Der Pflegeberuf ist ein Knochenjob. Schweres Tragen, Heben und Schieben gehen auf Rücken und Gelenke. Hinzu kommt: Man ist den ganzen Tag auf den Beinen. Dem passenden Berufsschuh kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Eine Auswertung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) von Unfallanzeigen in der Pflege hat einen besonderen Schwerpunkt bei Sturzunfällen durch Ausrutschen und Stolpern ergeben. Um Stürzen, Rückenschmerzen und ganz allgemein Beschwerden im Muskel- und Skelettapparat vorzubeugen hat die BGW eine Checkliste für sichere Arbeitsschuhe in Pflegeberufen zusammengestellt. Sie stimmt grundsätzlich mit dem überein, was auch Orthopäden und die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V. empfehlen.
Arbeitsschuhe müssen geschlossen sein
In der Pflege hat man es mit Sekreten wie Blut und Schleim zu tun; außerdem wäscht man die Patienten, die Schuhe werden also nass. Sie sollten deshalb vorn und hinten geschlossen sein. Das schützt die Füße auch vor Verletzungen. Bequem sollten sie natürlich auch sein, damit man einen langen Arbeitstag darin sprichwörtlich über- „stehen“ kann. Eine gute Dämpfung schützt vor Gelenkverschleiß, Wirbelsäulenbeschwerden und Verspannungen im Rücken, mahnt die AGR. Wichtig ist auch, dass die Fersen umfassend gestützt werden. Das sorgt für einen sicheren Gang, entlastet die Sprunggelenke und reduziert die Umknickgefahr.
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Am besten ein Schnürschuh
Ein Schnürschuh sei zudem besser als ein Slipper oder einer mit Klettverschluss, weil er individueller schließe und mehr Halt gebe, betont Jürgen Walpert, Orthopäde und Fußchirurg an der Klinik Fleetsiel in Hamburg. Von Schuhen, die nur vorn geschlossen sind und hinten nur ein Riemchen haben, rät der Orthopäde genau wie BGW und AGR ab. Unisono plädieren die Experten für eine feste Fersenkappe. Lediglich „an sehr heißen Tagen“ könne man auf Station „mit recht fitten Patienten“ auch mal eine offene Sandale tragen, formuliert Tanja Kostuj, Chefärztin des Orthopädisch-Traumatologischen Zentrums des St. Marien-Hospitals Hamm, die Ausnahme. „Das ist besser, als wenn man zu viel schwitzt.“
Einen ähnlichen Effekt haben laut AGR sogenannte „Aktiv-Schuhe“ mit Trainingseffekt, die daher immer aus hochwertigen Materialien wie Kunstleder oder atmungsaktiven Textilien bestehen sollten. Eine ausreichende Wasserdampfdurchlässigkeit sei für ein gutes Fußklima unerlässlich. Selbstverständlich sollte man auch auf Schadstofffreiheit achten.
Auf rutschfeste Sohle achten
Um Stürze zu vermeiden ist eine gut profilierte, großflächige, rutschfeste Auftrittsohle wichtig. Außerdem empfiehlt Kostuj, alle sechs Monate „zu prüfen, ob Sie sich und Ihren Füßen ein paar neue Arbeitsschuhe gönnen“. Insbesondere wenn die Sohle schief oder abgelaufen ist, sollte man an eine Neuanschaffung denken.
Schweißbildung vermeiden
Ideal seien zwei Paar Schuhe im Wechsel zu tragen, weil ein Schuh einen ganzen Tag braucht, um wirklich durchzutrocknen. Niemals sollte er übrigens in die Waschmaschine, warnt die BGW.
Auch die richtigen Socken tragen zu einem guten, hygienischen Schuhklima bei: Ideal sind Mikrofaser oder Wolle. Auf Baumwolle sollte man besser verzichten oder den Anteil so gering wie möglich halten.
