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Pflegetag 2019

7 Tipps für Frauen, die in Chef-Position wollen

Immer weniger Frauen in der Pflege werden Führungskraft. Wie sich das ändern lässt? Gabriela Koslowski hätte da einige Ideen. Sie präsentiert diese auf dem Deutschen Pflegetag.

Wenn die psychologische Beraterin Gabriela Koslowski erzählt, wirkt sie geradezu fassungslos: In ihren Coachings und in ihren Seminaren zu Führung und Resilienz erlebt sie Frauen, die vor allem auf das schauen, was sie nicht schaffen. „Sie haben das Gefühl sie müssten noch mehr leisten und zweifeln ständig an ihren Fähigkeiten. Sind sie in einer Führungsposition, machen sie sich ständig Gedanken und suchen die Fehler meistens zuerst bei sich – egal, was passiert: ob jemand gekündigt hat oder Konflikte im Team schwelen. Ihr Perfektionismus zehrt an ihnen: Wenn sie nach der Arbeit nach Hause gehen, rufen sie noch einmal an, um dieses und jenes zu klären, Männer schalten viel leichter ab.“

Sie möchten Gabriela Koslowski live erleben? Dann besuchen Sie den Deutschen Pflegetag - ihre interaktive Session „Frauen führen anders - vor allem selten“ findet statt am Freitag, 15. März, von 14.30 bis 15.30 in Halle 7.2

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Und Männer in der Pflege haben offenbar auch viel weniger Probleme mit Führungspositionen. Heute sind Chefposten in der Krankenpflege in Westdeutschland zu 55 Prozent von Männern besetzt, im Osten zu 47 Prozent. In den Pflegeheimen sind es sogar 61,5 Prozent und in den Pflegediensten 47,7 Prozent. Sicherlich: Heute arbeiten viel mehr Männer in der Pflege als in den 70er Jahren, trotzdem sind es kaum mehr als 20 Prozent. Dies ist also keine Erklärung für den hohen Männeranteil im Pflegemanagement.

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Gabriela Koslowski ist überzeugt, dass die mangelnde Selbstsicherheit der Frauen ein entscheidender Grund ist, weshalb sie immer seltener im Pflegemanagement arbeiten. Und das möchte die ehemalige Krankenschwester und Lehrerin für Pflege ändern, indem sie ihnen den Weg zu mehr innerer Stärke, zu mehr Resilienz weist – in ihren Seminaren und in ihrem Buch „Resilienz in der Pflege“.

Hier einige sehr konkrete Tipps, die sich im Grunde sofort umsetzen lassen:

Tipp 1: Lösen sie sich von Ihrem Kind-Ich

Viele negative Glaubenssätze rühren aus der Kindheit – die Eltern waren unzufrieden mit der Leistung, haben kaum Trost und Zuspruch gespendet, kaum Mut gemacht. Das steigert später das Verlangen nach Anerkennung. Die Crux: Man wird in seinem Selbstwertgefühl stark abhängig von dem Lob anderer. Sich davon frei zu machen, kann ein langwieriger Prozess sein. Manchmal geht es nicht ohne psychologische Begleitung, manchmal helfen auch spezielle Übungen, bei der man sich in die elterliche Position begibt, nach Erklärungen für deren Verhalten sucht und so „seinen Frieden mit der Vergangenheit schließt“, wie Koslowski es ausdrückt.

Tipp 2: Formulieren Sie täglich ihr positives Mantra

Reden Sie sich nicht ein, Sie seien nichts wert, ungeliebt und würden nicht Wesentliches erreichen. Leicht gesagt? Gabriela Koslowski empfiehlt: Formulieren Sie positive Glaubenssätze und wiederholen Sie sie bewusst jeden Tag, sprechen Sie sie ruhig laut aus! „In der Regel benötigen wir circa acht Wochen, bis so ein neuer Glaubenssatz konditioniert, das heißt, nachhaltig in uns verankert ist“, so die psychologische Beraterin.

Tipp 3: Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen Kraft spenden

Verabschieden Sie sich von Energieräubern – Menschen, die Ihnen einreden, dass ohnehin kaum etwas gelingt und man seinen Mitmenschen grundsätzlich misstrauen sollte. Suchen Sie sich dagegen Freunde, die Ihnen konstruktive Kritik entgegenbringen und sie unterstützen. Und vor allem: „Suchen Sie sich jemanden, der Sie ermuntert, Ihre Komfortzone zu verlassen“, empfiehlt Gabriela Koslowski.

Tipp 4: Beziehen Sie nicht alles auf sich

Sie fühlen sich unfreundlich behandelt? Überlegen Sie: In welcher Situation befindet sich Ihr Gegenüber gerade? Steht er unter Druck? Hat er Probleme? Lässt seine Nervosität ihn unwirsch scheinen?

Tipp 5: Reden Sie sich selbst gut zu

Wenn Sie sich ungerecht behandelt oder nicht wertgeschätzt fühlen: Rufen Sie sich positive Rückmeldungen von anderen Menschen in Erinnerung.

Tipp 6: Arbeiten Sie an Ihren sozialen Ängsten

Sie sind schüchtern? Sie merken, dass Sie sich in bestimmten Situationen immer wieder zurückziehen? Dann stellen Sie sich jeden Tag ein paar Aufgaben: Nehmen Sie sich etwa vor, sich in einer Fortbildung mindestens zweimal zu Worte zu melden, oder mit der Frau an der Rezeption eine kleine Plauderei zu beginnen.

Tipp 7: Delegieren Sie in der Familie

Stoßen Sie Veränderungen in Ihrem engsten Umfeld an: Das schafft Selbstvertrauen und gibt Ihnen die Zeit, die Sie brauchen, um berufliche Ziele in Angriff zu nehmen. Beginnen Sie etwa damit, ihre 13- und 15-jährigen Kinder zu bitten, die Spülmaschine auszuräumen, bitten Sei Ihren Mann an bestimmten Tagen in der Woche das Kochen oder Einkaufen zu übernehmen (wenn er es nicht schon längst tut). Gabriela Koslowski hat beobachtet, dass mehr Männer – als gemeinhin vermutet – bereit sind, ihren Part im Haushalt zu übernehmen.

Auorin: kig

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