjahren. Pflegefachkräfte mit dreijähriger Ausbildung bekommen zwischen 3.257 und 3.845 Euro. Gruppenleiterinnen starten bei 4.454 Euro. Wer eine Einrichtung leitet, beginnt bei knapp über 5.000 Euro.
Dazu kommen bei der Diakonie neben dem 13. Monatsgehalt und Altersversorgung gegebenenfalls noch weitere Zuschläge. Konkret kann das so aussehen:
Pflegehelferin mit einjähriger Ausbildung, 9. Berufsjahr, 2 Kinder: Grundgehalt: 2.993,43 Euro Pflegezuschlag: 80,00 Euro Kinderzuschlag: 201,59 Euro Weitere Zuschläge wie Schichtarbeit: 190,00 Euro Macht zusammen: 3.465,02 Euro.
examinierte Altenpflegerin/Berufsanfängerin:
Grundgehalt: 3.432,80 Euro Zuschläge etwa: 200,00 Euro Gesamt: 3.632,80 Euro
Pflegeleitung, 15 Berufsjahre, 2 Kinder Grundgehalt: 7.478,37 Euro Kinderzuschlag: 181,14 Euro Gesamt: 7.659,51 Euro
DRK
Über die Bundestarifgemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes sind rund 43.400 Beschäftigte – darunter die Pflegekräfte – tarifvertraglich gebunden. Konkret sieht das dann beispielhaft so aus: Pflegehilfskräfte (ungelernt) sind nach Tarif P5, Pflegehelfer mit mindestens einjähriger Ausbildung nach P 6 und die examinierten Pflegekräfte nach P7 oder höher eingruppiert. Nach 3 Jahren Tätigkeit haben Mitarbeiter in den Entgeltgruppen P 5 und P 6 die Stufe 3 erreicht, Mitarbeiter in den Entgeltgruppen P 7 und P 8 erreichen die Stufe 3 nach 4 Jahren Tätigkeit.
Pflegehelfer (P 5): Grundgehalt 2.653 Euro
Pflegefachkräfte (P 7): Grundgehalt 3.098 Euro (P 7). Nach 11 Jahren Tätigkeit Stufenaufstieg in die Entgeltstufe 5, das bedeutet ein Grundgehalt von 3.371 Euro
Beschäftigte, die in eine der Entgeltgruppen P 7 bis P 16 eingruppiert sind, erhalten ab 1. April 2022 zuzüglich zu dem Tabellenentgelt eine Pflegezulage in Höhe von derzeit monatlich 150 Euro. Daneben gibt es, abhängig von der jeweils ausgeübten Tätigkeit, weitere tarifliche Zulagen.
Die Vergütung von Wohnbereichsleitungen (WBL) und Pflegedienstleitung (PDL), besonders in der ambulanten Pflege, ist sehr individuell geregelt. Sie ist abhängig von der Anzahl der unterstellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der Organisationsstruktur der Pflege im jeweiligen Kreisverband.
Ähnlich wie alle anderen gemeinnützigen Träger erhalten die Pflegekräfte in diesem und nächsten Jahr ein Inflationsausgleichsgeld in Höhe von insgesamt 3.000 Euro. Zudem erhöhen sich ab 1. Juni 2024 die Tabellenentgelte aller Beschäftigten um 200 Euro. Zusätzlich gibt es eine weitere Erhöhung der um 200 Euro erhöhten Entgelte um 6,0 Prozent.
Evangelische Heimstiftung
Die Evangelische Heimstiftung gehört zu den ganz großen Trägern in Baden-Württemberg. Über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen sich in 171 Einrichtungen um Pflegebedürftige. Es gibt einen lange Liste an Zuschlägen: Neben den üblichen wie Schicht-, Nacht-, oder Springerzulage sind das Kinderzuschläge bis Fahrrad-Leasing.
Altenpflegehelferin (einjährige Ausbildung): im zweiten Berufsjahr Grundgehalt von 2.859 Euro, mit Zuschlägen wie Schicht- oder Nachtzulage können es 3.123 Euro werden.
Pflegefachkraft mit fünfjähriger Berufserfahrung: Grundgehalt von 3.703 Euro, mit Zulagen bis zu 4.282 Euro
Pflegedienstleiterin in einer kleineren Einrichtung: Grundgehalt 4.425 Euro (fünf Jahre Berufserfahrung), 4.850 Euro (zehn Jahre Berufserfahrung)
Wohnbereichsleiterin: Grundgehalt 4.621 Euro (fünf Berufsjahre)
Im nächsten Jahr gibt es noch mal einen tüchtigen Gehaltsschluck: Die Altenpflegehelferin kommt dann auf 3.279 Euro Grundgehalt (circa 400 Euro mehr!), die Pflegefachkraft auf 4.487 Euro, die PDL auf 4.651 Euro bzw. auf 5.098 Euro und die WBL auf 4.856 Euro.
Johanniter-Unfall-Hilfe
Mehr als 30.000 hauptamtlich Beschäftigte zählt die Johanniter-Unfall-Hilfe, darunter auch viele Pflegekräfte. Die Zahlen beziehen sich auf eine 40-Stunden-Woche.
Altenpflegehelferin (einjährige Ausbildung): Grundgehalt 2.842 Euro (nach fünf Jahren Berufserfahrung), 2.984 Euro (nach zehn Jahren Berufserfahrung)
Altenpflegefachkraft: Grundgehalt zwischen 3.459 Euro 3.632 Euro,
Wohnbereichsleitungen: Grundgehalt zwischen 3.817 und 4.008 Euro
Pflegedienstleitungen: Grundgehalt zwischen 4.175 und 5.670 Euro (in der Regel aber wenige Zuschläge, weil sie nicht zu außergewöhnlichen Zeiten arbeiten)
Darüber hinaus gibt es Zuschläge für Schicht-, Nacht-, Sonntagsarbeit, die zwischen fünf und zehn Prozent des Bruttomonatslohns ausmachen. Außerdem haben die Johanniter eine zusätzliche Altersversorgung eingerichtet, in die der Arbeitgeber 4 Prozent bezogen auf das laufende monatliche lohnsteuerpflichtige Arbeitsentgelt einzahlt. 30 Urlaubstage pro Jahr, auch für Auszubildende, Zusatzurlaub für Nachtarbeit, zusätzlicher Sonderurlaub ab 55 (unbezahlt) und Freizeitausgleich für Heiligabend und Silvester, Jahressonderzahlung von 100 Prozent, Kinderzulagen von etwa 95 Euro.
Autor: Hans-Georg Sausse/kig