Der Artikel erschien erstmals am 14. April 2021 auf pflegen-online.de und wurde am 3. Juni 2022 aktualisiert.
„Wir waren von Anfang an begeistert,“ sagt Susanne Tittel, Pflegedienstleitung der Johanniter Sozialstation im sächsischen Pirna. Seit 2019 sind die Pflegekräfte ihrer Sozialstation auf dem E-Bike unterwegs, „weil man gerade in Pirna oft viel schneller unterwegs ist und keine Parkschwierigkeiten hat. E-Bikes sind ökonomisch, ökologisch, einfach innovativ.“
Kein Stau-Stress, kein Ärger bei der Parkplatz-Suche
Das kann Alexandra Suarez-Arnold nur bestätigen. Sie spricht für den Heidelberger Pflegedienstleister „Frauen pflegen Frauen“, der schon seit 1995 ausschließlich Fahrrad und E-Bike einsetzt. Nach 25 Jahren zieht man dort ein durchgängig positives Fazit. „Unsere Erfahrungen sind sehr, sehr gut,“ sagt Alexandra Suarez-Arnold. „Wir sind hier im Stadtzentrum deutlich schneller unterwegs. Kein Stau-Stress, kein Ärger bei der Parkplatz-Suche, sondern wir fahren auf dem schnellsten Weg zu unseren Patientinnen.“
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In Troisdorf sparen sie durch E-Bikes täglich 30 Minuten
Beim ASB Troisdorf hat man aus der E-Bike-Mobilität eine Win-Win-Situation gemacht: „Unsere Pflegekräfte können mit dem E-Bike jeden Tag rund 30 Minuten Zeit gewinnen, und entsprechend früher nach Hause gehen,“ heißt es dort. Also alles super? Nicht ganz, denn trotz vieler positiver Rückmeldungen gibt es immer noch Vorbehalte bei einigen Pflegekräften.
Manch Pflegekraft möchte wie gewohnt Auto statt E-Bike fahren
Davon kann Marco Heise berichten. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Leipziger Herstellers Velosic, das sich auf Lastenräder für Liefer- und Pflegedienste spezialisiert hat. Bei seinen Gesprächen mit Pflegediensten stößt er immer wieder auf die gleichen Einwände, kaum bei den Leitungen, hauptsächlich bei den Pflegekräften. „Das eine Argument kommt immer wieder – das Wetter. ‚Was ist, wenn es kalt ist oder wenn es regnet’, wird dann immer gefragt.“ Seine Antwort: „Man muss nicht den gesamten Fuhrpark auf E-Bikes umstellen“. Er vermutet hinter den Gegenargumenten auch eine gewisse Veränderungsverweigerung: „Die Pflegekräfte sind halt an das eigene Auto gewöhnt.“
Was machen Pflegekräfte mit E-Bikes bei schlechtem Wetter?
Auf das Wetter-Argument antwortet Alexandra Suarez-Arnold von „Frauen pflegen Frauen“: „Wir stellen Schutzkleidung, gute Schuhe, und, wenn es gar nicht mehr geht, alternative Angebote wie die Abo-Karte für den ÖPNV.“ Damit kommen ihre Pflegekräfte bestens zurecht.
Danilo Schulz von der Dresdner Geschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die das Pirna-E-Bike-Projekt begleitet, sieht „wettermäßig“ schon Probleme: „In der ‚kalten Jahreszeit’ ist der Einsatz auf zwei Rädern etwas eingeschränkt. Hier muss man die zusätzliche Kleidung und Umzieh-Zeiten für einrechnen. In der Wohnung der Klienten ist es etwas hinderlich, Regensachen oder Wintersachen abzulegen, dies ist jedoch notwendig und gehört sich auch so. Die Wohnungen unserer Klientel bieten da nicht immer die entsprechenden Möglichkeiten.“
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Die 6 schlagende Vorteile von E-Bikes
Auch wenn das Wetter beim E-Bike nicht immer mitspielt, es gibt viele gute Argumente für das E-Bike:
- Für ein Liefer-E-Bike braucht es keinen Führerschein und es besteht keine Versicherungspflicht. E-Bikes sind somit ein attraktives Angebot für junge Pflegekräfte, denn fast 90 Prozent des Pflegenachwuchses besitzt keinen Führerschein. So helfen E-Bikes also auch gegen den Fachkräftemangel.
- Dank der Motorunterstützung kommen die Pflegekräfte entspannt zu ihren Kunden.
- Mit dem E-Bike darf auf Fußwegen geparkt werden. So ergeben sich kurze Wege zum Patienten.
- Da Pflegekräfte mit Liefer-E-Bikes auf Radwegen fahren dürfen, sind sie bei dichtem Straßenverkehr meist schneller als im Auto unterwegs.
- Finanziell rechnet sich das auch: Das E-Bike ist preislich unschlagbar im Vergleich mit PKW und Roller mit nur 0,17 Euro Energiekosten pro 100 km. Außerdem: Kaum Wartungskosten und keine Steuern. Von den ökologischen Vorteilen ganz zu schweigen …
- Staatlich gefördert werden momentan ausschließlich gewerblich genutzte Modelle, beispielsweise aus den Bereichen Handwerk und Pflege. Die Förderanträge zur E-Lastenrad-Richtlinie nimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis zum 29. Februar 2024 entgegen. Die Antragstellung erfolgt mit einem elektronischen Antragsverfahren. Förderfähig sind 25 Prozent der Ausgaben für die Anschaffung, maximal jedoch 2.500 Euro pro E-Lastenfahrrad beziehungsweise Lastenfahrradanhänger mit E-Antrieb.
Bleibt das Wetter als einziges Gegenargument...
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Autor: Hans-Georg Sausse/kw