Rückkehrgespräche sind bei Arbeitnehmervertretungen (Gewerkschaften, Betriebsräten et cetera) umstritten. Sie würden dazu genutzt, Druck auszuüben, auf die Belegschaft, aber auch auf einzelne Beschäftigte, heißt es bei Verdi Bildung + Beratung. „Die 'Schwachstellen' in der Belegschaft sollen aufgespürt werden, um bei einem später beabsichtigten Personalabbau auf entsprechende Daten zurückgreifen zu können", heißt es dort etwa.
Im günstigen Fall aber ist das Rückkehrgespräch eine Chance für den Mitarbeiter, auf krankmachende Bedingungen am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen - und für den Vorgesetzten, darauf zu reagieren. Es lohnt sich also für Mitarbeiter, sich gut - eventuell auch in Abstimmung mit einer Vertrauensperson - auf das Rückkehrgespräch vorzubereiten.
Für Isabella Surek, Rechtsanwältin in Bremen und Dozentin für Pflegekräfte in Aus- und Fortbildung, gibt es acht zentrale Fragen für das Rückkehrgespräch.
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Frage 1. Wie geht es Ihnen jetzt?
Hier muss zuerst geklärt werden, ob die Pflegekraft wieder voll einsatzfähig ist.
Frage 2. Gibt es konkrete Ursachen für Ihre Abwesenheit?
Hier hat die Pflegekraft die Gelegenheit, selbst Gründe zu nennen. Die Vorgesetzte soll sie dazu ermutigen und ermuntern.
Frage 3. Gibt es einen konkreten Auslöser?
Beispiel: Ein Mensch, der unter Migräne leidet, sagt vielleicht, dass er bei Nachtdienst immer Migräne bekommt.
Frage 4. Hängt die Abwesenheit mit der Arbeitsumgebung zusammen?
Ein Mitarbeiter kann beispielsweise anführen, dass an seinem Arbeitsplatz oft Zugluft herrscht und er leicht Infekte bekommt oder dass er häufig mit Desinfektionsmitteln hantieren muss, welche bei Ihm Hautirritationen auslösen.
Frage 5. Hat die Abwesenheit mit der Art der Tätigkeit zu tun?
Beispiel: Ein Mitarbeiter leidet häufig unter Rückenschmerzen. Er erklärt, dass er auf einer Station arbeitet, auf der Patienten oder Bewohner häufig gelagert und gehoben werden müssen und nicht ausreichend Lagerungshilfsmittel vorhanden sind.
Frage 6. Liegt es an den Arbeitszeiten?
Ein Mitarbeiter kann dazu zum Beispiel erklären, dass auf seiner Station montags immer viele Aufnahmen und Entlassungen anstehen. An Montagen leidet er also unter einer erhöhten Arbeitsbelastung, die ihm zu schaffen macht.
Frage 7. Liegt es an Medikamenten, die der Mitarbeiter regelmäßig einnimmt?
Beispiel: Es ist denkbar, dass ein Mitarbeiter regelmäßig Tabletten einnehmen muss, die müde machen. Daher ist der Frühdienst besonders belastend für diesen Mitarbeiter, da er Probleme hat aus dem Bett zu kommen.
Frage 8. Liegt es am Betriebsklima?
Ein Mitarbeiter berichtet beispielsweise, dass er von Kollege XY ständig kritisiert und beleidigt wird. Der Dienst zusammen mit diesem Kollegen ist immer besonders anstrengend und belastend.
Auf Grund der Informationen aus dem Krankheitsgespräch, so Surek, sollten sich weitere Gespräche, „damit ein Arbeiten für den erkrankten Mitarbeiter wieder möglich und attraktiv wird".
Autorin: Birgitta vom Lehn