Eine Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und die Pflege und Betreuung eines Angehörigen kann sich massiv auf Ihre Gesundheit und Ihr seelisches Wohlbefinden auswirken. Auch wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie das alles prima unter einen Hut bringen, müssen Sie auf sich aufpassen!
Denn Ihr unermüdlicher Einsatz hat zur Folge, dass Sie Ihre eigenen Wünsche und Erwartungen laufend zurückstellen. Das kann aufs Gemüt schlagen, weil es auf Dauer frustriert und unzufrieden macht. Und in manchen Situationen wird es Ihnen plötzlich einfach zu viel, dann liegen die Nerven blank und Sie reagieren in einer Weise, die Ihnen wenig später schon wieder leid tut.
Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen. Stellen Sie sich Ihre Energie und Leistungskraft als eine Art Akku vor: Seine Leistung ist irgendwann verbraucht und muss wieder aufgeladen werden. Ihr Handy laden Sie ja auch regelmäßig an der Steckdose auf. Ihre Steckdose ist ein Urlaub von der Pflegeverantwortung.
Woran Sie merken, dass Sie Urlaubsreif sind
Wenn Sie schneller ungeduldig werden als sonst. Wenn Sie sich schlechter konzentrieren können. Wenn Sie Einladungen von Freunden immer wieder absagen, weil sie einfach zu müde sind, um etwas zu unternehmen. Dann brauchen Sie Urlaub!
Allein oder zusammen verreisen?
Urlaub voneinander oder miteinander – alles hat seine Berechtigung.
Ein paar Tage Abstand gewinnen vom Alltag, das ist Urlaub, ganz klar – suchen, buchen und fertig. Pflegende Angehörige sollten sich zuvor aber überlegen:
Allein? Ist man sich täglich so nahe, wie es die Beziehung mit einem pflegebedürftigen Menschen erfordert, können ein paar Tage Abstand einen hohen Erholungswert haben und für die Beziehung eine Wohltat sein. So können Sie (ohne schlechtes Gewissen!) verreisen und der Pflegebedürftige zu Hause von anderen Familienmitgliedern und/oder einem Pflegedienst versorgt werden oder Kurzzeitpflege in einem Pflegehaus in Anspruch nehmen.
Zusammen? Andererseits: Hat man in so einer Pflegeverbindung schwere Stunden gemeinsam durchlebt, sehnen Sie sich beide vielleicht besonders danach, auch unbeschwerte Erlebnisse miteinander zu teilen.
Eventuell liegt die beste Lösung genau dazwischen? Im gemeinsamen Urlaub Schönes erleben, sich gegenseitig viel Freiraum schenken und die Pflegeverantwortung anderen überlassen, z.B. einem Pflegedienst am Urlaubsort. Genießt man den Urlaub mit der Familie oder Freunden, dann können sich alle die Versorgung des Pflegebedürftigen einfach teilen und den entlasten, der sich sonst immer kümmert.
Es lohnt sich, alle Möglichkeiten durchzuspielen und ganz offen miteinander darüber zu sprechen.
Autor Seigel/Werner