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BGW-Impfkampagne

7 Tipps für eine 100-prozentige-Impfquote

Zurzeit machen 2.500 Pflegekräfte eine Post-Covid-Reha – das zeigt einmal wieder, wie wichtig die Impfung ist. Doch was können Kliniken und Heime unternehmen, um wirklich alle zu überzeugen?

Die Stiftung Jüdisches Krankenhaus Berlin, die Asklepios Klinik Alsbach und Altenpflegeheim Betreutes Wohnen St. Josef in Waldshut-Tiengen – Sie haben es geschafft: eine 100 prozentige Corona-Impfquote (Letztere 99,2 Prozent). Sie sind die Gewinner der BGW-Corona-Impfkampagne „Impfen schützt. Mich. Dich. Alle.“, für das der Mediziner und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen mit seinem Gesicht warb.

Stolze Prozente. Nur offensichtlich nicht das Maß der Impfquote. Denn deutschlandweit sind in Kliniken und Pflegeeinrichtungen noch Zehntausende ohne Corona-Impfung. Anfang April veröffentlichte die Wochenzeitung Welt am Sonntag eine Umfrage bei allen Gesundheitsministerien, nach der mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen nicht gegen Corona geimpft seien. Und Ende April schrieb das Redaktions-Netzwerk Deutschland, dass allein den Gesundheitsämtern der 20 größten Städte mehr als 47.000 Verstöße gegen die Corona-Impflicht gemeldet worden.

Es bleibt also noch einiges zu tun. Und die Frage, wie es denn die BGW-Gewinner geschafft haben, ihre Mitarbeiterinnen von der Impfung zu überzeugen, beantwortet Thomas Wilhelm, Geschäftsführer der Asklepios Hirschpark Klinik im südhessischen Alsbach-Hähnlein und mit 100 Prozent Impfquote Gewinner in der Kategorie 100 bis 500 Mitarbeitende.

Das Erfolgsrezept der  Asklepios Klinik Alsbach

Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:

  1. Bildung eines „Corona-Ausschusses“ mit Medizinern, Abteilungsleitern und dem Betriebsrat. Wöchentliche Treffen, die relevanten Ergebnisse gingen anschließend an alle Beschäftigten
  2. Weiterleitung aller sonstigen relevanten Infos an alle Mitarbeiter regelmäßig per Mail
  3. . Frühzeitige Organisation von diversen Impfterminen ohne Wartezeit
  4. Gespräche des Chefarztes mit den jeweils einzelnen Abteilungen
  5. Gespräche des Chefarztes einzeln mit jedem Impfkritiker
  6. Gespräche des Geschäftsführers Thomas Wilhelm mit Impfkritikern. Jedoch nur Überzeugungsarbeit; keinerlei Druck.
  7. Eigene Erfahrungen der Klinik. Im Frühjahr 2021 waren einige Mitarbeiter zum Teil schwer erkrankt und haben ihren Kolleginnen und Kollegen erzählt, was das konkret für sie bedeutet hat.

„Reden, reden, reden und keinen Druck machen“, so fasst der Geschäftsführer das Ergebnis der erfolgreichen Impfaktion zusammen. Besonders wichtig war ihm, sich „gerade bei Impfskeptikern sich die Zeit zu nehmen, um sie zu überzeugen“.

Dass in einigen Einrichtungen zur Durchsetzung der Impflicht auch mit Geldprämien gearbeitet wurde, sieht er skeptisch: „Ich bin nicht der Überzeugung, dass ein Sachverhalt oder eine Meinungsverschiedenheit durch Zahlung von Geld geändert werden kann. Geld sollte kein Anreiz sein, seine grundlegende Meinung zu ändern.“

Verdacht auf Berufskrankheit – pro Woche 6.000 Meldungen

Für die BGW ist die Impfkampagne mit dieser Aktion noch lange nicht beendet. „Pro Woche erreichen die BGW zurzeit über 6.000 Meldungen auf den Verdacht einer Berufskrankheit – nur für Covid-19. Insgesamt sind es inzwischen rund 200.000 Fälle“, sagt BGW-Hauptgeschäftsführer Jörg Schudmann. Und rund 2.500 Pflegekräfte machen zurzeit eine Post-Covid-Rehabilitation. Daher wird die BGW seine Beratungs- und Unterstützungsangebote auch nicht herunterfahren.

Die extreme Herausforderung des BGW durch die Corona-Pandemie beschreibt Jörg Schudmann so: „Vor Corona hatten wir rund 1.000 Infektionsmeldungen – pro Jahr.“

Autor: Hans-Georg Sausse

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