Beim Schuh-Kauf empfiehlt sich, außerdem zu achten auf:
- eine regulierbare Spannweite
- ein bequemes Fußbett
- eine dämpfende Sohle
- ein flacher Absatz
- eine gute Passform
Sport- und Freizeitschuhe oft gut geeignet
Im Internet werden jede Menge „Pflegeschuhe“ oder „Arbeitsschuhe Pflege“ angeboten. Die Palette ist genauso riesig wie die Preisspanne. Dabei betont die BGW, dass es auch zahlreiche Sport- und Freizeitschuhe für den Außenbereich gibt, die die genannten Anforderungen erfüllen. Tanja Kostuj appellliert bei der Schuhauswahl an den „gesunden Menschenverstand“ - auch, was dessen Lebenszeit betrifft: „Wie lange ein Schuh hält, hängt vom Typ ab. Aber man sollte bedenken, dass Laufschuhe auch nur ein paar Monate halten. Ein Jahr Lebenszeit ist realistisch. Hat man hingegen einen starken Schweißfuß oder kommt viel Sekret auf den Schuh, dann kann sie auch kürzer sein“, so die Orthopädin.
Preis nicht entscheidend
Keinesfalls hänge die Qualität eines Schuhs aber vom Preis ab, betont Kostuj. „Ein 150-Euro-Schuh ist nicht besser als einer für 39 Euro.“ Grundsätzlich sieht auch der Hamburger Orthopäde Walpert keinen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität. Nur von besonders billigen Exemplaren rät er ab. Auch Jogging-Schuhe seien völlig okay. „Viele Ärzte tragen mittlerweile Joggingschuhe.“
Birkenstock & Co. nicht generell gesund
Früher galten „Birkis“ als besonders gesund. Davon ist man weitgehend abgekommen, zumindest gelten die sogenannten „Gesundheitslatschen“ mit vorgeformtem Fußbett nicht mehr generell als gesund. Das sieht auch Jürgen Walpert so. Der Fuß-Experte moniert, dass bei den „Gesundheits-Klassikern“ von Birkenstock oder Berkemann der gesunde Fuß ein vorgefertigtes Fußbett bekomme, das er aber eigentlich gar nicht brauche. Deshalb lasse ihn das Label „Gesundheitsschuhe“ in diesem Zusammenhang auch immer „zusammenzucken“. Wer einen Problemfuß habe, brauche individuelle Einlagen, kein genormtes Fußbett.
Zu Hause barfuß laufen
Die übliche Empfehlung, dreimal am Tag den Schuh zu wechseln aus orthopädischen Gründen, sei in der Pflege nicht praktikabel, sagt Walpert. Da solle man lieber nach Feierabend mal in Flipflops schlüpfen, um sein Fußgewölbe zu trainieren, oder gleich barfuß laufen, wie Kollegin Kostuj es am liebsten in den eigenen vier Wänden tut. „Früher war ich immer ein entschiedener Gegner von Flipflops“, sagt Walpert. „Aber inzwischen weiß man, dass sie dem Fuß – in Maßen getragen – durchaus guttun können.“ Auch hier sollte es allerdings nicht die ganz billige Schlappe sein, warnt der Experte: „Wenn man die Sohle einmal ganz umbiegen kann, so dass Zehen- und Fersenbereich sich berühren, ist das zu viel des Guten.“
Wer in seiner Freizeit gerne Clogs trägt, sollte laut AGR auf einen Fersenriemen für den nötigen Halt achten. Der Fuß müsse ausreichend Bewegungsfreiraum haben, aber gleichzeitig sicher sitzen. Das sei wichtig, damit kein Senk-, Spreiz- oder Plattfuß entstehen könne. Unterstütze der Schuh zudem das natürliche Abrollverhalten beim Gehen, mache er Lust auf Bewegung.
Autorin: Birgitta vom Lehn
Dieser Artikel erschien zuerst am 21.06.2018, er wurde am 08.09.2020 aktualisiert.