Im Oktober 2022 stand Maja Schäfer in der Wiener Hofburg auf der Bühne: Beim HR Award in der Kategorie „Employer Branding“ belegte der gemeinnützige Unternehmensverbund, dessen alleiniger Gesellschafter die DRK-Schwesternschaft Berlin ist, den zweiten Platz für die Entwicklung der Arbeitgebermarke.
Trotzdem sagt Schäfer, die neun Jahre lang für die Diakonie Deutschland als Projektleiterin für Employer Branding und Personalmarketing arbeitete, dass die meisten Bewerber über die „Basics des Marketings und der Kommunikation“ erreicht werden: „Viel wichtiger als ein Leuchtturmprojekt mit wahnsinnig witzigen Ideen, mit dem man Awards gewinnt, ist die Fleißarbeit.“
Bewerber werden in Stellenanzeigen geduzt
Zum Standard der Personalgewinnung gehören für Maja Schäfer drei Prinzipien:
- Bewerberberatung per WhatsApp
- individuell gestaltete Stellenanzeigen auf dem Karriereportal: Der Ton ist locker, die Ansprache herzlich; der Arbeitsplatz in der Abteilung oder auf Station wird anschaulich beschrieben. Die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen werden über alle Berufsgruppen hinweg geduzt.
- niedrigschwellige Erreichbarkeit über soziale Medien wie Instagram und Facebook
„Wir machen es Bewerbern so einfach wie möglich, bei uns anzudocken“, sagt Maja Schäfer. Alles solle aus einem Guss sein, eine flache Hierarchie vorgelebt werden, erklärt Schäfer ihr strategisches Konzept.
Ohne Agentur: Firmen-Claim ist die Idee einer Mitarbeiterin
An den Standorten in Westend, Köpenick, Mariendorf und Mitte gibt es mehr als 3.900 Mitarbeiter in vier Krankenhäusern, einem stationären Pflegeheim und einem Hospiz. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich im Karriereblog in Video-Clips vor, berichten von ihrem Arbeitsalltag. Und wenn der Chefarzt der Radiologie Saxofon in einer Band spielt, gehört das unter dem Stichpunkt „Deine Vorteile“ ebenfalls in die Stellenanzeige für eine Radiologie-Assistentin (MTRA) und zu der Arbeitgebermarke mit dem Claim: „Wir bedeuten einander etwas“. Diesen Slogan erfand keine Werbeagentur am Reißbrett, er ist das Zitat einer Mitarbeiterin aus dem Herzkatheter-Labor.
Auf der DRK-Kliniken-Website stehen die konkreten Gehälter
Arbeitsatmosphäre und Zusammenhalt im Team sind Bewerbern und Mitarbeiterinnen wichtig. „Zu den DRK Kliniken Berlin kommt man ganz bewusst, weil man zum Roten Kreuz, zu der weltweiten Bewegung gehören möchte und Gemeinschaft sucht“, sagt Maja Schäfer. „Aber wir müssen uns auch gehaltstechnisch nicht verstecken.“ Es habe in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg bei den Gehältern gegeben, und die Zusatzleistungen seien attraktiv.
Maja Schäfer: „Wir nennen auf dem Karriereportal konkrete Zahlen, das monatliche Bruttogrundgehalt in Vollzeit, und bilden eine Spanne aus dem Tarifvertrag ab.“ Aktuelle Tabellen zum Haustarif der DRK Kliniken Berlin gibt es als Download. Die Daten werden regelmäßig aktualisiert. „Das ist eine mühsame redaktionelle Arbeit“, sagt Maja Schäfer. „Aber Transparenz ist immer gut.“ Bewerberinnen und Bewerber wollten nicht auf eine Black Box blicken. „Alles, was wir machen, dient dazu, die Mauern aufzubrechen. Damit man von außen reingucken kann.“ Dazu trägt auch ihr Blog Recruiting2go bei. Hier gibt Schäfer ihr Wissen weiter und teilt ihre Insider-Tipps für eine erfolgreiche Personalgewinnung mit anderen.
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98 Prozent der Stellen im Pflege- und Funktionsdienst sind besetzt
Dass sich „Fleißarbeit“ im strategischen Recruitment lohnt, belegen die Bewerberzahlen. Sie steigerten sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 152 Prozent, 2021 um weitere 3 Prozent. In Köpenick, am größten Standort des Klinikverbunds, waren 2020 95 Prozent und 2021 98 Prozent der Stellen im Pflege- und Funktionsdienst besetzt. 2021 gab es dort keine Leasingkräfte auf den peripheren Stationen. Für 2022 gibt es noch keine ausdifferenzierten Zahlen. „Wir lassen uns nicht von den millionenfachen Impressionen unserer Google- und Social-Media-Werbeanzeigen blenden. Wie viele Einstellungen es gibt – das zählt“, sagt Maja Schäfer.
Autorin: Ulrike Mattern